der Agentenschreck
Koffer aufs Bett.
»Ziehen Sie den Mantel an und nehmen Sie Ihre Tasche in die Hand«, befahl er. Nachdem das geschehen war, sagte er: »Jetzt tragen Sie den Koffer vor mir aus dem Zimmer, Sie gehen durch den Korridor zum Lift, fahren in die Halle und gehen von dort zu meinem Wagen. Los!«
Sie griff nach ihrem leeren Koffer und ging zur Tür. »Wohin fahren wir?« fragte sie leise.
»In die Zentrale. Dort wird man mit Ihnen schon fertig werden. Der neue Chef des Sicherheitsdienstes, General Ignatov, wird Ihnen die Zunge lösen. Der hat noch jeden zum Reden gebracht. Nicht umdrehen!« zischte er. »Ich gehe dicht hinter Ihnen. Die Pistole steckt in meiner Tasche.«
Gehorsam ging Mrs. Pollifax durch den Korridor. Wenn sie eine Zeitlang auf den Fahrstuhl warten mußten, gelang es ihr vielleicht, sich so knapp neben Dzhagarov zu stellen, daß sie ihn mit einem Tritt ins Schienbein aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
Leider wartete der Fahrstuhl mit weit geöffneten Türen und völlig leer im sechsten Stockwerk.
»Rein mit Ihnen«, befahl Nikki und kam ihr erst nach, als sie an der Rückwand der Kabine stand.
Auge in Auge fuhren sie hinunter. Der Fahrstuhl hielt an.
»Steigen Sie aus. Sie werden durch die Halle gehen, ohne mit jemandem zu sprechen.
Draußen wartet mein Wagen. Meine Pistole ist entsichert. Keine Dummheiten.«
Die Lifttüren glitten auseinander, und Mrs. Pollifax trat in die Halle. Ihr war klar, daß sie nun ein Bulgarien kennenlernen sollte, wie es in keinem Fremdenführer stand.
»Also hier sind Sie, Mrs. Pollifax!« rief eine erzürnte wohlbekannte Stimme. Nevena stand neben der Portiersloge. Die Hände hatte sie angriffslustig in die Hüften gestemmt. »Wie unhöflich Sie doch sind, Mrs. Pollifax! Ich warte gestern abend Punkt sieben Uhr hier auf Sie, und Sie sind nicht da. Jetzt ruft mich Hotel an und sagt, daß Sie zurück sind. Ich muß also schon wieder meine Arbeit unterbrechen, um Sie zu finden. Bora!! Das ist zuviel!«
Mrs. Pollifax blieb zögernd stehen. Nikkis Pistole zielte auf ihren Rücken.
»Sie haben Koffer — gut«, fuhr Nevena fort und kam auf sie zu. »Und Ihren Paß haben Sie auch bereits, höre ich. Sie kommen bitte sofort. Das ist schwere Schande für Sie. Ja, ja, was ist denn, Genosse Dzhagarov?« fragte sie ungeduldig.
»Sie gehört mir!« sagte Nikki kalt. Dann folgte ein Wortwechsel auf Bulgarisch.
»Unsinn — sie gehört mir«, unterbrach Nevena ihn.
»Sprechen Sie englisch, Genosse Dzhagarov, sonst machen Sie Skandal. Man hört uns zu, verstehen Sie? Diese Frau gehört nicht Ihnen. Sie muß unverzüglich das Land verlassen.
Sie ist persona non grata. Balkantourist ist finis mit ihr. Kaputt!«
»Und ich wiederhole, daß sie mir gehört, Genossin Chernokolev«, sagte Nikki eisig. »Ich habe den Auftrag, sie zur Einvernahme in die Zentrale zu bringen.«
»Zeigen Sie mir den Befehl«, sagte Nevena wütend.
Nikki zuckte die Achseln. »Ich habe nichts Schriftliches. Wollen Sie General Ignatov den Gehorsam verweigern?«
»General Ignatov!« lachte Nevena. »Sie Narr! Er wurde vor wenigen Stunden verhaftet. Man bringt ihn bereits ins Panchevsky-Institut.«
»Verhaftet? Das glaube ich Ihnen nicht. Das ist eine infame Lüge.«
Sie zuckte die Schultern. »Wie Sie meinen, Genosse, aber besser ist, seinen Namen nicht auszusprechen. Ich bin großzügig und vergesse, daß Sie ihn genannt haben.«
»Das ist doch nicht möglich«, sagte Nikki erschüttert. »Weshalb wurde er verhaftet?«
Nevena sah ihn verächtlich an. »Gestern während er feiert, wird sein Haus durchsucht. Man findet großes Vermögen in russischen Rubeln dort...«
»Na und?«
»Die Rubel waren gefälscht«, sagte Nevena knapp, griff energisch nach Mrs. Pollifax' Arm und führte sie zu einem bereitstehenden Wagen.
»Da sehen Sie, wieviel Ärger mit Ihnen«, fuhr Nevena fort und schob sie unsanft ins Auto.
»Ist Sonntag. Ich arbeite nicht an Sonntag.« Sie startete. Der Wagen setzte sich ruckartig in Bewegung. »Ich freue mich auf sehen Ankunft von Parteiobmann Breschnjew aus Moskau, und jetzt machen Sie Arbeit für mich. Noch mehr Arbeit.«
Mrs. Pollifax wandte ihr den Kopf zu und sah sie stumm an.
»Sie beginnen schon mit Seilen an den Straßen«, fuhr Nevena erbost fort. »Ich zweifle ernst, daß wir rechtzeitig für die Maschine nach Belgrad zum Flughafen kommen. Bald sie werden Wagen anhalten.«
»Ja.« Mrs. Pollifax staunte, daß sie überhaupt noch sprechen konnte.
»Dzhagarov ist
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