Der Afghane
geschoren.
Er sah Mullahs und Imame aus verschiedenen extremistischen Moscheen, Jugendliche, die man für einfache Boten hielt, Gesichter von Leuten, von denen bekannt war, dass sie Unterstützung in Form von Geld- und Transportmitteln und sicheren Häusern lieferten.
Und da waren die großen Player, die Männer, die internationale Gruppierungen führten und Zugang zur obersten Spitze hatten.
Einige von ihnen waren tot, wie Mohammed Atif, der operative Chef, der durch eine amerikanische Bombe in Afghanistan zu Tode gekommen war. Sein Nachfolger, der eine lebenslange Haftstrafe verbüßte. Dessen Nachfolger, der ebenfalls tot war, und dessen Nachfolger, der mutmaßlich noch lebte.
Irgendwo dazwischen war das rundliche Gesicht Tewfik al-Qurs, der fünf Monate zuvor in Peschawar von einem Balkon in den Tod gesprungen war. Eines der nächsten Gesichter gehörte Saud Hamud al-Utaibi, dem neuen al-Qaida-Chef in Saudi-Arabien, der vermutlich noch sehr lebendig war.
Dann kamen die Unbekannten: die Silhouette eines Kopfes, schwarz auf weiß. Dazu gehörte der al-Qaida-Chef für Südostasien, der Nachfolger Hanbalis und wahrscheinlich der Verantwortliche für die jüngsten Bombenanschläge in den Touristenorten des Fernen Ostens. Und überraschenderweise auch der al-Qaida-Chef in Großbritannien.
»Bis vor ungefähr sechs Monaten wussten wir, wer er war«, sagte Gordon Phillips. »Dann hat er sich gerade noch rechtzeitig abgesetzt. Er ist wieder in Pakistan und wird Tag und Nacht gejagt. Der ISI wird ihn irgendwann schnappen …«
»Und uns nach Bagram überstellen«, grunzte Marek Gumienny. Sie alle wussten, dass es in der US-Basis nördlich von Kabul eine ganz besondere Einrichtung gab, in der früher oder später jeder zum »Singen« gebracht wurde.
»Dem hier werden Sie sicherlich begegnen«, sagte Steve Hill, als ein Imam mit grimmigem Gesicht auf dem Bildschirm erschien. Es war ein heimlich gemachtes Foto, das aus Pakistan stammte. »Und dem hier.«
Ein älterer Mann war zu sehen, der mild und vornehm aussah. Auch dieses Foto war heimlich aufgenommen, irgendwo an einem Hafen mit leuchtend blauem Wasser im Hintergrund. Es stammte von den Special Forces der Vereinigten Emirate in Dubai.
Sie machten eine Pause, aßen, arbeiteten, schliefen und arbeiteten weiter. Nur wenn die Haushälterin mit ihren Essenstabletts ins Zimmer kam, schaltete Phillips den Bildschirm aus. Tamian Godfrey und Najib Qureshi blieben in ihren Zimmern oder machten einen Spaziergang zusammen. Schließlich war es vorbei.
»Morgen fliegen wir«, sagte Marek Gumienny.
Mrs. Godfrey und der afghanische Analytiker kamen zum Hubschrauberlandeplatz, um sich von Martin zu verabschieden. Er war jung genug, der Sohn der Koranwissenschaftlerin zu sein.
»Passen Sie auf sich auf, Mike«, sagte sie und fluchte dann: »Verdammt, ich dumme Tante, mir schnürt's die Kehle zu. Gott sei mit Ihnen, mein Junge.«
»Und wenn alle Stricke reißen, soll Allah Sie beschützen«, fügte Qureshi hinzu.
Der Jetranger hatte nur Platz für die beiden Chefs und Martin. Die beiden anderen Agenten würden mit dem Auto nach Edzell fahren und ihre Mission weiterführen.
Der Hubschrauber landete in weitem Abstand von neugierigen Augen, und die drei liefen hinüber zum Grumman-Jet der CIA. Wegen eines schottischen Schneegestöbers hatten sie Regencapes übergeworfen, daher konnte niemand sehen, dass einer der drei Männer keine westliche Kleidung trug.
Die Besatzung des Grumman hatte schon öfter merkwürdig aussehende Passagiere befördert, weshalb niemand auch nur eine Augenbraue hochzog, nur weil der Deputy Director (Operations) zusammen mit einem britischen Gast einen bärtigen Afghanen über den Atlantik eskortierte.
Sie flogen nicht nach Washington, sondern auf eine abgelegene Halbinsel an der kubanischen Südostküste. Im Morgengrauen des 14. Februar landeten sie in Guantanamo und rollten geradewegs in einen Hangar, dessen Tor sich sofort schloss.
»Sie müssen leider in der Maschine bleiben, Mike«, sagte Marek Gumienny. »Wir werden Sie im Schutz der Dunkelheit herausholen.«
Die Nacht in den Tropen kommt schnell, und um sieben Uhr abends war es stockdunkel. Um diese Zeit betraten vier Spezialagenten der CIA die Zelle Izmat Khans. Er stand auf, spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die regulären Wachen hatten den Korridor vor seiner Zelle eine halbe Stunde zuvor verlassen. Das war noch nie vorgekommen.
Die vier Männer waren nicht brutal, aber ein Nein
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