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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wohl?« fragte Hofer besorgt.
    »Wissen Sie, was unser hochgeschätzter Reichsführer soeben verlauten ließ, Hofer? Er hat dem Führer kein Wort davon gesagt, wie weit diese Sache bereits gediehen ist. Er möchte ihn überraschen. Ist das nicht goldig?«
    »Herr Oberst, um Gottes willen!«
    Radl hob sein Glas. »Auf unsere Kameraden, Hofer; die dreihundertzehn aus dem Regiment, die im Winterkrieg gefallen sind. Und fragt mich nur nicht, wofür. Wenn Sie's rauskriegen, dann lassen Sie's mich wissen.« Hofer starrte ihn an, und Radl lächelte. »Schon gut, Hofer, ich sage nichts mehr. Haben Sie sich erkundigt, wann meine Maschine nach Paris startet?«
    »Zehn Uhr dreißig ab Tempelhof. Ich habe einen Wagen für neun Uhr fünfzehn bestellt. Sie haben reichlich Zeit.« »Und der Weiterflug nach Amsterdam?«
    »Irgendwann morgen vormittag. Wahrscheinlich um elf, aber das konnten sie nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Paßt großartig! Jetzt fehlt nur noch ein kleiner Wettersturz, und ich komme nicht vor Donnerstag nach Landsvoort. Was sagt der Wetterbericht?«
    »Nichts Gutes. Eine Kaltfront aus Rußland ist im Anzug.« »Das ist sie offenbar immer«, war Radls düsterer Kommentar. Er zog die Schreibtischlade auf und nahm einen versiegelten Umschlag heraus. »Das ist für meine Frau. Sorgen Sie dafür, daß sie ihn bekommt. Schade, daß Sie nicht mitkönnen, aber Sie müssen hier die Stellung halten, das verstehen Sie doch?«
    Hofer blickte auf den Brief, und seine Augen hatten einen furchtsamen Ausdruck. »Herr Oberst denken doch wohl nicht...« »Mein lieber, guter Hofer«, erwiderte Radl, »ich denke gar nichts. Ich treffe nur meine Vorkehrungen für alle Eventualitäten. Wenn diese Sache schiefgeht, dann dürfte keiner der Beteiligten mehr... wie soll ich es ausdrücken... gern bei Hofe gesehen sein. Falls es dazu kommen sollte, dann müssen Sie eisern jede Kenntnis von dieser Angelegenheit ableugnen. Alles, was ich getan habe, habe ich allein getan.« »Herr Oberst, bitte...«, sagte Hofer heiser. Er hatte Tränen in den Augen.
    Radl nahm ein zweites Glas heraus, füllte es und reichte es ihm. »Kommen Sie, stoßen wir an. Worauf wollen wir trinken?« »Das weiß Gott, Herr Oberst.«
    »Ich will's Ihnen sagen, Hofer. Auf die Liebe und auf die Freundschaft und die Hoffnung.« Er grinste ein bißchen mühsam. »Wissen Sie, mir ist gerade eingefallen, daß der Reichsführer wahrscheinlich von keinem dieser drei Dinge die geringste Ahnung hat... Na ja...« Er warf den Kopf zurück und leerte sein Glas in einem Zug.

    Wie die meisten höheren Beamten von Scotland Yard hatte auch Jack Rogan ein schmales Feldbett in seinem Büro, wo er nächtigte, wenn wegen der Fliegerangriffe die Heimfahrt schwierig war. Als er am Mittwoch kurz vor dem Lunch von der allwöchentlichen Besprechung der Abteilungschefs zurückkam, fand er Grant in tiefem Schlaf dort liegen. Rogan rief in den Korridor hinaus, der wachhabende Konstabler möchte Tee bringen. Dann versetzte er Grant einen freundschaftlichen Rippenstoß, ging hinüber ans Fenster und stopfte seine Pfeife. Der Nebel war ärger denn je. Die berühmte Londoner Spezialität. Grant stand auf und zog die Krawatte zurecht. Sein Anzug war zerknittert, und er hatte dringend eine Rasur nötig. »Die Rückfahrt war wirklich das Letzte. Ein Nebel zum Schneiden.« »Haben Sie irgend etwas erreicht?«
    Grant öffnete seine Mappe, nahm eine Akte heraus und brachte eine Karte zum Vorschein, die er auf Rogans Schreibtisch legte. Ein Foto Liam Devlins war darangeheftet. Seltsamerweise sah er darauf älter aus. Unter dem Foto standen in Maschinenschrift mehrere Namen. »Das ist Murphy, Sir.«
    Rogan stieß einen leisen Pfiff aus. »Der? Sind Sie sicher?« »Reuben Garvald ist ganz sicher.«
    »Aber das kann nicht sein«, sagte Rogan. »Die letzte Nachricht über ihn lautete, daß er in Spanien in der Tinte sitzt, weil er auf der falschen Seite gekämpft hat. Arbeitet als Lebenslänglicher auf einer Gefängnis-Farm.« »Offenbar doch nicht, Sir.«
    Rogan sprang auf und trat wieder ans Fenster. Eine Weile blieb er, mit den Händen in den Taschen, dort stehen. »Wissen Sie, er ist einer der wenigen Obermacher der Bewegung, die ich nie zu Gesicht bekam. Der große Geheimnisvolle. Allein schon alle diese Decknamen.« »In seiner Akte steht, daß er das Trinity College besucht hat, was für einen Katholiken recht ungewöhnlich ist«, sagte Grant. »Gute Abschlußprüfung in Englischer Literatur. Eine

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