Der Afghane
sind hier Seite an Seite vertäut, und die Touristen kommen in Scharen her, um einen letzten Rest des »alten Arabiens« zu bestaunen.
Bin Selim rief sich ein Taxi und ließ sich drei Meilen weit die Küste hinauf zum Sultanat Ajman fahren, dem kleinsten und zweitärmsten der sieben Emirate. Dort schickte er das Taxi weg und schlüpfte in den überdachten Basar mit gewundenen Gässchen und lärmenden Händlern, um Beschatter abzuhängen, sollte es welche geben.
Aber es gab keinen. Der Predator konzentrierte sich auf ein Gasthaus im Herzen von Ras-al-Khaimah. Der Dhau-Kapitän verließ den Basar und betrat eine kleine Moschee, und dort trug er dem Imam sein Anliegen vor. Ein kleiner Junge wurde quer durch die Stadt geschickt und kam mit einem jungen Mann zurück, einem Studenten der örtlichen Technischen Hochschule. Er war außerdem Absolvent des Ausbildungslagers Darunta, das al-Qaida bis zum Jahr 2001 in der Gegend von Jalalabad unterhalten hatte.
Der alte Mann flüsterte dem jungen etwas ins Ohr, und der nickte und dankte ihm. Der Dhau-Kapitän wanderte wie zuvor durch den Souk, winkte am Rand ein Taxi heran und kehrte zu seinem Frachtschiff im Creek zurück. Er hatte getan, was er konnte. Jetzt lag die Sache in den Händen jüngerer Männer. Inshallah.
Am Morgen desselben Tages, aber wegen des Zeitunterschieds ein paar Stunden später, verließ die Countess of Richmond die Mündung des Mersey und fuhr hinaus in die Irische See. Kapitän McKendrick ging mit seinem Frachter auf Südkurs. Er würde Wales an Backbord liegen und die Irische See und Lizard Point hinter sich lassen und durch den Kanal in den Ostatlantik fahren. Weiter ginge es an Portugal vorbei, durch das Mittelmeer zum Suez-Kanal und dann in den Indischen Ozean.
Die kalte März-See gischte um den Bug der Countess, und unter Deck befand sich eine gut geschützte, in Holzfrachtkisten verpackte Ladung Jaguar-Limousinen, bestimmt für die Showrooms in Singapur.
Vier Tage vergingen, bevor der Afghane, der in Ras-al-Khaimah untergeschlüpft war, Besuch bekam. Er hatte sich an seine Anweisungen gehalten und das Haus nicht verlassen – zumindest hatte er die Straße nicht betreten. Er war zum Luftschnappen in dem geschlossenen Hof hinter dem Haus gewesen, der durch ein zweieinhalb Meter hohes Flügeltor von der Straße getrennt war. Diverse Lieferwagen luden hier ihre Ladungen ab und fuhren wieder davon.
In diesem Hof war er von dem Predator beobachtet worden, wobei sein Führungsteam in Schottland seine neue Kleidung gesehen hatte.
Seine Besucher kamen nicht, um Lebensmittel, Getränke oder Wäsche anzuliefern, sondern um ihn abzuholen. Sie fuhren mit dem Lieferwagen rückwärts bis an den Hintereingang des Hauses. Der Fahrer blieb am Steuer sitzen, und drei Männer betraten das Haus.
Die beiden anderen Hausgäste waren nicht da, und der Gastwirt war vereinbarungsgemäß einkaufen gegangen. Das Dreierteam hatte genaue Anweisungen. Schnell liefen sie zur richtigen Tür und kamen ins Zimmer, ohne anzuklopfen. Der Mann, der dort saß und in seinem Koran las, stand auf und blickte in die Mündung einer Pistole in der Hand eines in Afghanistan ausgebildeten Mannes. Die Gesichter der drei Eindringlinge waren mit Kapuzen verhüllt.
Sie arbeiteten lautlos und effizient. Martin kannte genügend kampferfahrene Männer, um zu wissen, dass seine Besucher ihr Geschäft verstanden. Auch ihm wurde eine Kapuze übergestülpt, die bis auf seine Schultern herabfiel. Seine Hände wurden auf dem Rücken mit Plastikhandschellen gefesselt. Dann wurde er zur Tür hinaus und den gefliesten Korridor hinuntergeschoben und in den wartenden Lieferwagen gestoßen. Er lag auf der Seite und hörte, wie die Tür zugeschlagen wurde, der Wagen vom Hof und auf die Straße hinausrumpelte.
Der Predator sah es, doch die Beobachter in Schottland nahmen an, es handele sich um einen Wäschelieferanten. Minuten später war der Lieferwagen verschwunden. Moderne Spionagetechnologie kann viele Wunder vollbringen, Menschen und Maschinen kann man allerdings immer noch täuschen. Die Greifer ahnten nichts von dem Predator über ihnen, aber indem sie raffiniert den Vormittag für ihren Zugriff gewählt hatten, statt mitten in der Nacht aufzutauchen, hatten sie die Beobachter in Edzell überlistet.
Erst nach drei Tagen war klar, dass ihr Mann nicht mehr im Hof erschien, um ihnen ein Lebenszeichen zu geben. Kurz: Er war verschwunden. Sie beobachteten ein leeres Haus. Und sie hatten keine
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