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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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islamischen Extremismus ist.
    Seine beiden neuen Matrosen hatten tatsächlich für die Passage von Indien in die Karibik gearbeitet. Aber sie hatten es auf Befehl getan, um Erfahrungen zu sammeln. Und noch etwas konnte der katholische Venezolaner nicht wissen: Zwar hatten die beiden keinen Selbstmord im Sinn, aber sie gehörten zu Jamaat al-Muslimeen und arbeiteten für diese Gruppe. Die zwei Unglücksraben in der Bar waren nur ermordet worden, damit die beiden indischen Matrosen an Bord des Schiffes kommen konnten.
     
    Marek Gumienny beschloss, über den Atlantik zu fliegen, als er den Bericht aus Fernost erhielt. Doch diesmal nahm er einen Experten ganz anderer Art mit.
    »Die Arabisten haben ihren Zweck erfüllt, Steve«, sagte er vor dem Abflug am Telefon. »Jetzt brauchen wir Leute, die sich mit der internationalen Handelsschifffahrt auskennen.«
    Der Mann, den er mitnahm, war von der amerikanischen Zoll- und Grenzschutzbehörde, Abteilung Handelsmarine. Steve Hill kam aus London nach Schottland, begleitet von einem Kollegen aus der Schifffahrtsabteilung der SIS-Antiterror-Abteilung.
    In Edzell lernten sich die beiden jüngeren Männer kennen: Chuck Hemingway aus New York und Sam Seymour aus London. Beide wussten voneinander aus Berichten und Briefings, die unter den westlichen Antiterror-Diensten zirkulierten. Man gab ihnen zwölf Stunden Zeit, die Köpfe zusammenzustecken, um dann eine Einschätzung der Bedrohung und einen Plan zu ihrer Abwehr vorzulegen. Als sie sich mit Gumienny, Hill, Phillips und McDonald zusammensetzten, sprach Chuck Hemingway als Erster.
    »Das hier ist keine einfache Jagd, es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen«, sagte er. »Bei einer Jagd ist das Zielobjekt bekannt, aber wir wissen darüber nur, dass es etwas ist, das schwimmt. Vielleicht. Das muss ich Ihnen als Erstes sagen.
    Auf den Weltmeeren sind derzeit sechsundvierzigtausend Handelsschiffe unterwegs. Die Hälfte von ihnen fährt unter Billigflaggen, die sie mehr oder minder nach Lust und Laune des Kapitäns wechseln können.
    Sechs Siebtel der Erde sind von Wasser bedeckt, und diese Fläche ist so gewaltig, dass buchstäblich Tausende von Schiffen ständig ohne Sichtverbindung zum Land oder zu anderen Schiffen sind.
    Achtzig Prozent des Güterverkehrs auf der Welt findet nach wie vor auf dem Meer statt. Knapp sechs Milliarden Tonnen. Und es gibt viertausend Handelshäfen.
    Sie suchen ein Schiff, aber Sie wissen nichts über Typ, Größe, Tonnage, Aussehen und Alter, Sie kennen weder den Eigner noch die Flagge noch den Kapitän, noch den Namen. Um auch nur die geringste Chance zu haben, dieses Schiff zu finden – wir sprechen in solchen Fällen von Geisterschiffen –, brauchen wir entweder mehr als das oder ein gewaltiges Quantum Glück. Können Sie uns das eine oder das andere bieten?«
    Die Antwort war ein deprimiertes Schweigen.
    »Das klingt verdammt kläglich«, sagte Marek Gumienny schließlich. »Sam, hätten Sie einen Hoffnungsschimmer für uns?«
    »Chuck und ich sind uns einig, dass es eine Möglichkeit gebe, wenn wir die Art des Ziels identifizieren könnten, das die Terroristen im Visier haben. Dann könnten wir jedes Schiff ausfindig machen, das Kurs auf ein solches Ziel genommen hat, und Schiff und Ladung mit vorgehaltener Waffe inspizieren«, antwortete Seymour.
    »Wir hören«, sagte Hill. »Was für ein Ziel könnte das aller Wahrscheinlichkeit nach sein?«
    »Wir in unseren Abteilungen machen uns seit Jahren Sorgen, und wir schreiben seit Jahren Berichte. Die Meere sind ein Spielplatz für Terroristen. Die Tatsache, dass al-Qaida sich bei ihrer ersten großen, spektakulären Aktion für einen Angriff aus der Luft entschieden hat, ist eigentlich unlogisch. Sie hatten gehofft, vielleicht vier Stockwerke der Türme zu zerstören, und schon damit hätten sie großes Glück gehabt. Und die ganze Zeit hat das Meer sich angeboten.«
    »Aber die Sicherheitsmaßnahmen in den Häfen sind massiv verstärkt worden«, wandte Marek Gumienny ein. »Das weiß ich, denn ich habe die Etats gesehen.«
    »Mit allem Respekt, Sir, doch das genügt noch längst nicht. Wir wissen, dass die Zahl der Schiffskaperungen in den Gewässern um Indonesien – und zwar ringsum in alle Richtungen – seit der Jahrtausendwende stetig zugenommen hat. In vielen Fällen ging es dabei nur darum, Geld für die Terroristen zu beschaffen. Aber andere Zwischenfälle auf See sind logisch nicht zu erklären.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zehnmal haben

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