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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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steckte eine noch unentdeckte malaysische Landing Card.
    In einem Flusslauf am Rande der Halbinsel Zamboanga arbeitete ein Lackierer im Flutlicht auf einer Plattform, die vor dem Heck hing, am letzten »d« im Namen des Schiffes, das hier festgemacht hatte. Am Mast hing schlaff die Flagge der britischen Handelsmarine. Zu beiden Seiten des Bugs und am Heck stand der Name Countess of Richmond, und am Heck darunter noch das Wort »Liverpool«. Als der Lackierer von der Plattform stieg und das Flutlicht erlosch, war die Verwandlung vollendet. In der Morgendämmerung kam ein als Sportfischerboot getarnter Kabinenkreuzer langsam den Fluss herauf. Er brachte die letzten beiden Mitglieder der neuen Besatzung der alten Java Star, diejenigen, die das Schiff auf seiner – und ihrer – letzten Reise führen sollten.
     
    Das Beladen der Countess of Richmond begann im Morgengrauen, als die Luft noch kühl und angenehm war. In drei Stunden würde hier wieder das übliche Saunaklima herrschen. Die Ladekräne waren nicht gerade ultramodern, aber die Schauerleute verstanden ihr Gewerbe, und die Edelholzbalken schwangen an ihren Ketten an Bord und wurden unten im Laderaum von der schwitzenden Crew verstaut.
    In der Mittagshitze mussten selbst die Einheimischen von Borneo eine Pause einlegen, und vier Stunden lang schlummerte in dem alten Holzhafen alles, was ein bisschen Schatten fand. Bis zum Frühjahrsmonsun war es nur ein Monat, und schon jetzt näherte sich die Luftfeuchtigkeit, die nie weit unter neunzig Prozent lag, allmählich der Hundertermarke.
    Kapitän McKendrick wäre lieber auf hoher See gewesen, aber als die Sonne unterging, war die Ladung an Bord und die Luken geschlossen, und am nächsten Morgen würde der Lotse an Bord kommen, um den Frachter wieder auf das offene Meer zu bringen. Das bedeutete eine weitere Nacht in diesem Treibhaus. Seufzend suchte McKendrick noch einmal Zuflucht in der klimatisierten Atmosphäre unter Deck.
    Am nächsten Morgen um sechs erschien der örtliche Agent geschäftig an Bord; der Lotse war bei ihm, und die letzten Papiere wurden unterschrieben. Dann glitt die Countess gemächlich hinaus auf das Südchinesische Meer.
    Wie vor ihr die Java Star ging sie auf Kurs Nordost, um die Spitze Borneos zu umrunden und dann südwärts durch den Sulu-Archipel nach Java zu fahren. Dort in Surabaya, glaubte der Skipper, erwarteten ihn sechs Hochseecontainer mit asiatischen Seidenstoffen. Er sollte nicht erfahren, dass diese Seide nicht in Surabaya lag – und nie gelegen hatte.
    Der Kreuzer setzte seine drei Passagiere an einem wackligen Landungssteg in dem Flusslauf ab. Mr. Lampong ging den anderen voraus zu einem Langhaus auf Pfählen über dem Wasser, das als Ess- und Schlafstätte für die Männer diente, denen die Mission anvertraut war, die Martin als »Stingray« und Mr. Lampong als »al-Isra« kannte. Andere in dem Langhaus würden zurückbleiben. Mit ihrer Arbeit hatten sie die gekaperte Java Star für die Reise vorbereitet.
    Sie waren bunt zusammengewürfelte Indonesier von der Gruppe Jemaat Islamija, die für die Bombenanschläge auf Bali und anderen Inseln der Kette verantwortlich war, und Philippinos von Abu Sayyaf. Sie sprachen das heimische Tagalog und javanesischen Dialekt, und von denen, die von weiter westlich kamen, hörte man gelegentliche Randbemerkungen auf Arabisch. Einen nach dem andern lernte Martin die Crew kennen und erfuhr, welche Aufgabe jeder hatte.
    Ingenieur, Steuermann und Funker waren Indonesier. Suleimans Fach war, wie sich herausstellte, die Fotografie. Was immer bei dieser Mission passieren sollte, vor seinem Märtyrertod würde Suleiman den Höhepunkt mit einer digitalen Radiokamera fotografieren, und per Laptop und Satellitentelefon würde der ganze Datenstrom an den Fernsehsender al-Dschasira gesendet und von dort verbreitet werden.
    Ein Teenager war dabei, der aussah wie ein Pakistani, aber Lampong sprach Englisch mit ihm. Als er antwortete, war dem Jungen anzuhören, dass er in Großbritannien geboren und aufgewachsen sein musste, jedoch pakistanische Eltern hatte. Er sprach ein breites Nordenglisch; in Martins Ohren klang es nach der Gegend von Leeds und Bradbury. Allerdings konnte Martin nicht herausfinden, wozu der Junge dabei war. Vielleicht als Koch.
    Damit blieben drei: Martin selbst betrachtete seine Anwesenheit als persönliches Geschenk von Osama bin Laden. Der zweite war ein echter Chemieingenieur und vermutlich Sprengstoffexperte. Und der dritte war

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