Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Kriegsschiffe sein. Sobald ein abfangendes Schiff beschossen wird, hat das Geisterschiff seine Tarnung aufgegeben und kann aus der Luft versenkt werden, Sir.«
    Marek Gumienny fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Sonst noch was?«
    »Es gibt eine dritte Möglichkeit«, erwiderte Seymour. »Der Einsatz von Sprengstoff, um damit ein schreckliches Massaker unter Zivilpersonen anzurichten. In diesem Fall wäre das Ziel wahrscheinlich ein Touristenort am Meer, vollgestopft mit Strandurlaubern. Eine entsetzliche Vorstellung, vergleichbar mit der Zerstörung von Halifax, Nova Scotia, im Jahre 1917. Damals explodierte ein Munitionstransporter im inneren Hafenbecken. Die Stadt verschwand von der Landkarte. Das Unglück gilt immer noch als die größte nichtnukleare Explosion der Geschichte.«
    »Ich werde das alles weiterberichten müssen, Steve, und meinen Vorgesetzten wird es nicht gefallen«, sagte Gumienny, als sie sich auf der Rollbahn verabschiedeten. »Übrigens, wenn Gegenmaßnahmen ergriffen werden – und das wird sich nicht vermeiden lassen –, werden wir die Medien da nicht heraushalten können. Wir können uns die beste Tarngeschichte ausdenken, die es gibt, um die Aufmerksamkeit von Colonel Martin abzulenken. Aber Sie wissen, dass wir der Realität ins Auge sehen müssen, auch wenn ich noch so große Hochachtung für ihn habe. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er damit erledigt ist.«
     
    Major Larry Duval warf einen Blick aus der Aufsichtsbaracke in der Sonne von Arizona und war wie immer begeistert vom Anblick des F-15 Strike Eagle, der ihn erwartete. Er flog die F-15 E-Version, die vermutlich die Liebe seines Lebens war, seit zehn Jahren. Im Laufe seiner Karriere hatte er auch den F-111 Aardvark und den F-4G Wild Weasel geflogen; beides waren beachtliche Maschinen, und es war eine Ehre gewesen, dass die U. S. Air Force ihn damit hatte fliegen lassen. Aber nach zwanzig Jahren als Flieger bei der USAF war der Eagle für ihn das Größte.
    Der Jäger, den er an diesem Tag von der Luke Air Force Base nach Washington State hinauffliegen würde, wurde noch gewartet. Immun gegen Liebe und Lust, Hass und Angst, kauerte der Eagle schweigend inmitten des Gewimmels von Männern und Frauen in Overalls, die auf seiner gedrungenen Gestalt herumkletterten. Larry Duval beneidete seinen Eagle: Trotz seiner myriadenfach komplizierten Konstruktion konnte er nichts fühlen. Er konnte niemals Angst haben.
    Das Flugzeug, das heute Morgen für den Testflug vorbereitet wurde, war auf dem Luftwaffenstützpunkt Luke grundlegend überholt und von oben bis unten gewartet worden. Nach einem solchen Werkstattaufenthalt verlangten die Vorschriften einen Testflug.
    So wartete die Maschine an diesem Vormittag in der strahlenden Frühlingssonne von Arizona: 19 Meter lang, 6 hoch und 12 breit. Unaufgetankt wog sie 18 Tonnen, und ihr maximales Startgewicht betrug das Doppelte. Larry Duval drehte sich um, als sein für die Waffensysteme zuständiger Offizier, Captain Nicky Johns, hereingeschlendert kam, nachdem er seine eigenen Systemchecks absolviert hatte. Im Eagle sitzt der Weapons Systems Officer, kurz WSO oder »Wizzo«, im Tandemsitz hinter dem Piloten, umgeben von einer Bordelektronik im Wert von vielen Millionen Dollar. Auf dem langen Flug zum Stützpunkt McChord würde er sie komplett testen.
    Der offene Geländewagen hielt vor der Tür, um die beiden Flieger die halbe Meile bis zu ihrem wartenden Jäger zu fahren. Sie verbrachten zehn Minuten mit den einleitenden Checks, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass die Bodencrew irgendetwas übersehen hatte, extrem gering war.
    Sie schnallten sich an, nickten der Bodencrew ein letztes Mal zu, worauf die Leute von der Maschine kletterten, abzogen und die beiden allein ließen. Larry Duval startete die beiden starken F-100-Triebwerke, die Kabinenhaube senkte sich zischend herab, rastete ein, und der Eagle begann zu rollen. Er drehte sich in den leichten Wind, der die Startbahn herunterwehte, blieb stehen, erhielt seine Freigabe und nickte noch einmal in einem letzten Bremstest. Dann schossen zehn Meter lange Flammen aus den Zwillingsnachbrennern, und Major Duval entfesselte die ganze Kraft der Triebwerke.
    Eine Meile weiter, bei 185 Knoten, verließen die Räder den Asphalt der Startbahn. Der Eagle war in der Luft. Fahrwerk hoch, Klappen hoch, Abschaltung der Treibstoff saufenden Nachbrenner. Duval ging in einen Steigflug von 5000 Fuß pro Minute, und der Wizzo hinter ihm gab ihm die

Weitere Kostenlose Bücher