Der Afghane
verneigte sich Najib neben ihm auf dem Gebetsteppich, Tamian Godfrey saß (wegen ihrer steifen Knie) auf einem Stuhl, und sie beteten und beteten.
Auch auf Edzell Air Base gab es Fortschritte. Ein angloamerikanisches Technikerteam installierte und verlinkte die britischen und amerikanischen Nachrichtendienste zu einem einzigen Nexus. Quartiere und technische Einrichtungen waren betriebsbereit. Als die US Navy hier stationiert gewesen war, hatte es neben Unterkünften und Arbeitsräumen auch eine Bowlingbahn gegeben, einen Friseur, einen Deli, eine Post, einen Basketballplatz, eine Sporthalle und ein Theater. Eingedenk seines Etats und mit Steve Hill im Genick ließ Gordon Phillips all diesen Firlefanz weitgehend so, wie er jetzt war: stillgelegt.
Die Royal Air Force stellte Kantinenpersonal und übernahm die Außensicherung. Niemand zweifelte daran, dass der Stützpunkt zu einem Lauschposten zur Überwachung des Opiumhandels umgebaut wurde.
Riesige Transportmaschinen, Galaxys und Starlifter, flogen Abhöranlagen ein, die die ganze Welt belauschen konnten und würden. Arabisch-Übersetzer wurden nicht importiert; Übersetzungen konnten in Cheltenham und Fort Meade angefertigt werden, die beide in ständigem, abhörsicherem Kontakt mit Crowbar stehen würden.
Vor Weihnachten wurden zwölf Computer-Workstations aufgestellt und vernetzt. Sie würden das Nervenzentrum bilden, und sechs Agenten würden sie Tag und Nacht nicht aus den Augen lassen.
Crowbar Centre war nicht als eigenständiger neuer Nachrichtendienst gedacht, sondern als befristete »dedizierte« – das heißt, einem einzelnen Zweck dienende – Operation, bei der die britischen und amerikanischen Dienste dank John Negropontes Blankovollmacht uneingeschränkt und ohne Verzögerungen zusammenarbeiten würden.
Zu diesem Zweck wurden die Computer von Crowbar mit ultrasicheren, BRENT-verschlüsselten ISDN-Leitungen und zwei BRENT-Schlüsseln für jede Workstation versehen; die Festplatten waren herausnehmbar und würden sicher verwahrt werden, wenn sie nicht benutzt wurden.
Sodann wurden die Computer von Crowbar über Direktleitungen mit den Kommunikationssystemen der beiden Geheimdienste verbunden: mit dem Head Office, kurz HO, wie die SIS-Zentrale in Vauxhall Cross genannt wurde, und mit Grosvenor, wie die CIA ihre Niederlassung in der US-Botschaft am Grosvenor Square in London nannte.
Um Crowbar vor unerwünschten Einmischungen abzuschirmen, verbarg sich die Kommunikationsadresse hinter einem STRAP-3-Zugangscode, der nur wenigen Eingeweihten bekannt war – eine Handvoll hochrangiger Geheimdienstoffiziere. Und dann fing Crowbar an, jedes Wort zu belauschen, das im Nahen und Mittleren Osten gesprochen wurde, in arabischer Sprache und in der Welt des Islam. Das war nur das, was andere auch taten, aber der Schein musste gewahrt bleiben.
Als Crowbar in Betrieb ging, arbeitete es noch auf einer zweiten Schiene: Es interessierte sich neben akustischem auch für visuelles Material. So landeten in dem obskuren schottischen Luftwaffenstützpunkt nicht nur die Bilder, die das amerikanische National Reconnaissance Office, der Dienst, der für die Satellitenaufklärung zuständig war, von seinen KH-11-Satelliten über der arabischen Welt bezog, sondern ebenfalls die Bildausbeute der zunehmend beliebten Predator-Drohnen, die aus zwanzigtausend Fuß Höhe ihre hochauflösenden Fotos schossen und an das American Army Central Command, kurz CENTCOM, nach Tampa in Florida sendeten.
Ein paar scharfsinnige Köpfe in Edzell merkten bald, dass Crowbar bereit war und auf irgendetwas wartete, aber sie wussten nicht, worauf.
Kurz vor Weihnachten 2006 nahm Mr. Alex Siebart Kontakt zu Mr. Lampong in dessen Büro in Indonesien auf, um ihm einen der beiden in Liverpool registrierten Mehrzweckfrachter vorzuschlagen, der für Lampongs Zwecke geeignet war. Zufällig gehörten beide derselben kleinen Reederei, und die Firma Siebart & Abercrombie hatte sie schon öfter für zufriedene Kunden gechartert. McKendrick Shipping war ein Familienunternehmen, das seit einem Jahrhundert zur Handelsmarine gehörte. Firmenchef war der Patriarch Liam McKendrick; er war Kapitän der Countess of Richmond, sein Sohn Sean führte das andere Schiff.
Die Countess of Richmond hatte achttausend Tonnen, fuhr unter britischer Flagge, war mäßig teuer und würde am 1. März mit neuer Ladung einen britischen Hafen verlassen können.
Was Alex Siebart nicht hinzufügte, war die Tatsache,
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