Der Agent
Sackgasse geraten.“ Mula-ay lachte leise. „Für euch Menschen ist mit diesem Sumpfloch-Projekt nichts mehr zu gewinnen. Die Bauern wollen eure Hilfe nicht annehmen, und die Banditen unter Knochenbrecher amüsieren sich nur über die Lage der Dinge – mit meiner bescheidenen Hilfe.“ Ein breites Grinsen ging über sein Gesicht. „Das Beste wäre also für Ihre Vorgesetzten, dieses schlechtgeplante Projekt zu beendigen, bevor es noch mehr Ärger verursacht“, fuhr er fort. „Aber wie ist das zu machen, ohne das Gesicht zu verlieren, sowohl vor den Dilbianern als auch auf interstellarer Ebene? Es würde einem Eingeständnis gleichkommen, daß wir Hemnoiden hier in Sumpfloch die Partie gewonnen haben. Also muß man eine gute Entschuldigung dafür finden, das Projekt zu beenden. Und was würde wohl die beste Entschuldigung abgeben?“ Er sah Bill erwartungsvoll an.
„Na schön, ich werde fragen“, sagte Bill grimmig. „Also, was?“
„Nun, wenn irgendein unerfahrener, unglückseliger junger Mensch zu dem Projekt nach Sumpfloch geschickt wird, der dann – ohne eigenes Verschulden und nur durch eine Reihe von unglücklichen Zufällen – das Verhältnis zu den ortsansässigen Dilbianern unwiederbringlich zerstört. Indem er sich, unter anderem, auf ein Duell einläßt und von dem ortsansässigen Champion getötet wird.“ Mula-ay hielt inne und lachte so herzhaft, daß sein ganzer Leib bebte.
„Besser könnte man es sich kaum wünschen“, fuhr er fort. „Zum einen würde dies die Menschen dazu verpflichten, das Projekt abzublasen und das Personal abzuziehen – vorübergehend, natürlich. Aber man würde es nicht wieder aufnehmen, und das Personal würde auch nicht mehr zurückkehren. Und zum anderen würde man keinen Prestigeverlust erleiden, denn obgleich der junge Mann getötet wurde, hat er doch genügend Mut bewiesen, sich Knochenbrecher zum Kampf zu stellen, und daher würde der Ruf der Shorties, persönlichen Mut zu besitzen, auf dieser Welt unangetastet erhalten bleiben.“
Bill starrte ihn an. „Sie scheinen davon überzeugt zu sein, daß ich verlieren muß“, sagte er, obgleich sich wieder das kalte Gefühl unter seinem Brustbein bemerkbar machte. „Halbe Pinte Per Post hat nicht verloren.“
Mula-ay ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Um ganz offen zu sein, Hacke-und-Schaufel“, meinte er, „das war ein kleiner Streich von euch Menschen, dem wir bis jetzt noch nicht auf den Grund gekommen sind. Aber wir zweifeln nicht daran – und Sie wohl auch nicht –, daß bei diesem Sieg noch etwas anderes mitgewirkt hat als die reine Überlegenheit eines kleinen Menschen im Raufen mit einem Dilbianer. Ich frage Sie – können Sie sich wirklich einen Menschen vorstellen, der ohne irgendeinen ungesehenen, unethischen Vorteil einen solchen Sieg erringen könnte?“
Nein, Bill konnte es nicht. Das kalte Gefühl in seinem Innern verstärkte sich.
Mula-ay erhob sich langsam und horchte in den Wald hinein. „Ich überlasse dich jetzt deinem Schicksal, Hacke-und-Schaufel“, sagte er plötzlich und verschwand im Gebüsch.
Was immer Mula-ay damit gemeint, oder welches Schicksal er ihm zugedacht hatte, erfuhr Bill nicht mehr, denn plötzlich hörte er, weit entfernt, irgendwo im Wald, Laute, die eine mögliche Rettung bedeuten konnten. Es war der Donnerruf eines Dilbianers. Es war die Stimme des Bergläufers.
„Hacke-und-Schaufel! Hacke-und-Schaufel – wo bist du?“
„Hier!“ schrie Bill mit aller Kraft. „Hier bin ich!“
„Ich höre dich!“ rief der Läufer zurück. „Schrei weiter, Hacke-und-Schaufel, dann habe ich dich gleich gefunden!“
Wenig später brach der Bergläufer, gefolgt von Süßes Ding, durch die Büsche, und Bill erduldete die schmerzhafte Prozedur, sich vom Läufer losbinden zu lassen, der ungeschickt mit seinen großen Händen an den Knoten der Fesseln um Bills Handgelenke zerrte. Kaum stand Bill auf den Füßen, wandte er sich an die beiden Dilbianer.
„Wie habt ihr mich gefunden?“ fragte er.
„Nun“, antwortete Süßes Ding, „Manches Ding und Rundherum Wunderschön haben schon den ganzen Tag über so ungemein zufrieden ausgesehen, deshalb wußte ich, daß irgend etwas los war. Und als sie dann in den Wald verschwanden, anstatt mit allen anderen zur Schmiede zu kommen, habe ich es dem Läufer gesagt, und dann sind wir ihnen nachgegangen. Wir haben sie im Wald verloren, aber dann hat der Läufer dich gerufen, und wir haben dich
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