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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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gelang es ihm zu erwidern, »aber dafür müsst ihr mir endlich die Wahrheit sagen.«
    »Die Lenka hat’n Balg im Bauch, sie sagt, sie spürt’s genau.« Mit kindlicher Zutraulichkeit drängte sich der Knabe noch enger an ihn, beide Arme um Charles’ Hals schlingend. »Nachts wacht sie immer plärrend auf – dann hat ihr geträumt, dass’n Teufelchen aus ihrer Fotz gekrochen käm.«
    Er machte Anstalten, d’Alemberts Schoß zu erklimmen, schon begann sich ein bronzefarbener Schenkel auf die weiß bestrumpften Beine des Maître zu schieben; aber d’Alembert riss sich mit letzter Kraft aus seiner Versteinerung heraus und schob den Knaben von sich.
    »Das ist abergläubischer Unfug«, sagte er mit rauer Stimme und hoffte, dass seine Worte einigermaßen überzeugend klangen. »Aber diese Träume kommen offenbar daher, dass Lenka Gewalt angetan wurde, wie ich es befürchtet hatte – von Hezilow selbst oder seinen Kerlen?«
    Fabrio war wieder in seine frühere Schweigsamkeit zurückgefallen. Die Arme vor der Brust verschränkt, die Lippen zum Schmollmund vorgeschoben, saß er neben d’Alembert und sah aus kohleschwarzen Augen an ihm vorbei.
    Sollte er Fabrio nochmals mit der Drohung bedrängen, dass er von Lenka getrennt werden könnte? Sicherlich wäre es das Klügste, dachte Charles, doch er bezweifelte, dass seine berühmte Selbstbeherrschung abermals standhielte, wenn der Knabe sich ihm wieder an den Hals werfen würde. Dabei könnte es die Lösung ihrer drängendsten Probleme bedeuten: Wenn Fabrio ihm bestätigte, dass der Puppenmacher der kleinen Lenka Gewalt angetan hatte, dann hätte er endlich etwas in der Hand gegen den Russen. Denn Julius liebte die Zwillinge aufrichtig, und mit etwas Glück und Geschick ließe sich sein berüchtigter Jähzorn so steuern, dass er den Magister für immer von sich stieße.
    Noch während d’Alembert hin und her überlegte, klopfte es an der Tür.
    »Wer da?«
    »Verzeiht die Störung, Maître d’Alembert« ; die Stimme Pavels, seines ältlichen Sekretärs. »Madame Markéta wünscht Euch zu sprechen – dringend, wie sie sagt.«
    »Führe Madame in den kleinen Salon, ich komme sofort.« Erleichtert, dass äußere Umstände ihn vom Zwang augenblicklicher Entscheidung befreiten, erhob sich der Maître, nickte Fabrio zu und eilte zur Tür, sein Stöckchen in der rechten Hand wirbelnd.

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    »Die heiße Quelle in dem kleinen Waldstück vorm Budweiser Tor. Begreift Ihr denn nicht, was das heißt, Maître d’Alembert?«
    »Ein Unglücksfall, sollte man annehmen, Madame.« D’Alembert verbot sich, am Türstock Halt zu suchen, und setzte ein gelassenes Lächeln auf. »Natürlich wird die Affäre gewissenhaft untersucht werden.«
    »Ein Unglück? So soll es aussehen, allerdings, Monsieur!«, ereiferte sich die Baderstochter. »Sie haben die Leich' dort hingeschleppt und in den heißen Quell geworfen, damit jeder denken soll, dass Nico im siedenden Wasser umgekommen wär.«
    »Wen bei allen Göttern meint Ihr mit ›sie‹, chère madame?« Markéta sah ihn aus funkelnd grünen Augen an. »Na, die Lumpenkerle – Jurij Hezilow!«
    Er erwiderte ihren Blick mit einer Miene nachsichtigen Spotts, dabei war er so bestürzt, dass sich sein Magen verkrampfte.
    »Dass Ihr den Magister verabscheut, ist hinlänglich bekannt, Madame, aber welches Interesse sollte er an Eurem falschen Homunkel hegen?«
    »Das weiß ich auch nicht.« Sichtlich widerstrebend hob sie die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Noch nicht! Aber ich schwör Euch …«
    Charles hob seinen Stock, eine eher flehende als gebieterische Gebärde. »Bitte keine Schwüre vor Sonnenuntergang!« Er bot ihr seinen Arm, und zusammen schritten sie zu den weißen Samtfauteuils, die seinen kleinen Salon dominierten. »Nehmen wir erst einmal Platz«, schlug er vor, »wenn auch nur für einen Moment. Gleich muss ich nach unten: Der Bär kommt.«
    Flüchtig lächelten sie einander zu. In den vier Wochen seit Eurem Erscheinen auf Burg Krumau habe ich Euch durchaus schätzen gelernt, Madame, dachte der Maître, aber bei dieser Affäre kann ich Euch nicht zur Seite stehen.
    Zögernd setzte sie sich ihm gegenüber in den Sessel. »Warum sollte Nico mit seinem verletzten Bein die Stadt verlassen und dort draußen in die siedende Quelle fallen?«, fragte sie. »Jedes Kind in Krumau weiß, wie gefährlich diese Wasserstellen sind.«
    »Gestattet mir eine Gegenfrage, Madame: Was hat Euch denn überhaupt zur Morgenstunde

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