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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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einfachsten, um vier Uhr früh hierher zu kommen, statt umständlicherweise in meine Wohnung zu fahren.«
    »Sie sehen aus wie eine Wasserleiche.« Carstairs schüttelte sich. »Waschen Sie sich das Gesicht und besorgen Sie uns Kaffee.«
    »Adrenalin wäre wirksamer«, sagte Bishop düster und rieb sich die Augen.
    Carstairs wandte sich seinen Meldungen aus Südamerika, dem Irak, Helsinki und Wien zu.
    Aus Bulgarien fehlte noch immer jeder Bericht. Langsam wurde das beängstigend. Er hatte Assen Radev über eine Expreßverbindung den dringenden Auftrag erteilt, Mrs. Pollifax und ihren Mantel wieder aufzuspüren.
    Seither waren vier Tage vergangen. Er hatte eine Bestätigung seiner Nachricht verlangt, aber sie war ausgeblieben. Das sah böse aus. Seit der letzten regulären Nachricht, mit der Radev ihm mitgeteilt hatte, daß Mrs. Pollifax von der Geheimpolizei beschattet wurde, hatte er nichts mehr von ihr gehört und auch nichts von Mrs. Pollifax selbst, die gestern, am Sonntag, Bulgarien hätte verlassen sollen.
    Was hatte das zu bedeuten? Verrat?... Die Unsicherheit war enervierend.
    Bishop kam mit einer Tasse Kaffee zurück. Er hatte sich inzwischen rasiert und sah wieder hellwach aus. »Morgen«, sagte er fröhlich. »Soeben ist das ärztliche Gutachten des Hausarztes der Trendas über den jungen Trenda eingelangt.« Er warf das Schreiben auf den Tisch.
    »Vermutlich ist von einem Herzleiden keine Rede?«
    »Keine, Sir.«
    »Genau wie wir dachten«, sagte Carstairs finster. Er überflog das Gutachten. »Sein Vater wird sicher der Autopsie zustimmen, sobald er den Toten in die Staaten überstellt hat.«
    »Soviel ich gehört habe, will er nichts davon wissen, Sir.«
    »Wie?« sagte Carstairs ungläubig. »Ja, warum denn, zum Teufel?«
    »Wie Sie wissen, ist er am Samstag abend nach Europa abgeflogen, ohne den Reportern auf dem Flughafen ein Interview zu geben. In Chicago hat er kurz nach Bekanntgabe des Ablebens seines Sohnes nur gesagt: ›Keine Autopsie.‹«
    Carstairs bekam plötzlich hinter dem Schreibtisch keine Luft mehr. Er sprang auf und lief auf und ab. »Da stimmt doch etwas nicht. Und ich komme nicht dahinter, was es ist.«
    »Mit Philips Tod, meinen Sie?«
    Carstairs winkte ungeduldig ab. »Klar. Wir alle riechen doch, wie gelegen dieser Tod den Bulgaren kam. Trotzdem wird sich ein Mord kaum nachweisen lassen. Nein, ich meine, rundum stimmt es nicht. Mrs. Pollifax steckt weiß Gott wo, und die Geheimpolizei ist ihr auf den Fersen. Radev schweigt sich aus.
    Und Mr. Trenda sagt: ›Keine Autopsie‹. Warum? Was weiß er, was wir nicht wissen? Und was weiß man in Bulgarien?«
    »Telefon, Sir.«
    Carstairs drehte sich schnell um, musterte ihn finster, sah das orangerote Licht auf seinem Schreibtisch aufflammen und fluchte. »Verdammt, ich kam doch eigens so zeitig ins Büro, um den Anrufen auszuweichen. Na schön, melden Sie sich schon, Bishop.«
    Bishop neigte sich vor und knipste das Licht aus. »Büro Carstairs, Bishop hier...« Er schwieg. Dann brüllte er: »Was?« schwenkte seinen Drehstuhl herum und gab Carstairs Zeichen. »Aber sicher nehmen wir ein R-Gespräch von Mrs. Emily Pollifax aus Zürich entgegen.«
    Carstairs riß den Mund auf. »Sie ist in Sicherheit? Sie ruft an?« Mit zwei Sätzen stand er neben Bishop. »Hallo?« bellte er ins Telefon. »Hallo? Die Verbindung ist noch nicht da«, brummte er Bishop an. »Nehmen Sie das Gespräch sofort auf Band auf, ja? Und was hat sie überhaupt in der Schweiz verloren?«
    Bishop schaltete das Tonbandgerät samt Kopfhörern ein, die er aufsetzte. Am anderen Ende des Drahtes sagte eine wohlbekannte Stimme: »Mr. Carstairs? Sind Sie das, Mr.
    Carstairs?«
    Bishop grinste übers ganze Gesicht. Unglaublich, wie selig er plötzlich war.
    »Bitte sprechen«, sagte das Fräulein vom Fernamt.
    »Gott sei Dank!« schrie Carstairs. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Mrs. Pollifax?«
    »Oh, mir geht's wunderbar«, sagte Mrs. Pollifax vergnügt. »Ihnen doch hoffentlich auch? Mr.
    Carstairs, ich weiß natürlich, daß mein Anruf eine fürchterliche Belastung für die Steuerzahler ist —«
    »Die haben schon größere Ausgaben getragen«, sagte Carstairs wütend. »Mrs. Pollifax, Sie wurden von der Geheimpolizei beschattet. Konnten Sie sich mit Tsanko in Verbindung setzen?«
    »Ja, sicher — ein prächtiger Mensch«, versicherte sie ihm herzlich. »Aber deshalb rufe ich nicht an. Mir geht es um einen Paß. Bei mir ist ein amerikanischer Student, dessen Paß

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