Der Agent - The Invisible
behalten alle Aspekte im Auge.«
»Wo hält sich Mengal jetzt auf?«, fragte Brenneman. »Hat Ghafour gesagt …«
»Nein, hat er nicht«, unterbrach Harper. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich wollte Ihnen nicht ins Wort fallen.«
»Schon in Ordnung.« Brenneman wischte die Entschuldigung mit einer Handbewegung vom Tisch. »Gibt es wenigstens irgendwelche Hinweise, wo er sein könnte? Ich meine, wenn er sich in Luft aufgelöst hat, hilft uns der Name auch nicht weiter.«
»Zugegeben, noch wissen wir nichts.« Harper griff nach seiner Kaffeetasse. »Aber wir kooperieren eng mit der National Security Agency und der National Geospatial-Intelligence Agency. Sechs KH-12-Aufklärungssatelliten wurden umprogrammiert, um jene Regionen zu beobachten, wo Mengal sich während der letzten Jahre häufig aufgehalten hat, insbesondere sein Haus außerhalb von Islamabad. Leider ist der KH-12 kein geostationärer Satellit, sodass er einen bestimmten Ort nicht permanent im Auge behalten kann, denn er bewegt sich in einer niedrigen, schnellen Umlaufbahn. Sein Wert ist also begrenzt.«
»Was ist mit dem 8X?«
Harper hatte die Frage erwartet. Vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte Brenneman für fünf Legislaturperioden im Senat gesessen, wo er auch stellvertretender Vorsitzender eines
Geheimdienstausschusses gewesen war. Zu dieser Zeit hatte er sich für die Entwicklung eines Nachfolgemodells für den KH-12 engagiert, und der 8X, ein Aufklärungssatellit von Lockheed Martin, der erstmals im Frühling 1999 eingesetzt worden war, verfügte über bessere Kameras, weshalb er trotz einer sehr viel größeren Flughöhe Bilder mit besserer Auflösung lieferte. Er war mit Infrarotsensoren ausgestattet und konnte geostationär betrieben werden. Damit bewegte sich der Satellit exakt synchron zur Rotation der Erde, wodurch ein Punkt auf dieser kontinuierlich beobachtet werden konnte. Der Präsident wusste das alles, und Harpers vorherige Erklärung war für Andrews gedacht, der sich mit der Satellitenaufklärung nicht so gut auskannte.
»Wie Sie wissen, Sir«, antwortete Harper, »hat das National Reconnaissance Office nur vier 8X-Satelliten in Betrieb. Zwei weitere werden repariert und erst in sechs bis acht Monaten wieder einsatzbereit sein. Angesichts dieser eingeschränkten Möglichkeiten und der geringen Wahrscheinlichkeit, Mengal auf diesem Wege zu finden, haben wir beschlossen, sie geostationär über bestimmten interessanten Gegenden von Kaschmir kreisen zu lassen. Etwas anderes wäre es, wenn wir eine ganz bestimmte Stelle wüssten, die wir ins Visier nehmen könnten …«
Harper brauchte es nicht weiter auszuführen. Er hatte gesagt, was zu sagen war, und Brenneman nickte zögernd. »Wie sieht’s am Boden aus?«
»Prahlen können wir mit unserer Präsenz da unten nicht«, sagte Andrews. »Wenn man in der Region erfolgreich operieren will, braucht man Leute mit speziellen Sprachkenntnissen und einem Äußeren, das nicht zu sehr auffällt. Agenten, die beide Voraussetzungen erfüllen, sind schwer zu finden.«
»Aber Sie haben Leute, die diesem Anforderungsprofil entsprechen«, sagte Brenneman nach kurzem Nachdenken. »Zum Beispiel Naomi Kharmai. Sie ist doch bei diesem Job dabei, wenn ich es richtig verstanden habe.«
»Ja, Sir.« Harper blickte schnell zu Andrews hinüber, der bemerkenswert ruhig wirkte. Er wusste nicht, ob er Brenneman gegenüber einmal etwas von Kharmais persönlichem Hintergrund erzählt hatte.
Brenneman lehnte sich zurück und fuhr sich müde mit der Hand übers Gesicht. »Gentlemen, diese Lage konfrontiert uns mit einem schwerwiegenden Problem. Ich habe bereits mit Botschafter Vázques gesprochen. Laut Angaben der spanischen Regierung sind infolge dieses Ereignisses bisher sechs Menschen gestorben, dazu kommt noch Kamil Ghafour. Außer ihm handelt es sich um Unschuldige. Ein Opfer war Polizist, ein anderes eine schwangere Frau. Sie kam bei der Explosion auf der Calle San Leonardo de Dios ums Leben, wie auch ein zwölfjähriges Kind, das auf dem Heimweg vom Fußballplatz war. Vier Menschen sind lebensgefährlich verletzt.« Der Präsident schwieg einen Moment, um seine Worte richtig wirken zu lassen. »Das ist eine ganz üble Lage, die noch dadurch verschlimmert wird, dass wir - damit meine ich das Außenministerium - noch vor knapp zwei Wochen in Sachen Ghafour eine offizielle Anfrage an die Spanier gerichtet haben. Jetzt sind sie neugierig, ob wir etwas mit dieser Geschichte zu tun haben, und ich kann sie
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