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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Komplex von fünfhundert Höhlen, und die so genannten Afghan-Araber arbeiteten seit drei Jahren hier. Sie erweiterten, vertieften und vergrößerten sie und bauten sie zu einem großen Guerilla-Stützpunkt aus. Martin wusste es nicht, aber im Innern dieses Komplexes gab es Kasernen, eine Moschee, eine Bibliothek mit religiösen Texten, Küchen, Vorratslager und ein gut ausgerüstetes chirurgisches Lazarett.
    An der ersten Postenkette wurde Martin aufgehalten. Es war klar, was er tat: Er trug einen Verwundeten auf den Schultern. Die Posten berieten, was sie mit den beiden anfangen sollten, und Martin erkannte das nordafrikanische Arabisch. Sie wurden unterbrochen, als ein Vorgesetzter erschien, der wie ein Saudi sprach. Martin verstand alles, aber er hielt es für klüger, kein Wort zu sagen. Mit Gebärden gab er zu verstehen, dass sein Freund dringend behandelt werden müsse. Der Saudi nickte und winkte ihm, ihm zu folgen.
    Binnen einer Stunde wurde Izmat Khan operiert. Der tückische Splitter einer Granathülse wurde aus seinem Bein entfernt.
    Martin wartete bei dem Jungen, bis er aufwachte. Er hockte wie ein Einheimischer im Schatten in einer Ecke der Station, und niemand kam auf den Gedanken, er könnte etwas anderes sein als ein Paschtune aus den Bergen, der seinen Freund hergebracht hatte.
    Eine Stunde später betraten zwei Männer die Station. Der eine war sehr groß, jung, bärtig. Er trug eine Tarnjacke über arabischen Gewändern und eine weiße Kopfbedeckung. Der andere war klein, rundlich und auch nicht älter als Mitte dreißig. Auf seiner stumpfen Nase saß eine runde Brille. Er trug einen Arztkittel. Nachdem die beiden zwei andere Patienten untersucht hatten, kamen sie zu dem Afghanen. Der Große sprach saudisches Arabisch.
    »Und wie geht es unserem jungen afghanischen Kämpfer?«
    »Inshallah, aber es geht mir viel besser, Scheich«, antwortete Izmat Khan und redete den Älteren mit einem Ehrentitel an. Der große Mann war erfreut. Er lächelte.
    »Ah, du sprichst Arabisch – und noch so jung.«
    »Ich war sieben Jahre in der madrasa in Peschawar. Ich bin letztes Jahr zurückgekommen, um zu kämpfen.«
    »Und für wen kämpfst du, mein Sohn?«
    »Ich kämpfe für Afghanistan«, sagte der Junge. Eine Wolke zog über die Züge des Saudi. Der Afghane begriff, dass er vielleicht nicht gesagt hatte, was erwartet wurde.
    »Und ich kämpfe für Allah, Scheich«, fügte er hinzu.
    Die Wolke verzog sich, das sanfte Lächeln war wieder da. Der Saudi beugte sich vor und klopfte dem Jungen auf die Schulter.
    »Der Tag wird kommen, da Afghanistan dich nicht mehr brauchen wird. Aber der allbarmherzige Allah wird einen Kämpfer wie dich immer brauchen. Und wie verheilt die Wunde unseres jungen Freundes?« Diese Frage war an den rundlichen Arzt gerichtet.
    »Mal sehen«, sagte der Arzt und löste den Verband. Die Wunde war sauber, an den Rändern blutunterlaufen, aber mit sechs Nähten versorgt und nicht infiziert. Schnalzend äußerte er seine Befriedigung und legte den Verband wieder an.
    »In einer Woche wirst du wieder laufen können«, sagte Dr. Aiman al-Sawahiri. Dann verließen er und Osama bin Laden die Station. Niemand nahm Notiz von dem verschwitzten Muj, der in der Ecke hockte, den Kopf auf die Knie gelegt, als ob er schliefe.
    Martin stand auf und ging zum Bett des Jungen.
    »Ich muss gehen«, sagte er. »Die Araber werden für dich sorgen. Ich werde deinen Vater suchen und ihn um einen neuen Führer bitten. Geh mit Allah, mein Freund.«
    »Sieh dich vor, Ma-ick«, sagte der Junge. »Diese Araber sind nicht wie wir. Du bist ein Kafir, ein Ungläubiger, und sie sind wie die Imame in meiner madrasa. Sie hassen alle Ungläubigen.«
    »Dann wäre ich dir dankbar, wenn du ihnen nicht verraten würdest, wer ich bin«, sagte der Engländer.
    Izmat Khan schloss die Augen. Er würde unter der Folter sterben, ehe er seinen neuen Freund verriete. Das war das Gesetz. Als er die Augen wieder öffnete, war der Anglies weg. Später erfuhr er, dass der Mann Schah Massud im Pandschir erreicht hatte. Aber er sah ihn nicht wieder.
     
    Nach den sechs Monaten hinter den sowjetischen Linien in Afghanistan gelangte Mike Martin unentdeckt, und mit fließendem Paschto in seinem Arsenal, über Pakistan nach Hause. Er wurde in Urlaub geschickt, wieder in den regulären Militärdienst aufgenommen und im Herbst 1988, immer noch als Offizier des SAS, noch einmal in Nordirland eingesetzt. Aber diesmal war es anders.
    Die Männer vom

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