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Der Alchimist

Der Alchimist

Titel: Der Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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paar Schafe anschaffen zu können.
    »Ich würde gerne ein Regal für die Kristallwaren anfertigen«, sagte er zum Händler. »Man könnte es dann vor dem Laden aufstellen, damit die Leute von unten heraufgelockt werden.« »Ich habe deshalb noch kein Regal gemacht«, antwortete der Händler, »weil die Leute beim Vorbeigehen dagegenstoßen würden. Die Gläser gingen dabei zu Bruch.« »Als ich noch mit meinen Schafen über Land zog, liefen sie Gefahr, von einer Schlange gebissen zu werden, aber das gehört nun mal zum Leben der Schafe und der Schäfer.« Der Händler bediente einen Kunden, welcher drei Kristallvasen kaufte. Er verkaufte besser denn je, als ob die Welt zu der Zeit zurückgekehrt sei, in der diese Straße eine der größten Attraktionen Tangers gewesen war. »Der Verkauf hat stark angezogen«, sagte er zum Jüngling, als der Kunde gegangen war. »Das Geld erlaubt es mir, besser zu leben, und dir wird es bald deine Schafe zurückgeben. Warum also noch mehr vom Leben fordern?« »Weil wir den Zeichen folgen müssen«, entgegnete der junge Mann unbedacht; und er bereute das Gesagte, denn der Kristallwarenhändler war ja keinem König begegnet.
    »Das nennt man Anfängerglück. Denn das Leben will, daß du deinen persönlichen Lebensweg einhältst«, hatte der Alte gesagt. Doch auch der Händler hatte verstanden, was der Jüngling meinte. Allein schon dessen Gegenwart im Laden war ein Zeichen, und nachdem das Geld jetzt zu fließen begann, tat es ihm nicht leid, den Spanier eingestellt zu haben. Obwohl der Junge mehr verdiente, als er sollte; da er immer geglaubt hatte, daß sich die Zahl der Verkäufe nicht mehr ändern würde, hatte er ihm eine hohe Provision angeboten, und seine Intuition sagte ihm, daß der Jüngling sowieso bald wieder zu seinen Schafen zurückkehren würde.
    »Warum willst du eigentlich die Pyramiden kennenlernen?« fragte er, um von dem Regal abzulenken.
    »Weil man mir immer davon erzählt hat«, antwortete der junge Mann und vermied es, von seinem Traum zu sprechen. Inzwischen war der Schatz zu einer schmerzvollen Erinnerung geworden, und er versuchte, nicht mehr daran zu denken.
    »Hier kenne ich niemanden, der die Wüste durchqueren möchte, bloß um die Pyramiden zu sehen«, entgegnete der ~~' Händler. »Es sind doch nur Steinhaufen. Du kannst dir ja selber einen im Garten auftürmen.« »Sie haben wohl keine Reiseträume«, erwiderte der Jüngling und bediente den Kunden, der gerade hereinkam.
    Zwei Tage danach suchte der Händler den Jüngling auf, um nochmals über das Regal zu sprechen.
    »Ich liebe keine Veränderungen«, sagte der Händler. »Du und ich, wir sind nicht wie der reiche Kaufmann Hassan. Wenn er sich in einer Anschaffung irrt, so berührt ihn das nicht weiter. Aber wenn einer von uns einen Fehler begeht, dann rächt es sich.« >Das stimmt<, dachte der Jüngling.
    »Wozu willst du das Regal?« fragte der Händler weiter. »Ich möchte so schnell wie möglich zu meinen Schafen zurückkehren. Wir müssen die Zeit nützen, solange uns das Glück hold ist. Man nennt dies Günstiges Prinzip oder Anfängerglück.
    Der Alte schwieg eine Weile, dann sagte er: »Der Prophet gab uns den Koran und hinterließ uns nur fünf Gebote, die wir in unserem Leben zu beachten hätten. Das wichtigste ist folgendes: Es gibt nur einen Gott. Die anderen lauten: fünfmal täglich zu beten, im Monat Ramadan zu fasten, den Bedürftigen zu helfen.« Nun unterbrach er sich. Seine Augen wurden feucht, als er vom Propheten sprach. Er war ein gläubiger Mann, und wenn er a uch bisweilen unleidig war, so versuchte er doch, sein Leben nach den Geboten der Mohammedaner auszurichten.
    »Und welches ist das fünfte Gebot?« fragte der Jüngling. »Vor zwei Tagen hast du behauptet, ich hätte keine Reiseträume«, antwortete der Händler. »Die fünfte Verpflichtung eines jeden Mohammedaners ist, eine Reise zu machen. Mindestens einmal im Leben sollten wir zur heiligen Stadt Mekka pilgern. Mekka ist noch viel weiter entfernt als die Pyramiden. Als ich jung war, wollte ich das wenige Geld zusammenhalten, um dieses Ladengeschäft zu erwerben. Ich dachte daran, eines Tages reich genug zu sein, um nach Mekka zu reisen. Dann verdiente ich eine Menge Geld, aber ich hatte niemanden, der auf das Kristallglas hätte aufpassen können, denn es ist äußerst zerbrechlich. Gleichzeitig sah ich viele Leute vor meiner Haustüre vorbeiziehen, die nach Mekka pilgerten. Einige Reiche gingen mit einem Gefolge

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