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Der Alchimist

Der Alchimist

Titel: Der Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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oder aufblühten. Das machte mich sehr traurig. Inzwischen erkenne ich jedoch, daß es nicht richtig war: Der Laden hat genau die überschaubare Größe, die ich mir gewünscht habe. Ich möchte mich nicht mehr verändern, weil ich nicht wußte, wie ich mich verändern soll. Ich habe mich schon zu sehr an mich selbst gewöhnt.« Da der Jüngling hierauf nichts zu erwidern wußte, fuhr er fort: »Du warst ein Segen für mich. Und heute verstehe ich auch, daß jeder verweigerte Segen sich in einen Fluch verwandelt. Ich will nichts mehr vom Leben. Und du zwingst mich, Reichtümer und Möglichkeiten zu sehen, die ich nie kannte. Jetzt, wo ich sie und meine unzähligen Möglichkeiten kenne, werde ich mich noch elender fühlen als zuvor.
    Denn nun weiß ich, daß ich alles haben könnte, aber ich will nicht. >Wie gut, daß ich dem Eisverkäufer damals nichts gesagt habe<, dachte der Jüngling.
    Sie rauchten noch eine Weile die Nargileh, während die Sonne unterging. Sie unterhielten sich, und der Jüngling war zufrieden mit sich selber, daß er schon Arabisch sprach. Es hatte eine Zeit gegeben, wo er meinte, daß ihn die Schafe alles über die Welt lehren könnten. Aber sie konnten ihm kein Arabisch beibringen.
    >Sicherlich gibt es noch vieles auf der Welt, was die Schafe nicht lehren können, überlegte er und beobachtete den Händler, ohne etwas zu sagen. >Schließlich sind sie nur auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Ich glaube, daß nicht sie mich lehren, sondern daß ich lerne.< »Maktub«, sagte endlich der Händler.
    »Was ist das?« »Um das zu verstehen, muß man Araber sein«, antwortete er. »Aber die Übersetzung wäre ungefähr so: >Es steht geschrieben.«< Und während er die Glut der Nargileh löschte, sagte er, daß der Jüngling Tee in Gläsern verkaufen könne. Manchmal ist es unmöglich, den Lebensstrom aufzuhalten.
    Die Menschen gingen den Hang hinauf und wurden dabei müde. Dann fanden sie dort oben den Laden mit wunderschönen Kristallgefäßen, in denen erfrischender Pfefferminztee angeboten wurde. Sie gingen hinein, um Tee zu trinken, den man ihnen in schönen geschliffenen Gläsern servierte.
3
    »Daran hat meine Frau noch nie gedacht«, sann ein Mann nach und kaufte einige Gläser, denn er erwartete für diesen Abend Besuch: Seine Gäste würden sicher von der Schönheit der Gläser beeindruckt sein. Ein anderer schwor darauf, daß der Tee aus Kristallgläsern viel schmackhafter sei, weil sie das Aroma besser erhalten. Ein dritter meinte, daß es Tradition im Orient wäre, geschliffene Gläser für Tee zu verwenden, wegen ihrer magischen Kräfte.
    In kurzer Zeit hatte sich die Neuigkeit verbreitet, und viele Leute kamen den Hang herauf, um den Laden kennenzulernen, der in so einem alteingesessenen Handel etwas Neues zu bieten hatte. Andere Teeläden mit Kristallgläsern wurden eröffnet, doch sie befanden sich nicht oberhalb eines Hanges und blieben deshalb immer leer.
    So mußte der Händler innerhalb kürzester Zeit noch zwei weitere Angestellte einstellen. Er importierte, zusammen mit den Kristallgefäßen, riesige Mengen von Tee, die täglich von Männern und Frauen mit Durst auf etwas Neues konsumiert wurden. Und so vergingen sechs weitere Monate.
4
    Der Jüngling erwachte noch vor Sonnenaufgang. Inzwischen waren elf Monate und neun Tage vergangen, seit er erstmals seinen Fuß auf den afrikanischen Kontinent gesetzt hatte.
    Er zog das arabische Gewand aus weißem Leinen an, das er eigens für diesen Tag erworben hatte. Dann band er sich das Tuch um den Kopf und befestigte es mit einem Ring aus Kamelhaut. Er schlüpfte in die neuen Sandalen und ging hinunter, ohne ein Geräusch zu machen. Die Stadt lag noch im Schlaf. Er machte sich ein Sesambrot und trank dazu einen heißen Tee aus dem Kristallglas. Dann setzte er sich auf die Türschwelle und rauchte für sich allein die Nargileh. Er paffte still vor sich hin, ohne an etwas zu denken, und lauschte nur dem gleichmäßigen Rauschen des Windes, der den Duft der Wüste brachte. Dann steckte er die Hand in eine der Taschen des Gewandes und bestaunte eine Weile das Päckchen, das er hervorgeholt hatte.
    Es war ein großes Geldbündel, genug, um einhundertzwanzig Schafe sowie eine Rückfahrkarte und eine Bewilligung für den Handel zwischen seinem Heimatland und dem Land, wo er sich befand, zu kaufen. Geduldig wartete er ab, bis der Alte wach wurde und den Laden aufschloß. Dann tranken sie gemeinsam noch einmal Tee.
    »Ich werde heute

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