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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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nicht, „hätte kein normales Wesen je daran gedacht, von dort, wo ich war, den ganzen Weg nach Sumpfloch zu laufen, um meiner Großmutter die letzte Ehre zu erweisen und dann gleich wieder umzukehren, um noch rechtzeitig zu dem Kampf am nächsten Tag wieder zurück zu sein. Kein normales Wesen hätte es auch nur versucht, wie ich sagte. Aber zu jener Zeit war ich noch in guter Form, und ich zögerte keine Minute. Ich bin einfach losgelaufen.“
    „Aber deine Großmutter“, fing Flachfinger wieder an.
    „War gar nicht tot, wie sich herausstellte“, unterbrach ihn Mehr Marmelade, wobei er immer noch Bill ansah. „Wie die Leute hier wissen, wurde sie hundertundzehn Jahre alt. Es war nur so ein Gerücht, daß dieser Fremde aufgeschnappt und weitergegeben hatte. Und natürlich war es auch so dunkel draußen, als er es mir erzählte, daß ich nicht einmal wußte, wie er aussah, und so habe ich ihn nie wiederfinden können.“
    „Da hat er aber Glück gehabt!“ meinte Flachfinger. „Du bist also den ganzen Weg nach Hause gelaufen und nachher nicht rechtzeitig zum Kampf zurückgekommen? War es so, Mehr Marmelade?“
    „Nicht ganz“, antwortete Mehr Marmelade. „Wie gesagt, ich war damals in guter Form, und ich bin sofort umgekehrt, als ich die Wahrheit erfuhr. Und ich schaffte es auch und war bei Tagesanbruch wieder in Schiefer Flußfurt. Aber als ich die Türe vom Gasthaus erreichte, brach ich sozusagen zusammen. Ich fiel einfach hin und verlor die Besinnung. Es war ganz klar für alle, daß ich nach einem solchen Rundlauf nicht in der Verfassung für einen Kampf war.“
    „Wohl wahr“, stimmte der Bergläufer sachkundig zu.
    „Und deshalb hast du also nicht mit Ein-Mann gekämpft?“ warf Flachfinger ein.
    „Nun … ja und nein“, sagte Mehr Marmelade sanft. „Seht ihr, ihm passierte nämlich auch eine komische Sache, wie ich später erfuhr, als ich wieder aufwachte. Als Ein-Mann in der Nacht zum Gasthaus zurückging, nachdem wir miteinander gesprochen hatten – und ich erwähnte ja schon, wie dunkel es draußen war –, da trat Ein-Mann aus Versehen in ein Loch im Boden, das er nicht gesehen hatte, und verstauchte sich den Fuß. Ich glaube, er hatte ihn sich sogar gebrochen, obgleich man das schwer sagen kann; seine Beine waren sehr muskulös. Natürlich“, fügte er mit einem bittenden Blick zu Flachfinger und Bergläufer hin hinzu, „hätte niemand auch nur daran gedacht, Ein-Mann einen Lügner zu nennen, wenn er sagt, er glaubt, er hätte sich den Fuß gebrochen.“
    „Ha! Da hast du recht!“ schnaubte Bergläufer.
    „Und natürlich“, fügte Mehr Marmelade sanft hinzu, „hätte auch niemand mein Wort anzuzweifeln gewagt, daß mir tatsächlich jemand im Dunkeln begegnet war, der mir ein falsches Gerücht über den Tod meiner Großmutter zugetragen hat.“
    „Das sollte wirklich mal einer wagen!“ grollte Flachfinger.
    „So kam es einerseits und andererseits“, schloß Mehr Marmelade, und sein Blick kehrte zu Bill zurück, „daß weder Ein-Mann noch ich imstande waren, diesen Kampf auszufechten. Und wie es so kommt, sind wir einander auch nie wieder begegnet. Obgleich ich höre, daß er immer noch lebt, dort oben in den Bergen.“
    „Ja, so ist es“, bestätigte der Bergläufer. „Und er sagt immer, daß er jetzt ganz und gar alt und gebrechlich ist. Er und gebrechlich!“ Der Bergläufer schnaubte ungläubig.
    „Ihr jungen Männer wißt eben nicht, wie es ist, wenn die Knochen anfangen zu ächzen und stöhnen. Ich sage euch, wenn meine Tochter mich nicht bekochen und für meinen empfindlichen Magen sorgen würde, dann wäre ich längst tot. Ihr mögt vielleicht nicht glauben, daß Ein-Mann vom Alter gebeugt wird, aber ein alter Kerl wie ich weiß es besser.“ Dann wandte sich Mehr Marmelade an Bill.
    „Da siehst du, wie es kommen kann, Hacke-und-Schaufel. Diese Geschichte, wie ich meine Chance, es mit Ein-Mann aufzunehmen, verpaßt habe, hat mich die letzten Tage sehr beschäftigt. Ich habe mir gedacht, ich müßte einfach herkommen und sie dir erzählen, damit du auf alles vorbereitet bist. Ich weiß, du kannst es kaum erwarten, dich mit Knochenbrecher zu messen, genau wie ich es kaum erwarten konnte, mit Ein-Mann zu rangeln und umgekehrt. Aber es können plötzlich Dinge geschehen, die das vielversprechendste Gerangel der Welt verhindern können.“ Er seufzte schwer. „Ich wollte dich nur warnen. Es könnte ja auch etwas geschehen, daß dich davon abhalten kann, Knochenbrecher

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