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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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den blauen Wagen nicht warten lassen.«
    Als Mrs. Pollifax und Debby das Hotel verließen, fuhr ein kleiner blauer Wagen an die Bordkante. Ein junger Mann stieß den Wagenschlag auf, und sie stiegen rasch ein.
    Fünfzehn
    Minuten lang fuhren sie kreuz und quer durch Sofia, und immer wieder warf der Fahrer einen Blick in den Rückspiegel. Einmal blieb er in einer Seitenstraße stehen, um mehrere Wagen vorbeizulassen, ehe er wieder aus der Parklücke zurückstieß und weiterfuhr. Erst nach einer halben Stunde bog er scharf in ein schmales Gäßchen ein, das in einem Innenhof endete.
    Dort stellte er den Motor ab und deutete auf eine Tür.
    Es war eine Hintertür, die zu einem niederen Betonmagazin führte. Der Hof war von mehreren Lagerhäusern eingeschlossen, aber nirgends brannte Licht. Ihr Begleiter schloß die graue Metalltür mit seinem eigenen Schlüssel auf und winkte ihnen, ihm zu folgen. Sie stiegen breite Betonstufen nach unten und durchquerten eine große Halle voll aufgestapelter Kisten. Am Ende der Halle öffnete sich eine Tür, aus der Licht fiel. Tsanko sah ihnen entgegen.
    »Nun, Amerikanski«, sagte er heiter.
    »Nun, Tsanko«, erwiderte sie herzlich.
    »Ich dachte nicht, Sie nochmals zu sehen. Ich weiß, daß schlimme Nachricht Sie zu mir führt, aber ich freue mich trotzdem.«
    »Fürchterliche Nachricht«, mischte Debby sich ungestüm ein.
    »Phil wurde entlassen — vor Reportern und Fotografen und einer Menge Leuten — aber es war überhaupt nicht Phil.«
    Tsanko nickte. »Ja, das hörte ich heute nachmittag bei meiner Rückkehr nach Sofia. Ich hörte noch mehr. Georgi kennen Sie Georgi schon? Er studiert an unserer Universität.«
    »Hei«, sagte Debby.
    Tsanko schickte den jungen Mann mit Weisungen in den Nebenraum, aus dem er gekommen war. Als sie ihm jedoch nachfolgten, war der Raum leer. Mrs. Pollifax war verblüfft.
    »Wir sprechen hier, bitte.« Er zog Holzkisten herbei, und sie setzten sich.
    »Wir haben merkwürdige Treffpunkte«, bemerkte Mrs. Pollifax. »Eine Höhle, ein Heizraum —«
    »Wegen Phil«, sagte Debby.
    Tsanko begann zu sprechen, ohne Debby anzusehen. Das verhieß nichts Gutes. »Wie ich Ihnen bereits heute früh sagte, ist General Ignatov mit der Beilegung dieser peinlichen Affäre betraut. Und General Ignatov ist ein einfallsreicher Mann. Er hat einen zweiten Trenda herbeigezaubert. Genial, nicht wahr?«
    »Aber wie?« fragte Mrs. Pollifax.
    »Da gibt es diesen jungen Mann, der ungefähr dieselbe Statur wie Trenda hat. Es ist ein sehr vielversprechender junger Mann, der seine Sonderausbildung in der Sowjetunion genoß, wo er auch Englisch lernte. Leider jedoch ist er kokainsüchtig.
    Verstehen Sie? Sehr peinlich.« Tsanko sah auf seine Uhr. »Im Augenblick landet er in Belgrad, um sich der Presse zu stellen.
    Dann wird er ins Hotel gebracht. Morgen früh kann er seinem Land dann nichts mehr nützen. Man wird ihn tot im Bett finden. Herzattacke.«
    »O Gott«, sagte sie traurig.
    »Auf diese Weise ist Philip Trenda aus der Welt geschafft. Aber nicht in Bulgarien. Mr.
    Trenda in den Vereinigten Staaten weiß bereits, daß es sich nicht um seinen Sohn handelt.
    Er ist im Bilde, verstehen Sie? Offiziell wird er nach Europa fliegen, um die Leiche seines Sohnes abzuholen. In Wahrheit aber begibt er sich nach Zürich, um Montag morgen das Lösegeld auf ein Chiffrekonto einzuzahlen.« Noch immer vermied er es, Debby anzusehen.
    »Und Phil? Werden sie ihn dann freilassen?« fragte sie verzweifelt.
    Endlich sah Tsanko ihr in die Augen. Debby begriff und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Woher wissen Sie das alles?« fragte Mrs. Pollifax leise.
    Darauf gab er keine Antwort, sondern sagte: »So ist die Lage. Ihr Freund kann nicht entlassen werden, sonst gäbe es zu viele Philip Trendas.«
    Alle schwiegen. Erstickt sagte Mrs. Pollifax: »Er wird Amerika also niemals wiedersehen?
    Wird er hier sterben?«
    »Ja.«
    »Zur Zeit lebt er aber noch?«
    »Bis Montag, wenn das Lösegeld bezahlt ist.«
    Er hat sich gesträubt, nach Bulgarien zu reisen, dachte sie. Und jetzt soll er hier sterben.
    Dabei kann er nicht älter als zwanzig sein. »Sein Vater wird auf ein Wunder hoffen.«
    »In Bulgarien geschehen keine Wunder«, belehrte Tsanko sie.
    »In meiner Heimat spricht man schon von einem glücklichen Ende, wenn bloß fünftausend Bulgaren geopfert werden, um hundert Türken oder Russen zu retten.«
    »Dann müssen wir das Wunder erzwingen«, sagte Mrs. Pollifax stürmisch. »Wir können

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