Der Agent - The Invisible

könnte Saifi trotzdem einen Teil des Geldes bekommen. Ich bezweifle, dass ihm diese Häftlinge wirklich am Herzen liegen … Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass er kaum etwas dazu sagt, wohin sie gebracht werden sollen und wie das geschehen soll. Dagegen äußert er sich äußerst detailliert dazu, wie das Geld zu überweisen ist. Saifi hat keine Ahnung von Geldgeschäften, sodass es jemanden geben muss, der ihn in finanziellen Fragen berät. Wahrscheinlicher ist, dass Mengal das Sagen hat, was die zweite Forderung betrifft - erneut vorausgesetzt, dass er überhaupt die Finger im Spiel hat. Da er eine einflussreiche Position beim ISI hatte, weiß er wahrscheinlich, dass Geldwäsche unter Umständen eine komplizierte Sache ist.«
    Brenneman dachte einen Augenblick nach. »Was ist mit der dritten Forderung?«
    Harper zögerte. Diese Forderung hatte alle überrascht, weil sie nicht zu dem passte, was sie über den algerischen Terroristen
wussten. Kurz vor dem Ende der Aufnahme forderte Saifi die umgehende Unterbindung des Waffengeschäftes zwischen Israel und Indien. Er betonte, der Verkauf technologisch überlegener Rüstungsgüter werde »die Inder zu jenen größenwahnsinnigen imperialistischen Träumen verführen, denen sich die amerikanische Regierung schon seit Jahren hingibt«. Wie im Falle des Geldes hatte Saifi auch hier genaue Instruktionen gegeben. Er erklärte haarklein, wie das Platzen des Waffengeschäfts vor dem 18. Juli - dem Tag, an dem es offiziell besiegelt werden sollte - in den Medien dargestellt werden sollte. Dafür hatte er sich drei große Sender ausgesucht - DD National in Indien, PTV1 in Pakistan und CNN in den Vereinigten Staaten.
    »Die dritte Forderung passt nicht zu dem, was wir bisher über Saifi wissen, Sir«, sagte Harper. »Und sie ergibt auch keinen Sinn, wenn man die Ziele der GSPC bedenkt. Mit anderen Worten, sie sprengt sein bisheriges Persönlichkeitsprofil. Aber falls Benazir Mengal hinter der Geschichte steht, könnte alles perfekt zusammenpassen. Wenn das Waffengeschäft platzt, kann Pakistan den militärischen Status quo erhalten, und die pakistanischen Soldaten, die in Kaschmir kämpfen, haben plötzlich einen großen psychologischen Vorteil. Noch wissen wir nicht viel über Mengal - meine Leute kümmern sich darum -, aber wir wissen mit Sicherheit , dass er für zehn Jahre eine wichtige Rolle beim ISI gespielt hat. Sollte er immer noch eine seltsame Verbundenheit mit dem Geheimdienst pflegen, könnte ich mir schon vorstellen, dass er eine Geschichte in dieser Art aufziehen könnte.«
    »Gut möglich.« Brenneman runzelte die Stirn und dachte einen Moment nach. Dann blickte er nacheinander Harper und Andrews an. »Gentlemen, ich möchte, dass dieses Video
genau analysiert wird. Wir müssen so viel wie möglich herausfinden, unter anderem, warum Saifi darauf verzichtet, bei dieser Aufnahme unsere Außenministerin vorzuführen. Das ist mir immer noch ein Rätsel. Doch lassen Sie mich jetzt noch einmal auf das brandaktuelle Thema zurückkommen, die heutigen Ereignisse in Madrid. Die spanische Regierung stellt bereits gefährliche Fragen, und sie haben gerade erst mit ihren Nachforschungen begonnen. Ich muss sicher sein können, dass es nichts gibt, durch das wir mit dieser Geschichte in Verbindung gebracht werden könnten. Wenn ich alles abstreite, muss ich mich darauf verlassen können, dass uns die Wahrheit nicht einholt. Dass sie mich nicht einholt.«
    »Das wird nicht passieren, Sir«, versicherte Harper. »In diesem Punkt können Sie sich ganz sicher sein. Außerdem ist niemand untätig. Das Team des FBI ist heute Morgen auf dem Flughafen Chaklala gelandet. Sie untersuchen bereits den Tatort und die bei dem Anschlag zerstörten Fahrzeuge. Mit etwas Glück haben sie am Ende des Tages schon ein paar vorläufige Erkenntnisse. Wir werden ihre Resultate sofort in unsere Überlegungen einbeziehen.«
    »Gut.« Brenneman stand auf, und Harper und Andrews erhoben sich ebenfalls. »Genau das wollte ich hören. Es ist von größter Wichtigkeit, dass die CIA und das FBI hier perfekt zusammenarbeiten.«
    »Natürlich«, versicherte Andrews, der schon auf dem Weg zur Tür war, mit Harper im Schlepptau. »Wir tun alles, was in unseren Kräften steht.«
    »Schön, das zu hören.« Brenneman blieb vor der Tür stehen, die sich wie von selbst zu öffnen schien. »Ich möchte stündlich auf dem Laufenden gehalten werden, Gentlemen. Natürlich möchte ich alles über die Lage in Kaschmir