Der Afghane
Ahnung, welcher der vielen Lieferwagen ihn geholt hatte.
Tatsächlich war der Wagen gar nicht weit gefahren. Das Hinterland hinter dem Hafen und der Stadt Ras al-K ist eine wilde Felswüste, die bis zu den Bergen von Rus al-Jibal reicht. Dort lebt nichts außer Ziegen und Salamandern.
Möglicherweise wurde der Mann, den sie da entführt hatten, wissentlich oder unwissentlich überwacht, daher gingen die vier kein Risiko ein. Mehrere Pisten führten hinauf in die Berge, von denen sie eine nahmen. Hinten im Laderaum spürte Martin, dass der Wagen die Asphaltstraße verließ und über holpriges Gelände rollte.
Ein Fahrzeug, das sie verfolgt hätte, wäre hier nicht unentdeckt geblieben. Selbst wenn es sich außer Sichtweite gehalten hätte, wäre die Staubwolke über der Wüste weithin sichtbar gewesen. Und ein Hubschrauber wäre noch auffälliger gewesen.
Nach fünf Meilen hielt der Wagen in den Bergen an. Der Anführer, der Mann mit der Pistole, suchte mit einem starken Fernglas das Tal und die Küste ab, das ganze Terrain bis zur Altstadt, aus der sie gekommen waren. Niemand war ihnen gefolgt.
Als er zufrieden war, wendete der Lieferwagen und fuhr wieder bergab. Sein wahres Ziel war eine Villa auf einem ummauerten Grundstück in einem der äußeren Vororte. Nachdem sich das Tor hinter ihm geschlossen hatte, fuhr der Wagen rückwärts an eine offene Tür heran, durch die Martin ins Haus und in einen weiteren gefliesten Korridor geführt wurde.
Die Plastikfesseln wurden abgeschnitten, und eine kühle Stahlhandschelle schloss sich um das eine Handgelenk. Er wusste, was ihn erwartete: eine Kette an der Wand, die sich nicht abreißen ließ. Man zog ihm die Kapuze vom Kopf, aber seine Kidnapper behielten ihre Vermummung bei. Rückwärts verließen sie den Raum und ließen hinter sich die Tür ins Schloss fallen. Er hörte, wie Riegel vorgeschoben wurden.
Seine Zelle war keine Zelle im eigentlichen Sinn. Es war ein befestigter Raum im Erdgeschoss. Das Fenster war zugemauert; Martin konnte es nicht sehen, aber draußen zierte ein aufgemaltes Fenster die Wand, das jeden täuschen musste, der mit einem Fernglas über die Grundstücksmauer spähte.
Verglichen mit dem, was er Jahre zuvor beim SAS durchgemacht hatte, als dort Verhörresistenz gedrillt worden war, hatte er es hier beinahe behaglich. An der Decke hing eine Glühbirne, durch ein Drahtgestell vor geworfenen Gegenständen geschützt. Das Licht war gedämpft, aber ausreichend.
An der Wand stand ein Feldbett, und die Kette war so lang, dass er sich auf das Bett legen und schlafen konnte. Außerdem hatte er einen Stuhl und eine chemische Toilette – alles in bequemer Reichweite, aber in verschiedenen Richtungen.
Doch an seinem linken Handgelenk war eine Edelstahlhandschelle mit einer Kette, die an einem Ring in der Wand befestigt war. Die Tür, durch die seine Bewacher, falls sie es täten, hereinkommen würden, um ihm zu essen und zu trinken zu bringen, konnte er nicht erreichen, und durch ein Guckloch in der Tür konnten sie ihn jederzeit beobachten, ohne dass er es bemerkte.
Auf Castle Forbes hatte es ausführliche und leidenschaftliche Debatten über ein spezielles Problem gegeben: Sollte er ein Ortungsgerät bei sich tragen?
Es gibt heute Ortungssender, die so winzig sind, dass man sie unter die Haut injizieren kann, ohne die Epidermis zu verletzen. Sie sind stecknadelkopfgroß. Die Blutwärme ersetzt eine Stromquelle. Aber ihre Reichweite ist begrenzt. Und schlimmer noch: Es gibt ultrasensitive Detektoren, die sie aufspüren können.
»Diese Leute sind absolut nicht dumm«, hatte Phillips immer wieder betont, und sein Kollege von der CIA hatte ihm zugestimmt.
»Die wirklich gut ausgebildeten unter ihnen«, sagte McDonald, »verfügen auf dem Gebiet der Hochtechnologie und vor allem der Computerwissenschaften über unglaubliche Kenntnisse.«
Niemand in Forbes hatte bezweifelt, dass Martin, wenn man ihn mit Hypertech-Methoden durchsuchte und dabei etwas entdeckte, Minuten später tot sein würde.
Und schließlich war die Entscheidung gefallen: kein implantiertes Ortungsgerät. Kein Signalsender.
Nach einer Stunde kamen die Kidnapper zurück. Sie waren wieder vermummt.
Die Durchsuchung dauerte lange und war gründlich. Er musste sich nackt ausziehen, und seine Kleider wurden in ein anderes Zimmer gebracht.
Eine invasive Hals- und Analdurchsuchung war nicht notwendig. Ein Scanner erledigte das alles. Zoll für Zoll wanderte er über Martins
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