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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Kursangaben durch. Auf 30000 Fuß Höhe im klaren blauen Himmel richtete sich der Eagle aus und ging auf Nordwestkurs in Richtung Seattle. Die schneebedeckten Rocky Mountains unter ihnen würden sie auf dem ganzen Weg begleiten.
     
    Im britischen Außenministerium war man mit den Vorbereitungen für den Transfer der Regierungsmitglieder und ihrer Berater zum G8-Treffen im April beinahe fertig. Die gesamte Delegation würde mit einer Chartermaschine vom Flughafen Heathrow nach JFK, New York, fliegen und dort formell von der amerikanischen Außenministerin empfangen werden.
    Die sechs anderen nichtamerikanischen Delegationen würden aus verschiedenen Hauptstädten ebenfalls zum John-F.-Kennedy-Flughafen reisen.
    Alle Delegationen würden im Transitbereich des Flughafens bleiben, eine Meile weit entfernt von den nächsten Demonstranten und Protestierern außerhalb der Sicherheitszone. Der Präsident würde einfach nicht zulassen, dass die Leute, die er als »Irre« bezeichnete, seinen Gästen Beleidigungen zubrüllten oder sie auf andere Weise belästigten. Was sich in Seattle und Genua ereignet hatte, würde sich nicht wiederholen.
    Mit einer Luftbrücke von Hubschraubern würden die Konferenzteilnehmer vom Flughafen in eine zweite völlig abgeriegelte Umgebung gebracht werden. Von dort würden sie in den Konferenzort spazieren und fünf Tage in ungestörtem Luxus verbringen. Es war einfach und makellos.
    »Niemand hat je daran gedacht, aber wenn man es sich recht überlegt, ist es regelrecht brillant«, sagte einer der britischen Diplomaten. »Vielleicht sollten wir es selbst eines Tages so machen.«
    »Was noch besser ist«, brummte ein älterer und erfahrenerer Kollege, »nach Gleneagles werden wir eine Ewigkeit nicht an der Reihe sein. Sollen sich die andern ein paar Jahre lang den Kopf wegen der Sicherheit zerbrechen.«
     
    Marek Gumienny meldete sich schon nach kurzer Zeit wieder bei Steve Hill. Er war in Begleitung des Direktors seines eigenen Dienstes, Porter Goss, im Weißen Haus gewesen und hatte seinen sechs Chefs die Schlussfolgerungen dargelegt, die man aus der bizarren Nachricht von der bis dahin völlig unbekannten Insel Labuan gezogen hatte.
    »Sie sagten so ungefähr das Gleiche wie vorher«, berichtete Gumienny. »Was immer es ist, wo immer es ist, finden und zerstören Sie es.«
    »Das sagt meine Regierung auch«, bestätigte Steve Hill. »Alle Register ziehen, erst schießen, dann fragen. Und wir sollen weiter zusammenarbeiten.«
    »Kein Problem. Aber, Steve, meine Leute sind davon überzeugt, dass die USA das Ziel sein dürften. Also hat unser Küstenschutz Vorrang vor allem andern, vor Nah- und Mittelost, Asien und Europa. Wir beanspruchen die Priorität bei allen unseren Mitteln – Satelliten, Kriegsschiffe, alles. Wenn wir das Geisterschiff anderswo orten, okay, dann lenken wir unsere Mittel um und vernichten es.«
    John Negroponte autorisierte die CIA, ihre britischen Kollegen auf vertraulicher Grundlage über die Maßnahmen zu informieren, die die USA zu ergreifen gedachten.
    Die Abwehrstrategie basierte auf drei Phasen: Luftüberwachung, Identifizierung des Schiffs und Überprüfung. Bei unzureichenden Erklärungen oder unbegründeten Kursabweichungen würde das Schiff gewaltsam aufgebracht werden. Jeglicher Widerstand würde die vollständige Zerstörung auf See nach sich ziehen.
    Zur Eingrenzung eines maritimen Territoriums zog man eine Kreislinie mit einem Radius von dreihundert Meilen um die Insel Labuan. Von der nördlichen Kurve dieses Kreises führte eine Linie über den Pazifik nach Anchorage an der Südküste von Alaska. Eine zweite Linie reichte von der Südkurve des Kreises südostwärts über den Pazifik bis an die Küste von Ecuador.
    Das so umschriebene Gebiet umfasste fast den gesamten Pazifik und schloss die Westküste Kanadas, der USA und Mexikos – samt Panamakanal – bis hinunter nach Ecuador ein.
    Es gab noch keinen Anlass, an die Öffentlichkeit zu gehen, hatte das Weiße Haus entschieden, aber man würde jedes Schiff, das in diesem Dreieck auf die amerikanische Küste zufuhr, überwachen. Alles, was das Dreieck verließ oder in Richtung Asien fuhr, würde man in Ruhe lassen.
    Dank des jahrelangen Drucks seitens einiger nicht selten als verrückt bezeichneter Leute gab es jetzt noch eine unterstützende Prozedur. Die großen Reedereien hatten sich bereit erklärt, routinemäßig ihre Routenpläne einzureichen, wie Fluggesellschaften es mit ihren Flugplänen tun.

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