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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Zeichen.
    Sofort trat Julius zu ihm, sie hatten jede Bewegung mehrfach eingeübt. Er spürte Markétas Blicke auf sich und musste sich neuerlich mystischer Vorstellungen erwehren, den Tiegel zwischen ihren Schenkeln und die darin brodelnden Mondsäfte betreffend. Rasch nahm er das Kupferbecken mit kaltem Wasser, das auf dem Tisch bereitstand, und hielt es seinem Meister hin.
    Hezilow goss die kochende Mixtur aus der Kupferschale hinein, und sogleich löste sie sich im Wasser auf. Schließlich blieb ein bräunlicher Rückstand übrig – »das Projektionspulver«, erklärte der Russe, »misste sich äjgentlich in der Sonne trocknen, aber weil Euer Herrlichkeit nicht länger warten kann, behilft sich Hezilow mit dem Athanor.«
    Er nahm Julius das Kupferbecken aus den Händen und stellte es auf den Herd. Bescheiden trat Julius zur Säule zurück, zwischen den Maître, der undurchdringlich wie immer dreinblickte, und Markéta, deren Wangen brennend rote Flecken zierten.
    Binnen weniger Minuten war der bräunliche Schlamm zu feinem Puder getrocknet. Hezilow stellte ihn zur Seite, nahm ein Stück Blei, legte es in einen Tiegel und brachte es langsam zum Schmelzen. Er öffnete eine weitere Flasche und gab einen Tropfen rötlichen Extrakts aus einer kleinen Phiole hinein – »ist sich Leeweneel« –, fügte eine Prise des braunen Puders hinzu und bedeckte den Tiegel mit einer Kupelle, die mit glühenden Kohlen gefüllt war. »Muss sich die Mixtur ein Stindchen lang gliehen.« Er feixte in Julius’ Richtung, dann trat er zu seinen Gehilfen und verwickelte sie in ein leises Gespräch.
    Während die Minuten dahinschlichen, wechselten Julius, der Maître und Markéta kaum ein Wort. So gelassen und siegessicher sich Julius eben noch gefühlt hatte, so bang wurde ihm nun zumute. Hatte er früher in Prag nicht unzählige Erzählungen von betrügerischen Alchimisten gehört? Waren nicht auch die angeblichen Magier, die vor Jahren hier auf Burg Krumau Goldtaler zu säen versprachen, nichts als gemeine Strauchdiebe gewesen? Was wäre, wenn auch der Puppenmacher sich als Scharlatan entpuppte?
    Nein, unmöglich, beschwor er sich dann wieder, Hezilow hatte ihm durch unzählige Andeutungen bewiesen, dass er wahrhaftig ein eingeweihter Magister war. Und hatte nicht auch jener Astrolog ihm vorausgesagt, dass die Goldprobe gelingen würde? Kurz und erschreckend huschte ihm das Mariandl durch den Sinn; wieder spürte er das widerlich klebrige Rot an seinen Händen, wie damals, als er neben dem Leichnam zu sich gekommen war. Ah, auch diesen ruchlosen Verschwörern würde er auf die Spur kommen, mit der Hilfe Markétas, die ganz und gar davon überzeugt schien, dass er in eine mörderische Kabale verwickelt worden war; fast noch überzeugter, dachte Julius, als ich selbst. Pah, alles, alles würde glücken, bald schon würden sich aus den Gewölben von Burg Krumau gewaltige Ströme funkelnden Goldes ergießen, mächtig und unbezähmbar. Nie wieder würde die väterliche Majestät auf einem Reichstag um die dürftigsten Gelder betteln müssen, und niemals mehr würde
    irgendwer sich erdreisten, seine, Don Julius’, Sukzessionsfähigkeit zu bestreiten. Wir, Julius Caesar von Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches …
    In seine ekstatischen Träume hinein tönte, wie aus weiter Ferne, die Glocke von St. Veit: zwölf Schläge und zwei dünnere dazu.
    Hezilow entfernte die Kupelle mit den glühenden Kohlen, nahm eine Weinrebe zur Hand und rührte das rötliche Gebräu damit um. Augenblicklich wurde es zu einer zähen Masse – »durch Projektionspulver und Leeweneel«, erklärte der Russe gelassen, »wird sich das Metall fixiert.«
    Ruhig rührte er weiter um, hob endlich den glühenden Tiegel mit einer Zange vom Herd und setzte ihn auf einen Stein. Wieder winkte er Julius heran, in seinen Knopfaugen funkelte es triumphierend. Als Julius sich über den Tiegel beugte, brach ihm vom Boden des Gefäßes goldener Glanz entgegen.
    Sein Herz schlug nun mit hämmernder Härte, der Härte des mystischen Pelikans. Stumm sah er zu, wie die Flüssigkeit auf dem Boden des Tiegels koagulierte und endlich eindickte. Da vermochte sich Julius nicht länger zu bezwingen, er nahm die Zange, die neben dem Tiegel auf dem Tisch lag, fischte einen noch glühenden Klumpen heraus und hielt ihn prüfend ins Licht.
    Der Klumpen funkelte und glitzerte, und ehe irgendjemand etwas sagen konnte, begann der Nabellose zu stammeln: »Der ro-rote Leu – Go-gold!«
    In

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