der Agentenschreck
soeben mit Eastlake entfernt und das bedeutete...
»O Gott«, sagte Debby und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Phil ist noch immer im
Gefängnis — und niemand weiß es. «
Mrs. Pollifax nickte.
Debby zog die Hände vom Gesicht und sah Mrs. Pollifax an.
»Ich fürchte mich. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so gefürchtet.«
»Zornig sein ist besser«, meinte Mrs. Pollifax nachdenklich.
»Deshalb haben sie versucht, uns gestern abend zu töten. Weil sie die Wahrheit kennen.«
»Aber wie weit kommen sie denn damit? Phils Eltern...«
»Darüber brauchen wir uns sicher nicht den Kopf zu zerbrechen«, sagte Mrs. Pollifax traurig.
»Sie haben bestimmt alles bedacht.« Aber was dieses alles sein mochte, wagte sie nicht auszusprechen. »Sie hätten vor allen Leuten aufschreien sollen, als Sie sahen, daß es nicht Philip war«, sagte sie verzweifelt.
»Das konnte ich nicht. Ich bin schüchtern. Wirklich. Diese vielen Menschen. Außerdem war ich auch nicht ganz sicher.
Erst, als er an mir vorbeiging.« Ein Schauer überlief sie.
»Wir müssen es Mr. Eastlake jedenfalls gleich nach seiner Rückkehr vom Flughafen
sagen.«
Debby schüttelte den Kopf. »Das können Sie tun, ich nicht. Er würde doch nur auf meiner sofortigen Abreise bestehen.«
»Aber Sie sagten doch eben, daß Sie sich fürchten.«
»Für Phil, nicht für mich. Seinethalben bin ich außer mir vor Angst, wenn Sie es genau
wissen wollen.«
Mrs. Pollifax glaubte ihr. Wie unausgegoren und widerspruchsvoll dieses Kind doch war!
»Ich werde allein mit Mr. Eastlake sprechen«, versprach sie. Aber schon hörte sie im Geiste seinen Widerspruch. »Meine teure Mrs. Pollifax, wie kommen Sie auf diese groteske Idee!
Können Sie auch nur eine einzige Ihrer haltlosen Anschuldigungen untermauern?«
Genau das konnte sie eben nicht. Sie durfte weder Tsanko zitieren, noch ihre eigene Rolle aufdecken oder auch nur beweisen, was hinter der Reihe von Unglücksfällen steckte. Gab
es überhaupt etwas, das sie beweisen konnte? Doch.
»Trocknen Sie sich die Augen, Debby«, sagte sie und stand auf. »Ich habe eine Idee.
Gehen wir.«
»Wohin?«
»Zu Mrs. Bemish, ehe sie erfahren hat, daß sie Witwe ist.«
»Itch«, sagte Debby angewidert.
Wieder roch es stark nach Kohl, als Mrs. Pollifax und Debby im dritten Stockwerk des
Wohnhauses anlangten und an die Tür von 301 klopften.
Ein Spalt öffnete sich. Dahinter erschien ein undurchdringliches gebräuntes Gesicht. »Mrs.
Bemish?«
»Da.« Der Spalt wurde breiter. Mrs. Pollifax erkannte die unscheinbare kleine Frau, die sie bei ihrem letzten Besuch flüchtig gesehen hatte. Sie hatte das Gesicht einer Bäuerin,
verschlossen, stolz und vom Leben gezeichnet. Die linke Wange zeigte einen blauen Fleck.
Zweifellos Bemishs Handschrift. Ein fürchterlicher Mensch!
»Sprechen Sie englisch? Dürfen wir eintreten?« fragte Mrs. Pollifax.
Die Frau machte Platz. Mrs. Pollifax und Debby betraten die schäbige, beengte Wohnung.
»Ich spreche kleines Englisch«, sagte die Frau. »Aber — mein Mann nicht hier. Wegen
Geschäften fort und noch nicht zurück.«
»Das weiß ich. Wir wollen Sie sprechen«, sagte Mrs. Pollifax.
»Ja?« Die Frau setzte sich ihnen gegenüber auf einen Stuhl und legte die Hände in den
Schoß. Sie war unsicher und ängstlich geworden.
»Wir wollten Sie nach Ihrem Bruder in Amerika fragen.«
»Petrov! O ja, ja«, sagte sie und nickte eifrig.
»Sie haben also einen Bruder in Amerika«, stellte Mrs. Pollifax mit einem Seitenblick auf Debby fest.
»Da«, rief die Frau entzückt, sprang auf und lief ins Nebenzimmer, aus dem sie mit mehreren Fotos zurückkam.
»Petrov«, sagte sie stolz. »Sehr guter Mann. Heißt jetzt Peter.«
»Peter Trenda?« fragte Mrs. Pollifax.
»Da ist ja Phil! « rief Debby, die sich über die Fotos neigte. »Sehen Sie doch!«
»Du kennen Philip?« wunderte sich Mrs. Bemish. »Petrovs Sohn?«
»Wir sind befreundet«, nickte Debby.
»Du und Philip!« Ihre Blicke hingen hungrig an Debby. »Große Ehre«, flüsterte sie.
»Wissen Sie, daß Petrovs Sohn — Ihr Neffe — hier in Sofia ist?« fragte Mrs. Pollifax.
Die Frau schnappte nach Luft. »Hier? Bora, wieso?«
»Er sitzt in Sofia im Gefängnis. Eingesperrt.«
Mrs. Bemish sah sie entgeistert an. »Warum soll Petrovs Sohn Gefängnis sein?«
»Das verdankt er Dzhagarov und Ihrem Mann.«
»Dzhagarov und —« Sie biß sich wütend und verschreckt auf die Lippen. »Ich glaube nicht.«
»Kennen
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