Der Afghane
Probleme, Sir.
Angesichts dessen, dass es Mitte Februar war, hatten sie Glück mit dem Wetter. Es war eiskalt, und der Himmel war klar. Der große Chinook mit den zwei Rotoren landete auf dem Helipad vor der Hütte und öffnete seine Heckluke. Aber die Frachtkiste blieb drinnen. Es war einfacher, die beiden Passagiere direkt aus der Kiste in den Schnee steigen zu lassen.
Die beiden Männer fröstelte, als die Rückwand der Kiste herunterklappte. Das Greifteam aus Guantanamo war mit der Hercules geflogen und hatte vorn im Chinook gesessen. Jetzt wartete es auf die letzte Formalität.
Der Gefangene wurde an Händen und Füßen gefesselt, bevor die Gurte gelöst wurden. Dann ließ man ihn aufstehen und die Rampe hinunter in den Schnee schlurfen. Die zehnköpfige Besatzung der Hütte stand mit gezogener Waffe im Halbkreis um den Hubschrauber herum.
Mit einer Eskorte, die so massiv war, dass sie kaum durch die Tür passte, wurde der Taliban-Kommandant über den Landeplatz und durch die Hütte in seine Unterkunft geführt. Die Tür schloss sich vor der bitterkalten Luft, und er hörte auf zu zittern.
Sechs Wachen umstanden ihn in seiner geräumigen Zelle, als ihm endlich die Fesseln abgenommen wurden. Rückwärts verließen sie die Zelle, ließen die Stahltür ins Schloss fallen. Er sah sich um. Es war eine bessere Zelle, aber immer noch eine Zelle. Er dachte an den Gerichtssaal. Der Colonel hatte von einer Rückkehr nach Afghanistan gesprochen. Sie hatten wieder gelogen.
Die Vormittagssonne brannte über der kubanischen Landschaft, als eine zweite Hercules zur Landung ansetzte. Auch sie war für Langstreckenflüge ausgerüstet, aber anders als die Talon war sie nicht bis an die Zähne bewaffnet und gehörte auch nicht zu den Special Forces, sondern zur Transportdivision der U. S. Air Force. Sie sollte einen einzelnen Passagier um die halbe Welt befördern.
Die Zellentür öffnete sich.
»Gefangener Khan, aufstehen. Gesicht zur Wand. Haltung annehmen.«
Der Gürtel wurde um den Leib geschlungen, Ketten führten von ihm hinunter zu den Fußknöcheln und zu den Handschellen vor dem Bauch. Diese Haltung ermöglichte einen schlurfenden Gang, nichts weiter.
Es war ein kurzer Weg bis zum Ende des Zellenblocks, auf dem sechs bewaffnete Wachen mitgingen. Der Hochsicherheits-Transportwagen hatte eine Treppe am Heck, ein Gitter zwischen der Fahrerkabine und dem Gefangenenabteil und schwarz getönte Scheiben.
Als der Gefangene auf das Flugfeld hinausbefohlen wurde, blinzelte er im grellen Sonnenlicht. Verwirrt schüttelte er den zottigen Kopf. Nachdem sich seine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, sah er sich um und entdeckte die wartende Hercules sowie eine Gruppe von amerikanischen Offizieren, die ihn anstarrten. Einer von ihnen trat vor und winkte ihn heran.
Gehorsam folgte er ihm über den glühenden Asphalt. Trotz seiner schweren Fesseln war er umringt von sechs bewaffneten Soldaten. Er drehte sich um und warf einen letzten Blick auf den Ort, an dem er die letzten fünf elenden Jahre verbracht hatte. Dann schlurfte er die Rampe hinauf in das Flugzeug.
In einem Raum im Stockwerk unter der Kontrollebene des Towers standen zwei Männer und sahen ihm zu.
»Da geht Ihr Mann«, sagte Marek Gumienny.
»Wenn sie je herausfinden, wer er wirklich ist«, sagte Steve Hill, »dann möge Allah ihm gnädig sein.«
VIERTER TEIL
REISE
ZEHN
Es war ein langer, anstrengender Flug. Die Hercules besaß keine kostspielige Vorrichtung zur Luftbetankung, da sie nur ein Gefangenentransporter war, der der afghanischen Regierung einen Gefallen erwies, denn eigentlich hätte diese ihren Staatsbürger in Kuba abholen müssen, besaß aber kein Flugzeug für eine solche Aufgabe.
Nach Zwischenstopps auf den amerikanischen Stützpunkten auf den Azoren und in Ramstein begann die C-130 am Spätnachmittag des nächsten Tages ihren Landeanflug auf den großen Luftwaffenstützpunkt Bagram am Südrand der öden Shomali-Ebene.
Die Flugbesatzung hatte zweimal gewechselt, doch die Eskorte war an Bord geblieben; die Männer lasen, spielten Karten und schliefen, während die vier großen Propeller draußen vor den Fensterluken sie immer weiter nach Osten trieben. Der Gefangene blieb gefesselt. Auch er schlief, so gut es ging.
Die Hercules hielt auf dem Rollfeld vor den riesigen Hangars, die die amerikanische Zone des Stützpunkts Bagram dominieren, und das Empfangskomitee wartete schon. Der U. S. Provost Major, der die Eskorte
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