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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ihrer irrsinnigen Träume haben Nazis, Kommunisten, Maoisten und die Anhänger Pol Pots hunderte Millionen Menschen niedergemetzelt, die Hälfte davon ihre eigenen Freunde und Verwandten, weil sie nicht extrem genug waren. Denken Sie an Stalins und Maos Säuberungen – lauter Mitkommunisten, abgeschlachtet, weil sie rückschrittlich waren.«
    »Mit dem, was Sie über die Salafisten sagen, beschreiben Sie die Taliban«, stellte Martin fest.
    »Unter anderem, ja. Sie sind die Selbstmordattentäter, die einfältigen Gläubigen. Sie vertrauen ihren Herren und folgen ihren geistlichen Führern, sie sind nicht besonders gescheit, aber absolut gehorsam, und sie glauben, dass ihr geisteskranker Hass dem allmächtigen Allah gefallen wird.«
    »Gibt es noch Schlimmere?«, fragte Martin.
    »O ja.« Tamian Godfrey stand auf und setzte den Spaziergang fort, aber sie steuerte die Gruppe entschlossen zurück zum Castle, dessen Turm hinter zwei kleinen Tälern zu sehen war.
    »Die Ultras, die eigentlichen Ultras, würde ich mit einem einzigen Wort beschreiben: Takfir. Was immer das zu Wahhabs Zeiten bedeutet haben mag, es hat sich geändert. Ein echter Salafi raucht, spielt und tanzt nicht, er akzeptiert keine Musik in seiner Gegenwart, trinkt keinen Alkohol und hat keinen Umgang mit westlichen Frauen. Durch Kleidung, Auftreten und religiöse Frömmigkeit ist er auf den ersten Blick als das erkennbar, was er ist. Unter dem Blickwinkel der inneren Sicherheit ist Identifizierbarkeit die halbe Miete.
    Aber einige von ihnen übernehmen sämtliche Gebräuche des Westens, so groß ihr Abscheu dagegen auch sein mag, um verwestlicht und daher harmlos zu erscheinen. Alle neunzehn 9/11-Attentäter haben die Kontrollen passieren können, weil sie entsprechend aussahen und sich benahmen. Das Gleiche gilt für die vier Londoner Attentäter: Scheinbar normale junge Männer, die ins Fitness-Studio gingen und Cricket spielten, die höflich und hilfsbereit waren – einer war Sonderschullehrer. Sie lächelten immer und planten dabei einen Massenmord. Die sind es, die man im Auge behalten muss.
    Viele sind gebildet, gut frisiert, glatt rasiert und gepflegt, sie tragen Anzüge und haben studiert. Das sind die Gefährlichsten. Sie sind bereit, gegen ihren Glauben zum Chamäleon zu werden, um für ihren Glauben Massenmorde zu begehen. Dem Himmel sei Dank, wir sind da. Meine alten Beine können nicht mehr. Zeit für das Mittagsgebet. Mike, Sie werden zum Gebet rufen und dann vorbeten. Vielleicht wird man Sie einmal dazu auffordern. Das ist eine große Ehre.«
     
    Kurz nach dem Neujahrstag ging eine E-Mail von Siebart & Abercrombie nach Jakarta. Am 1. März würde die Countess of Richmond mit einer Ladung Jaguar-Limousinen, in Containern verstaut, von Liverpool nach Singapur fahren. Nach dem Löschen in Singapur ginge die Reise mit Ballast weiter nach Nordborneo, wo sie Holz im Stückgutladeraum aufnehmen würde. Dann ginge es weiter nach Surabaya, wo als Deckladung die Container mit Seide dazukämen.
     
    Die Baukolonne in der Pasayten Wilderness war zutiefst dankbar, als ihre Arbeit Ende Januar endlich getan war. Um das Tempo zu beschleunigen, hatten die Männer beschlossen, an Ort und Stelle zu übernachten, und bis die Zentralheizung in Gang gesetzt wurde, war es extrem kalt gewesen. Doch der zugesagte Bonus war groß und verlockend. Sie nahmen die Strapazen in Kauf und wurden planmäßig fertig.
    Auf den ersten Blick sah die Hütte kaum verändert, aber größer aus. Tatsächlich war sie völlig verwandelt. Die Schlafzimmer genügten für zwei Offiziere. Für die acht Wachen, die für einen 24-Stunden-Dienst nötig waren, hatte man eine Schlafbaracke und eine Kantine angebaut.
    Das geräumige Wohnzimmer war als solches erhalten geblieben, für einen Aufenthaltsraum mit Billard, Bibliothek, Plasmafernseher und einer umfangreichen DVD-Kollektion war jedoch ein weiterer Anbau erforderlich gewesen. Alle diese Räume waren aus Kiefernholzbohlen mit Innenisolierung errichtet worden.
    Der dritte Anbau schien ebenfalls aus rustikalen Holzbalken zu bestehen, aber tatsächlich waren nur die Außenwände mit Balken verkleidet und bestanden innen aus armiertem Beton. Der gesamte Zellenflügel war von außen undurchdringlich und von innen ausbruchsicher.
    Vom Quartier der Wachen aus war er durch eine einzelne Stahltür mit Speisenluke und Guckloch zu betreten. Hinter dieser Stahltür lag ein einzelner, aber großer Raum. Ein stählernes Bettgestell war fest im

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