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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wie man diese große Kunst bei uns bezeichnet. Aber daran zu dieser Zeit und an diesem Ort zu denken, ist ganz unmöglich.“
    „Oh, tatsächlich?“ fragte Bill ironisch.
    „Tatsächlich“, bestätigte Mula-ay sehr ernst. „Um Ihnen das verständlich zu machen, lassen Sie mich eine Parallele aus Ihrem eigenen, menschlichen Bereich ziehen. Ihr Menschen seid empfänglich für etwas, das ihr Einfühlungsvermögen nennt – die Fähigkeit, sich in einen anderen hineinzuversetzen und nachzuempfinden, was der andere fühlt. Das, was ihr unter Einfühlungsvermögen versteht, haben wir Hemnoiden nicht. Aber unsere sana ist für uns eine vergleichbare Empfindungsform, obgleich ihr Menschen das Gegenteil darunter verstehen würdet. Aber sana ist, genau wie Einfühlungsvermögen, eine gefühlsmäßige Fähigkeit, die zwei Personen in eine besondere Beziehung zueinander bringt. Wie euer Einfühlungsvermögen erfordert sie ein starkes Engagement von Seiten der Person, die sich darauf einläßt.“
    „Und jetzt ist Ihnen zufällig nicht danach, sich darauf einzulassen, nehme ich an?“ warf Bill ein.
    „Ihre Skepsis zeigt, daß Sie wenig aufgeschlossen denken“, entgegnete Mula-ay ruhig. „Ihr Menschen fühlt euch nicht einfach in jeden ein, und genauso wenig lassen wir uns zufällig und leichtfertig mit irgend jemandem auf sana ein. Ich würde aufgrund unserer flüchtigen Bekanntschaft hier in Ihnen ebenso wenig einen Partner für sana sehen, wie Sie vermutlich das Bedürfnis hätten, sich in … sagen wir, Knochenbrecher einzufühlen oder in irgendeinen anderen Dilbianer, den Sie gerade erst kennengelernt haben.“
    Bill starrte den Hemnoiden an. Mula-ay war anscheinend so offen und ehrlich, wie es ihm nur möglich war. Wenn auch irgend etwas von dem, was der Hemnoide gesagt hatte, ihm nicht zutreffend erschien.
    „Was also diesen Punkt anbetrifft, können Sie ganz beruhigt sein“, fuhr Mula-ay fort. „Außerdem können Sie auch Ihre Vermutung vergessen, daß ich Sie hierhergebracht hätte, um mit Ihnen irgendeinen Handel zu schließen. Mein lieber, junger Mensch, Sie gehören nicht zu denen, mit denen man Geschäfte macht. Sie sind nichts als eine Schachfigur in dem Spiel hier auf Dilbia – und eine unbewußte Schachfigur noch dazu.“ Er saß da und strahlte über das ganze Gesicht.
    Plötzlich wollte Bill unbedingt mehr von dem Hemnoiden hören. „Nun, und weshalb bin ich dann hier?“ fragte Bill. „Warum haben mich – Ihrer Meinung nach – meine Vorgesetzten hergeschickt?“
    „Ganz einfach“, antwortete Mula-ay und sah Bill an, „um Sie in einem Duell von Knochenbrecher umbringen zu lassen, natürlich.“
    Bill starrte ihn sprachlos an. Als Mula-ay von allein offensichtlich nicht zu weiteren Äußerungen bereit war, sagte er schließlich: „Oh, natürlich! Und das soll ich Ihnen glauben?“
    „Mit der Zeit werden Sie es schon noch glauben …“, murmelte Mula-ay. „Wenn Ihnen erst einmal voll bewußt wird, daß Sie hier ganz allein sind, ohne Verbindung zu Ihren außerplanetaren Vorgesetzten. Ja, ich weiß davon. Und zu dem bereits erwähnten Duell verpflichtet. Finden Sie nicht, daß es ein merkwürdiger Zufall ist, daß der Resident kurz vor Ihrer Ankunft mit einem gebrochenen Bein den Planeten verlassen hat und daß Ihre junge Mitarbeiterin sozusagen unfreiwilliger Hausgast im Banditental ist? Finden Sie es nicht merkwürdig, daß Sie sich unversehens in einer ganz ähnlichen Lage befinden wie jener junge Mensch, den die Dilbianer Halbe Pinte Per Post nannten, und der einmal in einer anderen Gegend zu einem Kampf ohne Waffen gegen einen einheimischen Champion angetreten ist? Also, wirklich, Hacke-und-Schaufel, Sie sind doch wohl zu intelligent, um diese Tatsachen einfach zu übersehen!“
    Tatsächlich, wider Willen breitete sich ein unmißverständlich kaltes Gefühl irgendwo unter Bills Brustknochen aus. Die Fakten waren wirklich überwältigend – und es waren die gleichen Fakten, die er sich bereits selbst vor Augen gehalten hatte, als er am Vormittag vor dem Schaltpult in der Residenz saß. Es war unglaublich, daß eine offizielle menschliche Verschwörung existieren sollte, die seinen Tod beschlossen hatte. Aber die Fakten blieben …
    „Warum?“ fragte Bill. „Welchen Grund sollten sie dafür haben? Es ergibt doch gar keinen Sinn.“
    „Oh, doch, Hacke-und-Schaufel“, sagte Mula-ay. „Die Situation hier zwischen Resident Greentree und mir ist – wie soll ich sagen – in eine

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