Der Adler ist gelandet
gehört auch zu ihnen. Sie schoß auf mich und ich... ich habe sie in den Keller gesperrt. Dann nahm ich ihr Auto und fuhr hierher.« Plötzlich ließ die Anspannung nach. Es war, als hätte Pamela sich durch schiere Willenskraft aufrecht gehalten, solange es notwendig war. Sie sank in die Kissen zurück und schloß die Augen. Kane sagte: »Aber wie sind Sie denn aus der Kirche wieder herausgekommen, Pamela?« Wieder öffnete sie die Augen und starrte ihn halb betäubt und verständnislos an. »Aus der Kirche? Oh, wie... wie immer.« Ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern. »Und dann lief ich zu Joanna, und sie schoß auf mich.« Ihre Augen fielen zu. »Ich bin so müde, Harry.« Kane stand auf, und Shafto ging ihm in den Nebenraum voran. Vor dem Spiegel rückte er das Käppi zurecht. »Also, was halten Sie von der Geschichte? Zunächst mal diese Grey. Muß das größte Miststück aller Zeiten sein.«
»Wem müssen wir Meldung machen? Dem Kriegsministerium und dem Hauptquartier für Ostengland zuerst, und...«
Shafto schnitt ihm das Wort ab. »Haben Sie eine Ahnung, wie lange ich an der Strippe hängen würde, bis diese Schreibtischhengste beim Generalstab sich darüber klarzuwerden versuchen, ob ich richtig gehört habe oder nicht.« Er hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. »Nein, zum Kuckuck, ich mach' die ›Krauts‹ selber dingfest, hier und jetzt, und ich habe die richtigen Leute dazu. Handle heute!« Er lachte rauh. »Churchills persönlicher Leitspruch. Haut genau hin, wie?«
Jetzt begriff Kane. Es mußte Shafto wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein. Es würde ihm nicht nur seinen Rang sichern, sondern seine Karriere erst richtig anheizen. Der Mann, der Churchill rettete. Ein Handstreich, der in die Geschichtsbücher eingehen würde. Danach sollte das Pentagon versuchen, ihm den Generalsstern vorzuenthalten! Ganz Amerika würde Sturm laufen.
»Verzeihung, Sir«, sagte Kane beharrlich. »Wenn das stimmt, was Pamela erzählt hat, dann dürfte dies ungefähr das heißeste Ding aller Zeiten sein. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, das britische Kriegsministerium würde wenig Verständnis...«
Wieder krachte Shaftos Faust auf den Schreibtisch. »Was ist in Sie gefahren? Haben diese Gestapo-Kerle an Ihnen vielleicht bessere Arbeit geleistet, als sie selbst wußten?« Er wandte sich ruhelos zum Fenster, fuhr dann jedoch ebenso rasch wieder zu Kane herum und lächelte wie ein zerknirschter Schuljunge. »Verzeihen Sie, Harry, das war unbedacht. Natürlich haben Sie recht.« »Okay, Sir, was tun wir also?«
Shafto blickte auf die Uhr. »Vier Uhr fünfzehn. Der Premierminister kann nicht mehr weit sein. Wir wissen, welchen Weg er fährt. Ich halte es für das beste, wenn Sie ihm mit einem Jeep entgegenfahren und ihn hierhergeleiten würden. Nach den Angaben Miß Vorekers müßten Sie ihn kurz vor Walsingham abfangen können.«
»Jawohl, Sir. Zumindest können wir ihm hier mehr als hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.«
»Genau.« Shafto setzte sich an den Schreibtisch und nahm das Telefon auf. »Los jetzt, und nehmen sie Garvey mit.« »Zu Befehl, Sir.«
Als Kane die Tür öffnete, hörte er Shafto sagen: »Geben Sie mir den Kommandeur für den Abschnitt Ostengland, den Kommandeur persönlich.«
Als die Tür sich hinter Kane geschlossen hatte, nahm Shafto den Zeigefinger von der Telefongabel. Die Stimme der Vermittlung kam krächzend durch die Muschel. »Wünschen Sie etwas, Colonel?« »Ja, schicken Sie Captain Mallory zu mir, und zwar dalli.«
Fünfundvierzig Sekunden später stand Mallory vor ihm. »Sie ließen mich rufen, Sir?«
»Richtig, Sie fahren in fünf Minuten mit vierzig Leuten von hier ab. Acht Jeeps müßten reichen. Stopfen Sie die Leute einfach rein.« »Jawohl, Sir.« Mallory zögerte und durchbrach dann einen seiner eisernen Grundsätze. »Darf man sich die Frage erlauben, was Sie vorhaben?« »Well, sagen wir mal so«, sagte Shafto. »Ehe es heute Nacht wird, sind Sie Major... oder tot.«
Mallory ging mit heftig klopfendem Herzen hinaus, und Shafto trat zum Schrank in der Ecke, holte eine Flasche Bourbon heraus und goß sich ein halbes Glas ein. Regen peitschte gegen die Scheiben, und er stand am Fenster und trank bedächtig seinen Bourbon. Morgen um diese Zeit würde er höchstwahrscheinlich der bekannteste Mann in ganz Amerika sein. Seine große Stunde war gekommen, davon war er felsenfest überzeugt.
Als er drei Minuten später ins Freie trat, waren die
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