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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Menge unedler Materien in schieres Gold transformieren. Und um sicherzustellen, dass Monsieur Hezilow bei der Anpreisung seiner wundersamen Fähigkeiten nicht ein wenig übertrieben hat, wird er auf Don Julius’ Befehl gleich heute Nacht eine Goldprobe ablegen.«
    Als d’Alembert Nacht sagte, war es Markéta, als sacke sie mit einem Ruck noch tiefer in ihre Müdigkeit. Sie machte große Augen, um gegen den Schlaf anzukämpfen, der unermüdlich dunkle Tücher über sie warf.
    »Monsieur Hezilow«, hörte sie d’Alembert wie durch eine Nebelwand sagen, »hat sich dem gräflichen Befehl gefügt und erklärt, dass er heute beim Glockenschlag der elften Nachtstunde mit der Transformation beginnen werde.« Er beugte sich im lachsfarbenen Sessel nach vorn; seine Haut auf Stirn und Wangen war noch bleicher als die Puderschicht, in die der Schweiß erbarmungslos Rinnen und Krater fraß. »Und damit komme ich zum Anlass meines überstürzten Besuchs, Madame: Magister Hezilow hat sich ausbedungen, dass neben Don Julius auch Ihr sowie der Nabellose zugegen sein werdet.«
    »Flor? Aber Ihr wisst so gut wie ich, Maître, wie sehr der arme Flor sich vor Hezilow fürchtet.«
    »Es ist auch Don Julius’ Wunsch«, sagte d’Alembert. »Und wenn Ihr einen Rat von mir hören mögt: Nach den Lehrbüchern der griechischen Weisen – namentlich Platos – müsste Hezilows Unterwelt auf das Erinnerungsvermögen Eures Schützlings ungemein belebend wirken.« Er erhob sich. »Heute Nacht also, die Gardisten werden Euch hinabbegleiten. Bonsoir, madame. – Ah, eines noch.« Er wandte sich noch einmal um zu ihr, eine Hand schon an der Tür. »Der Entzug des Privilegiums geht allein auf Don Julius zurück. Mit den alten Geschichten hat das – auch wenn der Anschein dafür sprechen mag – nichts zu tun.«
    »Aber womit denn sonst?«, fragte Markéta. »Was hat Vater Sigmund ihm denn zuleide getan?«
    »Gar nichts, soweit ich weiß.« Der Maître lächelte dünn. »Ich nehme an, dass Don Julius Euch ganz einfach den Rückweg abschneiden will, Madame.«
    Damit war er aus der Tür, und fast im selben Moment begann Markéta, sich aus ihrem Kleid zu schälen.
    »Lisetta!«
    Die blonde Zofe eilte herbei und begann, die dutzenderlei Häkchen auf der Rückseite des Kleides zu öffnen.
    »Ich werde mich für ein paar Stunden hinlegen«, erklärte ihr Markéta. »Damit ich heute Abend in guter Verfassung bin.«
    »Für die Goldprobe«, wisperte Lisetta.
    Darauf erwiderte Markéta nichts. Hier oben in der Burg wurde mindestens so emsig geklatscht und getratscht wie unten in der Stadt.
    Im Unterkleid stand sie endlich vor der Tür ihres Schlafgemachs.
    »Aber in Eurem Bett liegt Flor, Madame«, flüsterte Lisetta.
    »Ich weiß«, sagte Markéta. »Er ist wie ein Bruder für mich, und das Bett bietet Platz für ein ganzes Dutzend wohlanständiger Schläfer.«
    Sie trat in die Schlafkammer und zog hinter sich die Tür zu.
     
    Eine enge Treppe führte steil in die Unterwelt hinunter, Wände und Stufen des Schachtes mit dunkelrotem Samt bespannt. Dort unten würde sie Mutter Bianca wiederfinden, sie spürte es ganz deutlich, und wenn sie sich in den Treppenschacht hinabbeugte, meinte sie die geliebte Mutter auch schon zu sehen, wenigstens einen Schatten von ihr hinter wallendem Nebel.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, mit leisem Donner schienen ihre Pulse von den Wänden widerzuhallen, ihr war heiß und kalt zugleich.
    Wir müssen hinab, dachte sie, sofort.
    Auf sonderbare Weise war sie nicht allein, da war noch jemand, doch dieser Jemand war ein Teil von ihr, wie bei den miteinander verwachsenen Zwillingen, die sie einmal in der väterlichen Badestube gesehen hatte. Zwei Körper, aber ein Herz und eine Seele, auf frevelhafte und doch auch berauschende Weise miteinander vereint.
    Wieder beugte sie sich hinab in die Treppenhöhle, und diesmal sah sie Bianca ganz deutlich hinter der Wand aus rötlichem Nebel: Ihre Lippen bewegten sich, ihre Augen waren weit geöffnet, ihre Hände vollführten beschwörende Gebärden. Zu verstehen war gar nichts, aber ihr schmerzlicher Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel, dass sie Qualen litt.
    Wir müssen hinab, dachte sie wieder, Mutter Bianca befreien. Behutsam trat sie auf die oberste Stufe, und da zog sich der ganze rote Schacht wie erschauernd zusammen. Das Donnern wurde lauter, drängender. Erschrocken zog sie ihren Fuß zurück, sofort schwoll auch der Donnerklang wieder ab, und die Treppe war wie vorher starr und

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