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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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haben eine große Überraschung für dich«, sagte Slavko. Sie traten wieder ins Sonnenlicht. »Bitte — über dem Graben steigen — zu letzten Haus.«
    »Schon wieder eine Überraschung?« sagte Debby müde.
    Holzstufen führten in ein Haus, an dessen Fenstern Gardinen hingen. Sie betraten einen
    großen, kahlen Raum. »Bitte du ausruhen, wenn gefällig«, sagte Slavko. »Das Haus ist für Kollektivversammlungen und Buchhaltung. Bitte sitzen, Mantel ausziehen, wenn gefällig.«
    »Gerne«, sagte Mrs. Pollifax. Sie hängte ihren Mantel über einen Stuhl und setzte sich.
    Dann kam der Vorarbeiter, und Slavko winkte sie rasch in einen zweiten Raum. »Sehen —
    für dich!« rief er stolz.
    Mrs. Pollifax schrie überrascht auf. Auf Holzgestelle hatte man eine lange Tischplatte gelegt und darauf breiteten sich die Früchte der Farm aus: Schüsseln mit fleischigen, roten
    Himbeeren, auf denen noch der Tau glitzerte. Teller mit goldenem Honig, aufgeschnittene saftige Wassermelonen, ein Stück Gänseleberpastete und mehrere Krüge mit wasserklarem
    Schnaps. Slavko übernahm sofort die Rolle des Gastgebers und reichte Debby und Mrs.
    Pollifax kleine Gläschen, die er vollgoß.
    »Slivovicz«, sagte er und strahlte übers ganze Gesicht.
    »Wie ungemein freundlich«, sagte sie. »Auf den Frieden.« Sie erhob ihr Glas. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie ihren Mantel im Nebenraum liegengelassen hatte. »Mein Mantel... Debby, würden Sie...«
    »Klar«, sagte Debby und verschwand. Sie kehrte jedoch mit leeren Händen und sichtlich
    verblüfft zurück. Stumm schüttelte sie den Kopf und zuckte die Achseln. Mrs. Pollifax mußte andächtig den Statistiken lauschen, die Slavko stolz herunterleierte, als könnte er ihr damit die Überlegenheit Bulgariens beweisen.
    Endlich wandte sie sich Debby zu und fragte kurz: »Nicht da?«
    »Spurlos verschwunden.«
    Slavko drängte ihnen dauernd Slivovicz auf, aber Mrs. Pollifax lehnte ab. Ihre Gedanken kreisten um den fehlenden Mantel. »Brennt wie Feuer«, lächelte sie Slavko zu. »Aber ich denke, wir müssen aufbrechen, Slavko. Wir sind schon müde.«
    Und spät ist es außerdem, fügte sie stumm bei. Es war bereits zwei Uhr. Sie bedankte sich überschwenglich bei allen, ging in den Vorraum und blieb wie angewurzelt stehen. Ihr
    Mantel hing wieder über dem Stuhl.
    Sie sah Debby vielsagend an. Ohne eine Miene zu verziehen, nahm Mrs. Pollifax ihren
    Mantel an sich und zog ihn an. Ihr Herz klopfte rascher. Es überraschte sie nicht, daß ihr Taschentuch unverändert in der linken Tasche steckte und eine Handvoll Münzen in der
    rechten. Sie tastete nach kleinen Zwirnknoten, die sie ins Futter ihrer linken Tasche genäht hatte. Insgesamt waren es fünf gewesen, die sich greifen ließen, ohne daß man sie sah. Sie waren nicht mehr da.
    »Was ist los?« fragte Debby leise auf dem Weg zum Wagen.
    Mrs. Pollifax lächelte. »Ich hoffe, daß unser Ausflug doch nicht vergebens war.«
    »Obwohl Sie ihn nicht sahen?«
    »Stimmt, aber ich glaube, daß ich den anderen Mantel anhabe.«
    Im Kollektiv war ihnen Radev nicht begegnet, als Mrs. Pollifax jedoch ihr Hotelzimmer
    aufschloß, saß ihr Einbrecher vom ersten Abend auf einem Stuhl beim Fenster. »Sie waren aber schnell«, gratulierte sie ihm, zog die Tür hinter sich zu und riegelte ab.
    Er zog die Brauen hoch. »Sie sind nicht überrascht?«
    »Keine Spur. Hoffentlich habe ich Sie neulich nicht allzu übel zugerichtet?«
    Sein Blick wurde frostig. »Ich will das Geld abholen. Es war nicht im Mantel. Ich möchte es jetzt haben, bitte.«
    »Wäre es im Mantel gewesen, dann säßen Sie jetzt nicht hier, und ich hätte Sie niemals
    getroffen. Ich möchte aber mit Ihnen sprechen. Übrigens sind vielleicht Abhörgeräte im
    Zimmer installiert.«
    »Blödsinn«, antwortete Radev. »Ich habe bereits nachgesehen.« Seine feindseligen Augen
    betrachteten sie neugierig. »Sie sind nicht die Amateurin, für die ich Sie anfangs hielt.
    Trotzdem ist dieses Treffen schlecht. Ganz schlecht. Gegen alle Vorschriften.«
    »Sie kamen zuerst als Einbrecher zu mir«, gab sie zurück. »Und das war nicht meine Idee.«
    »Sie haben mich ganz schön erschreckt. Sie erschrecken mich überhaupt dauernd. Wie
    kann ich Ihnen in die Nähe kommen, wenn die Polizei immer an Ihren Fersen klebt, seit
    Montag früh um sieben. Nie war es mir möglich. Dann fahren Sie nach Borovets, sind aber gar nicht dort. Jetzt warte ich auf mein Geld.« Er zog eine kleine Pistole aus der Tasche und

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