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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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herüber, linkerhand die Jäger, darüber Julius und die Oberen, ihnen vis-à-vis die Schar der grün gewandeten Treiber, dazwischen einige Soldaten in blauen Uniformen.
    »Solltest du nicht den Verletzten zurückbringen?«, rief sie. Mikesch beschirmte die Augen gegen die Sonne. »Ich hab
    Befehl, Euch zurückzufahren, sobald Ihr es wünscht, Madame.
    Den Verwundeten fährt der Gardist Mular.« Sie zuckte zusammen, vor aller Augen. »Es besteht kein Anlass zur Sorge, Madame«, fuhr Slatava fort, »ein Helfer ist mitgefahren, um den Verletzten während der Fahrt zu stützen und zu versorgen.«
    »Wer ist es?«, fragte Markéta und erschrak noch hundertmal ärger, als er mit schallender Stimme Antwort gab.
    »Es ist einer der Russen, Madame, er nennt sich Tákie.«

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    »Wie Ihr befehlt, Excellence. Morgen in aller Frühe reisen wir ab.« Er verneigte sich und wollte davoneilen, aber Julius hielt ihn am Ärmel zurück: »Warum so unwirsch, mon cher maître? Ihr habt doch sicher Eure sämtlichen Heidengötter um ein schnelles Ende der Jagdpartie angefleht.«
    »Nun, ich will nicht leugnen, dass mir diese Ruine für den Grafen von Krumau allzu glanzlos scheint.« D’Alembert setzte sein heiterstes Lächeln auf. »Aber wo immer es Euch hinzieht, Euer Liebden, Ihr werdet mich an Eurer Seite finden.«
    »Daran zweifle ich nicht.« Julius’ Miene wurde düster. »Und da es mich nun auf schnellstem Weg nach Krumau zurückdrängt, werdet Ihr auch dafür Sorge tragen, dass dort ein Saal für mich vorbereitet wird, sagen wir – so groß wie dieser hier.« Er drehte sich im Kreis und sah sich prüfend um, als überlegte er bereits, ob nicht auch dieser Rittersaal für seine Zwecke in Frage käme. »Nur heller brauch ich’s und mit viel frischer Luft«, fügte er hinzu, dann schwieg er wieder einen Moment und sah sinnend an d’Alembert vorbei. »Und bei meinen Gemächern muss es sein, also nehmt den großen Salon neben dem Audienzsaal. Lasst ihn leer räumen, cher maître – bis morgen früh, vous comprenez? «
    Alles, nur das nicht, dachte Charles, der sich für einen Moment des Eindrucks erwehren musste, dass der Boden unter seinen Füßen schwankte. Beunruhigend genug, dass Julius so überstürzt zurückreisen wollte; aber warum, Euer Liebden, wählt Ihr gerade jenen Saal für Eure fauligen Künste aus? Jedes andere der vierhundertvierzig Zimmer, flehte er im Stillen, dabei seinen Schützling mit unverbrüchlicher Heiterkeit betrachtend; nur nicht gerade den Kunst-und Wundersaal, von dem Eure Frau Mutter und ich uns so günstige Wirkung auf Euer Gemüt versprachen. »Wie Ihr wünscht, Don Julius.«
    Er wirbelte sein Stöckchen in der Hand. »Noch heute Abend reitet ein Bote nach Krumau.«
    Ehe Julius weitere Befehle anfügen konnte, verbeugte sich Charles aufs Neue und eilte in den Burghof hinab. »Brodner!« Er winkte den Gardisten zu sich heran. »Du springst auf dein Pferd und reitest geschwind nach Krumau hinüber. Dort meldest du dich beim Oberstkämmerer und erklärst ihm, dass sie noch heute Abend den großen Salon neben dem Spiegelsaal leer räumen müssen.« Für einen Moment fürchtete er wahrhaftig, vor diesem Wirtssohn mit dem behaglichen Knödelbäuchlein in Tränen auszubrechen. »Sag von Hasslach, dass sie mit äußerster Vorsicht vorgehen sollen. Es sind unersetzliche Exponate, sie sollen jeden einzelnen Gegenstand in Samt oder Seidenpapier einschlagen und so behutsam wie irgend möglich nach nebenan tragen, in den Maskensalon. Hast du mich verstanden, Brodner?«
    Der Gardist salutierte. »Jawohl, Herr Obersthofmeister, alles, wie Ihr befehlt.«
    Aber Charles war noch nicht zufrieden. Er ließ sich Wort für Wort wiederholen und wurde noch trübseliger, als er seine eigenen Anordnungen aus dem Mund des Burschen holpern hörte.
    »Und wenn alles leer ist«, sagte er zum Abschluss, »sollen sie einen groben Tisch und eine Bank reinstellen, den ältesten Tisch, den sie auftreiben können; wenn er nur eine Last von ein bis zwei Zentnern aushält, ist er gut genug.«
    Der Gardist Brodner staunte über diesen Befehl, aber wortlos, da er zweifellos spürte, dass es im Obersthofmeister bedrohlich brodelte. Einen uralten Tisch für den Prachtsalon neben dem Audienzsaal? Mit weit aufgerissenen Augen harrte er weiterer Befehle.
    »Und dann sollen sie einen Bottich in den Salon tragen, oder besser zwei, große Kübel, wie sie im Schweinestall am unteren Burghof zu Dutzenden aufgestapelt stehen. Außerdem

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