Der Adler ist gelandet
Zinkwanne, darauf trieb Devlin ihn gnadenlos zu. »Und jetzt hörst du gut zu, du Hund!« sagte er. »Faß das Mädchen nur noch einmal an, benimm dich auch nur im geringsten daneben, und ich kastrier' dich. Verstanden?« Er ließ ein paar Schläge unter die Rippen folgen; Seymour stöhnte und ließ die Hände sinken. »Und in Zukunft, wenn ich irgendwo reinkomm', stehst du auf und verduftest. Kapiert?«
Seine Rechte kam zweimal mit dem ungedeckten Kinn in Berührung, und Seymour stolperte über den Trog und rollte auf den Rücken. Devlin kniete nieder und tauchte sein Gesicht in das Regenwasser im Trog. Als er wieder auftauchte, um Luft zu holen, kauerte Molly neben ihm, und Pater Voreker beugte sich über Seymour. »Mein Gott, Devlin, Sie hätten ihn töten können«, sagte der Priester. »Den nicht«, erwiderte Devlin. »Leider.« Als wollte er Devlins Worte bestätigen, stöhnte Seymour und versuchte, sich aufzurichten. Im gleichen Augenblick kam Mrs. Prior mit einer doppelläufigen Flinte aus dem Haus. »Bringen Sie ihn von hier weg«, gebot sie Voreker, »und bestellen Sie ihm, sobald er sein bißchen Verstand wieder beisammen hat, von mir: wenn er noch einmal herkommt und meinem Mädel was will, dann erschieß' ich ihn wie einen Hund und steh' dafür gerade.«
Laker Armsby tauchte einen alten Emailleeimer in den Trog und leerte ihn über Arthur Seymour aus. »Soll dir guttun, Arthur«, sagte er vergnügt. »Wird dein erstes Bad sein seit Michaeli, da möcht' ich wetten.« Seymour ächzte und tastete nach dem Trog, um sich daran hochzuziehen. Pater Voreker sagte: »Helfen Sie mir, Laker.« Und gemeinsam führten sie ihn zu Vorekers Wagen.
Mit einemmal begann sich alles um Devlin zu drehen wie auf hoher See. Er schloß die Augen. Er hörte Mollys Schreckensschrei, fühlte ihre kräftige junge Schulter unter seinem Arm, und dann stützte ihn auch die Mutter auf der anderen Seite. Die beiden Frauen brachten ihn ins Haus. Als er wieder zu sich kam, saß er auf dem Küchenstuhl am Feuer, den Kopf an Mollys Brust gelehnt, während sie ihm ein feuchtes Tuch an die Stirn hielt. »Jetzt reicht's, ich bin wieder ganz in Ordnung«, sagte er. Sie blickte mit ängstlichem Gesicht auf ihn herab. »Mein Gott, ich hab' geglaubt, er spaltet Ihnen mit dem einen Hieb den Schädel.« »Kleine Schwäche von mir«, erklärte ihr Devlin, als er sah, daß sie sich Sorgen machte, und wurde vorübergehend ernst. »Nach einer zu großen Anstrengung kippe ich manchmal um, geh' einfach aus wie eine Kerze. Irgendwas Psychologisches.« »Was ist das?« fragte sie verwirrt.
»Spielt keine Rolle«, sagte er. »Wenn ich bloß den Kopf wieder so hinlegen dürfte, an Ihre Brust.« Sie errötete. »Sie Teufel.«
»Sehen Sie«, sagte er. »Gar nicht so viel Unterschied zwischen Arthur und mir, wenn's drauf ankommt.«
Sie tippte sehr behutsam mit einem Finger an seine Stirn. »Solchen Unsinn hab' ich im Leben noch von keinem erwachsenen Menschen gehört.«
Ihre Mutter kam in die Küche. »Bei Gott, Junge«, sagte sie, während sie die Bänder ihrer frischen Schürze knotete, »Sie haben bestimmt einen Bärenhunger nach der Balgerei. Hätten Sie jetzt Appetit auf Ihre Fleischpastete?«
Devlin blickte zu Molly auf und grinste. »Danke vielmals, Ma'am. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich glaub', das wär' jetzt das Zweitschönste auf der Welt.«
Das Mädchen verbiß sich das Lachen, hielt ihm die geballte Faust unter die Nase und half der Mutter beim Anrichten.
Devlin kam erst spät abends nach Hobs End zurück. In den Marschen war es so still wie vor drohendem Regen, der Himmel war dunkel, und in der Ferne hörte man Donnergrollen. Er machte einen Umweg, um die Deichschieber zu kontrollieren, die den Wasserzufluß in das Netzwerk von Gräben regelten, und als er schließlich in den Hof seines Hauses einbog, sah er Joanna Greys Wagen vor der Tür parken. Joanna lehnte in WVS-Uniform an der Hauswand und blickte aufs Meer hinaus, der Hund saß geduldig neben ihr. Als Devlin näher kam, wandte sie sich zu ihm um. Er hatte eine ansehnliche Beule auf der Stirn, wo Seymours Faust den Treffer gelandet hatte.
»Häßlich«, sagte sie. »Haben Sie häufig Selbstmordgelüste?« Er grinste. »Sie sollten erst den andern sehen.« »Habe ich.« Sie schüttelte den Kopf. »Das muß aufhören, Liam.« Hinter vorgehaltenen Händen zündete er sich eine Zigarette an. »Was muß aufhören?«
»Die Sache mit Molly Prior. Dazu sind Sie nicht hier. Sie haben
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