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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Sie
nicht?«
    »Wo sind meine Freunde?«
    »Mr. Iifilde, Mr. Resiptiss, Ms. Cargin und Ms.
Hohuel?«
    Fassin starrte ihn sprachlos an. Scheiße, er war seit
Monaten hier, aber er kannte immer noch nicht mehr als die Vornamen.
Dies waren vermutlich die Familiennamen von Thay, Sonj und Mome, aber
er hatte wirklich keine Ahnung. Hatte der Mann nicht vier Namen
genannt? Hieß das, dass er auch K mitzählte? Aber sie war
doch gar nicht mit auf der Demo gewesen?
    »Entweder werden sie anderswo festgehalten, oder man hat ihre
Personalien aufgenommen und sie gehen lassen, oder sie werden noch
gesucht.« Das Männchen lächelte.
    Fassin betrachtete seine Arme in den Metallreifen. Er versuchte
vergeblich, seine Beine zu bewegen, beugte sich vor und schaute nach
unten. Auch seine Beine waren angekettet. Oder er trug
Fußfesseln. Sein Mund fühlte sich ganz fremd an. Wieder
fuhr er mit der Zunge prüfend über die Stellen, wo seine
Zähne gewesen waren. Wahrscheinlich musste er sich ein
Provisorium machen lassen, bis die neuen nachgewachsen waren. Oder er
gewöhnte sich an, wie ein Pirat zu grinsen. »Womit habe ich
diese Behandlung verdient?«, fragte er.
    Der Kleine sah ihn ungläubig an. Er schien schon im Begriff,
Fassin mit einer neuen Schmerzwelle zu bestrafen, doch dann
schüttelte er nur frustriert den Kopf. »Sie haben an einer
gewalttätigen Demonstration gegen den Diegesian
teilgenommen«, sagte er.
    »Aber ich war doch nicht gewalttätig«,
verteidigte sich Fassin.
    »Sie persönlich vielleicht nicht. Aber die Demonstration
ganz sicher.«
    Fassin hätte sich gern den Kopf gekratzt. »Und das
genügt schon?«
    »Natürlich!«
    »Wer hat als Erster Gewalt eingesetzt?«, fragte er.
    Der Kleine breitete ruckartig die Arme aus. Seine Stimme wurde
schrill. »Spielt das eine Rolle?«
    Fassin hatte gemeint, welche Seite, aber der Kleine hatte wohl
geglaubt, er frage nach einem bestimmten Demonstranten. Fassin
seufzte. »Hören Sie, ich möchte nur zurück zu
meinen Freunden, in mein Nest. Kann ich jetzt gehen? Ich habe nichts
getan. Man hat mir die Zähne ausgeschlagen, ich kann Ihnen
nichts sagen… gar nichts…« Er seufzte wieder.
    »Sie können gehen, wenn Sie hier unterschrieben
haben.« Der kleine Mann drehte den Schirm, so dass Fassin ihn
sehen konnte. Er las sich die Aussage durch und sah sich die
Fingerabdruckkissen und die Kamerafelder auf dem Bildschirm an, die
bestätigen sollten, dass wirklich er es war, der die
Unterschrift leistete (oder genauer gesagt den Speicherumfang der
gefälschten Aussage geringfügig
vergrößerte.)
    »Ich kann das nicht unterzeichnen«, sagte er. »Im
Grunde steht hier, dass alle meine Freunde Beyonder-Agenten sind und
den Tod verdienen.«
    Der Kleine verdrehte die Augen. »Würden Sie bitte genau lesen? Hier steht lediglich, dass Sie einen Verdacht in dieser Richtung hegen. Sie glauben doch nicht ernsthaft, Sie
könnten allein durch Ihre Aussage irgendjemanden einer Straftat
überführen?«
    »Aber warum soll ich dann überhaupt…?«
    »Wir wollen, dass Sie zum Verräter werden!«,
rief der kleine Mann, als läge das nun wirklich auf der Hand.
»Wir wollen, dass Sie diesen Existenzen den Rücken kehren
und ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden. Das ist
alles.«
    »Aber sie sind meine Freunde.« Fassin musste husten und
schluckte krampfhaft. »Könnte ich vielleicht einen Schluck
Wasser bekommen?«
    »Nein. Und es sind nicht Ihre Freunde. Es sind nur Leute, die
Sie kennen. Nicht einmal richtige Bekannte. Sie haben sich mit ihnen
betrunken, waren mit ihnen high, haben hin und wieder mit ihnen
diskutiert und mit einigen auch Geschlechtsverkehr gehabt.
Wahrscheinlich werden Sie alle sowieso schon bald getrennte Wege
gehen und sich wahrscheinlich aus den Augen verlieren. Es sind nicht
Ihre Freunde. Finden Sie sich damit ab.«
    Fassin hütete sich, in dieser Situation den Begriff
Freundschaft genauer unter die Lupe zu nehmen. »Trotzdem werde
ich sie nicht verraten.«
    »Die anderen haben es mit Ihnen bereits getan.«
    Der kleine Verhörbeamte holte den Schirm zu sich heran,
drückte ein paar Tasten und schob ihn Fassin wieder zu. Nun
konnte er sehen, wie Thay Sonj und Mome – alle waren an
ähnliche Stühle gefesselt wie er, und Sonj wirkte ziemlich
angeschlagen – aussagten, sie hielten Fassin für einen
Beyonder-Sympathisanten, er sei eine Gefahr für die Gesellschaft
und müsse beobachtet werden. Jeder murmelte etwas in diesem
Sinne, unterschrieb auf dem Bildschirm und

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