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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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auf einer kleinen Waldlichtung am Ufer eines Flusses, und vor ihm – er blinzelte – saß im Schneidersitz wie ein riesiger Buddha, sein Gewand um sich ausgebreitet, Mula-ay.
    Der dicke Hemnoide lachte gurgelnd. „Willkommen wieder im Land der Lebenden, äh … Hacke-und-Schaufel“, sagte er vergnügt. „Ich begann mich schon zu fragen, ob Sie überhaupt wieder zu sich kommen würden.“
    „Was soll das heißen, mich niederzuschlagen und in den Wald zu verschleppen“, beschwerte sich Bill und hielt wieder inne, weil der Donner seiner eigenen Stimme seine Kopfschmerzen unerträglich steigerte.
    „Ich?“ entgegnete Mula-ay im Ton milder Überraschung, faltete seine Hände über dem Bauch und fuhr salbungsvoll fort: „Wie können Sie mich einer solchen Handlungsweise verdächtigen? Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich lediglich einen Spaziergang durch diesen Wald gemacht habe und Sie dabei hier angebunden vorfand.“
    „Angebunden?“ begann Bill, zu erschrocken, um auf den Schmerzensstich zu achten, der ihm beim Sprechen durch den Kopf schoß. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß seine Arme nach hinten um den Baumstamm gebogen waren, der ihm als Rückenstütze diente, und daß seine Hände hinter dem Stamm zusammengebunden waren.
    „Damit kommen Sie nicht durch!“ sagte er wütend zu Mula-ay. „Sie wissen genau, daß kein Dilbianer so etwas tun würde. Sie brechen den Menschlich-Hemnoiden-Vertrag auf Dilbia! Ihre eigenen Vorgesetzten werden Sie deswegen zur Rechenschaft ziehen!“
    „Aber, aber, mein junger Freund“, erwiderte Mula-ay schmunzelnd. „Meine Vorgesetzten sind sehr vernünftige Leute. Und wo sind die Zeugen, die mich einen Lügner nennen könnten? Ich bin lediglich durch den Wald spaziert und habe Sie zufällig hier gesehen. Und dann habe ich mich hingesetzt und gewartet, bis Sie wieder zu sich kamen.“
    „Wenn das wahr ist“, sagte Bill und kümmerte sich nicht mehr um seine Kopfschmerzen, „warum binden Sie mich dann nicht los?“
    „Nun, ich weiß nicht recht, ob ich das tun sollte“, entgegnete Mula-ay nachdenklich. „Das könnte eine Einmischung in innere Angelegenheiten der Dilbianer sein – ausdrücklich verboten, wie Sie selbst bemerkten, in dem Hemnoid-Menschlichen Abkommen. Es könnte ja sein, daß man Sie bei einem Verbrechen gefaßt hat und die Einheimischen Sie hier gefesselt haben, bis man Sie zurückholt, um Sie vor ein einheimisches Gericht zu stellen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, mein lieber Hacke-und-Schaufel. Ich kann es nicht auf mich nehmen, Sie loszubinden – so gern ich das natürlich auch tun würde.“
    „Das nehme ich Ihnen nicht ab!“ sagte Bill erbost. „Sie … Sie …“ Er bemerkte plötzlich einen Ausdruck genüßlicher Freude auf dem runden Gesicht seines Gegenübers und beherrschte sich in plötzlichem Begreifen. Und er wurde sofort belohnt, als er sah, daß Mula-ays zufriedenes Lächeln von Enttäuschung überschattet wurde.
    „Also gut“, sagte Bill kühl. „Sie haben Ihren Spaß gehabt. Wie wäre es, wenn Sie mir jetzt mal erzählten, was das alles soll. Ich nehme an, Sie wollen irgendein Geschäft mit mir machen, und Ihre Absicht, indem Sie mich entführten und hier festbanden, war, mich von vornherein in Nachteil zu setzen. Ist das richtig?“
    Mula-ay gluckerte wieder vergnügt und rieb sich die Hände. „Sehr gut“, sagte er, „oh, wirklich sehr gut, mein junger Hacke-und-Schaufel! Wenn Sie nur etwas mehr Ausbildung und Erfahrung hätten, könnten Sie ein recht guter Agent sein – für einen Menschen jedenfalls. Aber natürlich, jemand mit Erfahrung war das Letzte, was sich Ihre Vorgesetzten in diesem Fall wünschten. Das Allerletzte!“ Er gluckerte wieder.
    „Hören Sie auf damit!“ befahl Bill. „Erzählen Sie mir endlich, was Sie mir zu sagen haben. Ich werde mich gewiß nicht vor Ihnen krümmen und winden, nur um Ihnen eine Freude zu machen.“
    Mula-ay schüttelte den Kopf. „Sie sind wirklich schlecht informiert, mein junger Freund“, sagte er ernst. „Ihre Kenntnisse von meiner Rasse beschränken sich, wie üblich, nur auf die Gerüchte, die unter den Menschen über uns kursieren. Glauben Sie ernsthaft, daß meine Aufgabe hier auf Dilbia es mir gestatten würde, dieser speziellen und anspruchsvollen Kunstform meines Volkes zu frönen, die ihr Menschen lediglich für das Ausleben einer Neigung zum überlegten Sadismus haltet? Zugegeben, ich empfinde ein leichtes Vergnügen, wenn Ihre Reaktionen an sana grenzen,

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