Der Agent
Ich suche inzwischen Süßes Ding und bringe sie dir her.“ Er wandte sich zur Tür.
„Warte“, rief Bill ihm nach. „Wer ist überhaupt Süßes Ding?“
„Ich dachte, du wüßtest das“, antwortete der Bergläufer überrascht. „Mehr Marmelades Tochter, natürlich, und Mehr Marmelade ist der Gastwirt von Sumpfloch. Ein annehmbares Weibsstück, aber redet einen dumm und dämlich wie alle Tieflandfrauen. Du wirst ja sehen …“ Und damit ging er hinaus.
Bill eilte durch die halboffene Tür in den Wohnteil der Residenz. Er brauchte ein paar Minuten und öffnete mehrere Türen, bis er den Raum fand, den er suchte. Hier befanden sich die Büroeinrichtungen und die beiden Schaltpulte für die Computereinrichtungen der Residenz und für das Außerplanetare Fernmeldegerät. Auf einem der zwei Schreibtische entdeckte er das dicke, schwarzgebundene Logbuch. Hastig blätterte er es durch und suchte nach den letzten Einträgen.
Er fand sie rasch, aber sie erwiesen sich als ungewöhnlich nichtssagend und bezogen sich lediglich auf Gerätschaften, die an Bauern ausgeliehen worden waren und auf Zeit und Thema von Unterredungen zwischen Greentree oder Anita Lyme und Dilbianern. Vor drei Tagen hatte Greentree seine letzte Eintragung gemacht:
… fiel von der Leiter, als ich weggeblasene Dachschindeln auf dem Dach der Residenz ersetzen wollte. Brach mir ein Bein. Habe ärztliche Hilfe angefordert.
Der Eintrag vom folgenden Tag stammte von Anita Lyme:
08.00 Uhr Ortszeit. Regierungsvertreter Greentree abgeholt von Fähre eines Kurierschiffs zwecks Transport zum nächsten verfügbaren Hospitalschiff zur Behandlung des gebrochenen Beins.
10.30 Uhr. Aufbruch zur Unterredung mit Knochenbrecher im Banditental.
Dieser letzte Eintrag im Logbuch war vor zwei Tagen gemacht worden. Es war keine Nachricht für Bill da, weder von Greentree, noch von Anita. Und es war höchst regelwidrig von Anita, nichts für ihn zu hinterlassen, es sei denn, sie hatte fest damit gerechnet, vor seiner Ankunft zurück zu sein.
Bill schloß das Logbuch und trat an das Schaltpult, das ihn mit der Relais-Station im Orbit des Planeten verbinden würde, die dann ihrerseits seine Nachricht mit Überlichtgeschwindigkeit an den interstellaren Bestimmungsort weitersenden würde. Bill kannte sich mit diesen Geräten aus, da er mit der allgemein bei außerweltlichen Projekten benutzten technischen Ausrüstung vertraut gemacht worden war. Er schaltete den Energiehebel ein und drückte auf den Mikrophonknopf.
Nichts geschah. Das Energie-Kontrollicht am Schaltpult ging nicht an. Das Mikrophon gab nicht den Summton von sich, der die Funktionsbereitschaft meldete. Das Gerät war tot.
Sekundenlang starrte Bill fassungslos auf das Pult. Dann betätigte er in rascher Folge Kontrollschalter, um festzustellen, was nicht in Ordnung war. Er erhielt nicht die geringste Reaktion. Sein Blick flog zu den Schrauben, die das Gehäuse der Schaltkonsole befestigten. Irgendwo im Gebäude mußten sich Testgeräte befinden, und mit Hilfe dieser Testgeräte und etwas Zeit mußte es sogar ihm möglich sein, herauszufinden, warum das Fernmeldegerät nicht funktionierte.
„HACKE-UND-SCHAUFEL!“ brüllte der Bergläufer aus dem Empfangszimmer nach ihm, und gleich darauf wurde er noch unterstützt von einer etwas helleren, weiblichen Stimme, die ebenfalls nach ihm rief. Grimmig wandte sich Bill von dem Schaltpult ab. Die Reparatur des Fernmeldegeräts würde warten müssen.
Rasch eilte er in den Vorderteil des Gebäudes zurück und trat wenig später in das Empfangszimmer, wo der Bergläufer ihn mit seiner Begleiterin erwartete, die als erste das Geschrei nach Bill abbrach, als er durch die Tür kam.
„Nun, da bist du ja, Hacke-und-Schaufel!“ sagte Süßes Ding, denn dieses etwas kurzgeratene, kompakte Wesen konnte nur die Dilbianerin sein, die Bergläufer hatte herholen wollen. „Es ist höchste Zeit, daß du nach Sumpfloch gekommen bist!“
„Wußtet ihr denn, daß ich komme?“ fragte Bill in die plötzliche Stille hinein, als der Bergläufer seinerseits mit dem Geschrei aufhörte und Bill freundlich zunickte.
„Natürlich wußten wir, daß du kommst!“ erwiderte Süßes Ding scharf. „Sie hat es gesagt. Sie hat dich doch kommen lassen, nicht wahr? Sie wußte genau, was zu tun war, auch wenn es sonst niemand wußte. Wie Sie sagt, die Zeit ist gekommen, für unsere Rechte zu kämpfen. Sie hat gesagt …“
„Laß ihn auch mal zu Wort kommen, ja?“ brüllte der
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