Der Afghane
Bridge und bog in die Cromwell Road in Richtung Heathrow ein.
Es war Pech für die Taucher, dass sie den ganzen Vormittag verloren hatten, aber nachdem Steve Hill sie eine Stunde lang vernommen hatte, war er sicher, dass sie unschuldig und ahnungslos waren. Er ließ ihnen aus der Personalkantine ein Frühstück mit allem Drum und Dran bringen und bat sie, sich das Hirn zu zermartern, bis ihnen einfiele, wer ihnen die Karte in die Tasche geschmuggelt haben könnte.
Sie versuchten, sich an jeden zu erinnern, dem sie begegnet waren, seit sie gepackt hatten. Endlich sagte der eine: »Mark, erinnerst du dich an den arabisch aussehenden Typen, der dir am Flughafen beim Ausladen geholfen hat?«
»Welcher arabisch aussehende Typ?«, fragte Hill.
Sie beschrieben den Mann, so gut sie konnten. Schwarzes Haar, schwarzer Bart, sauber getrimmt. Dunkle Augen, olivfarbene Haut. Ungefähr fünfundvierzig, fit aussehend. Dunkler Anzug. Hill hatte die Aussagen von dem Friseur und dem Schneider aus Ras al-Khaimah. Es war Crowbar. Er dankte den beiden aufrichtig und ließ sie durch einen Fahrer nach Hause bringen.
Als er Gordon Phillips in Edzell und Marek Gumienny beim Frühstück in Washington anrief, konnte er vorlesen, was auf die Karte in seiner Hand gekritzelt war. Die kurze Nachricht lautete: »WENN SIE IHR LAND LIEBEN, RUFEN SIE NACH IHRER RÜCKKEHR DIE NUMMER XXXXXXXXXXXX AN. TEILEN SIE DORT MIT, CROWBAR SAGT, ES WIRD IRGENDEIN SCHIFF SEIN.«
»Ziehen Sie alle Register«, befahl er Edzell. »Suchen Sie die ganze Welt nach einem verschwundenen Schiff ab.«
Wie Kapitän Herrmann von der Java Star hatte auch Liam McKendrick es vorgezogen, sein Schiff selbst um die diversen Landzungen zu führen und das Steuer abzugeben, wenn die Meerenge zwischen den Inseln von Tawitawi und Jolo hinter ihnen läge. Vor ihnen lag die offene Celebes-See, und jetzt ging es auf direktem Südkurs zur Straße von Makassar.
Er hatte sechs Mann Besatzung: fünf Inder aus Kerala, allesamt Christen, loyal und tüchtig, und einen Ersten Offizier aus Gibraltar. Ihm hatte er das Steuer übergeben und war unter Deck gegangen, als die Schnellboote von achtern heranjagten. Wie bei der Java Star hatte die Mannschaft auch hier keine Chance. In Sekundenschnelle waren zehn Piraten über die Reling gekommen und stürmten auf die Brücke. Mr. Lampong, der die Entführung leitete, kam in gemächlicherem Tempo hinterher.
Diesmal gab es keinen Grund für überflüssige Umständlichkeiten oder Gewaltandrohungen. Die Countess of Richmond hatte nur eine Aufgabe: Sie musste verschwinden, mitsamt ihrer Besatzung und für immer. Was sie in diese Gewässer gelockt hatte – ihre wertvolle Fracht –, würde komplett abgeschrieben werden müssen. Bedauerlich, aber nicht zu ändern.
Die Mannschaft wurde einfach an die Heckreling geführt und mit Maschinenpistolen erschossen. Ihre Leichen, noch zuckend aus Protest gegen diesen unfairen Tod, flogen über die Reling. Man brauchte sie nicht einmal mit Ballast zu beschweren, damit sie untergingen. Mr. Lampong kannte seine Haie.
Liam McKendrick ging als Letzter. Wütend brüllte er die Mörder an und nannte Mr. Lampong ein heidnisches Schwein. Der fanatische Moslem ließ sich nicht gern als Schwein bezeichnen. Er achtete darauf, dass der Liverpooler Kapitän verwundet, aber noch lebend ins Wasser stürzte.
Die Piraten von Abu Sayyaf hatten schon genügend Schiffe versenkt, um zu wissen, wo die Bodenventile waren. Als die Bilge unter dem Laderaum zu fluten begann, gingen die Piraten von Bord und dümpelten in einiger Entfernung auf dem Wasser, bis das Heck unterging und der Bug sich aufrichtete. Langsam sank die Countess rückwärts auf den Grund der Celebes-See. Als sie verschwunden war, wendeten die Mörder und rasten in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren.
Die Gruppe im Langhaus an dem philippinischen Fluss erfuhr durch einen kurzen Anruf über Mr. Lampongs Satellitentelefon draußen auf dem Meer, wann sie abreisen würden. Die Männer bestiegen den Kreuzer, der am Fuße der Treppe lag. Martin sah, dass die Zurückbleibenden keine Erleichterung zeigten, sondern nur tiefen Neid.
In seiner ganzen Laufbahn bei den Special Forces hatte Martin noch nie einen Selbstmordattentäter vor der Tat gesehen. Jetzt war er gleich von mehreren umgeben, und er war selbst einer von ihnen.
Auf Forbes Castle hatte er viel über ihren Geisteszustand gelesen – von ihrer totalen Überzeugung, dass das, was sie tun, für
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