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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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konstant bleibt, sind wir in zwei
Stunden genau im Schussfeld.«
    Fassin stieg in den Schutzanzug, zog ihn hoch und wartete, bis er
sich mit dem Kragen verbunden hatte und der Anzug sich leise
schmatzend an seinen Körper schmiegte. Eigentlich sehr bequem.
»Und das ist wirklich Ihr Ernst, Herv? Sie wollen zusammen mit
allen anderen wie die Maus im Loch hocken und hoffen, dass die Katze
wieder abzieht?«
    »So lauten die Befehle.«
    »Ich weiß. Und nun raten Sie mal, was ich tun
möchte.« Eine Pause trat ein. Ein weiteres, noch heftigeres
Beben erschütterte die Kabine. Die Hauptluke sprang nach innen
auf, schwankte hin und her. Man konnte in den Korridor hinaussehen.
Die Pause zog sich in die Länge. »Herv?«, fragte
Fassin. Er sah sich um, ob er etwas mitnehmen wollte. Nichts.
»Herv?«
    »Wir treffen uns dort.«
     
    Vor Nasquerons seitlich angestrahlter Oberfläche zuckte ein
harter, bläulich weißer Blitz auf. Der Hangar verwandelte
sich in ein Labyrinth aus gezackten, grell erleuchteten Flächen
und tiefschwarzen Schatten. Fassin zuckte zusammen: Der Blitz wurde
gelb, dann orange und erlosch; zwischen dem Mond und Nasqueron stand
eine kleine matte Sonne.
    Herv Apsile war vor Fassin eingetroffen. Er winkte ihm kurz zu,
übersprang locker die acht Meter zur offenen Nasenkuppel der
Trägermaschine und verschwand darin. Die Kanzel schloss
sich.
    »Herv?«, fragte Fassin, um die Notverbindung seines
Anzugs zu testen. Keine Antwort. Er näherte sich in langsamen
Sprüngen dem offenen Frachtraum. Colonel Hatherence war bereits
dort. Ihr hoher diskusförmiger Schutzanzug schwebte dicht
über dem Boden, genau an der gleichen Stelle wie vor einigen
Stunden.
    »Seher Taak! Ich dachte mir doch, dass Sie sich so
entscheiden würden!«, rief sie.
    Scheiße, dachte Fassin. Er hatte gehofft, der Colonel
hätte wie alle anderen die Anweisungen befolgt und sich in den
Schutzraum begeben, der sich 10 Kilometer tiefer im Kern des Mondes
befand. Es musste doch wohl einen Fallschacht geben, der groß
genug war? Na schön. Er kam unter dem kleinen Pfeilspitzenschiff
zum Stehen, das über ihnen in seinem Schlitten hing, und nickte
ihr zu. »Colonel.«
    Würde sie versuchen, ihn aufzuhalten? Er wusste es nicht.
Könnte sie es? Kein Zweifel.
    »Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder entsetzt sein
soll«, rief der Colonel. Aus dem Oerileithe-Schutzanzug
löste sich ein Manipulator-Arm und klappte in Fassins Richtung
aus. Verdammt, dachte er. Es geht schon los.
    »Nach Ihnen!«, sagte der Colonel und deutete mit dem Arm
nach oben.
    Fassin lächelte und stieß sich ab. Sie schwebte mit
schwirrenden Flügelrädern neben ihm nach oben. An der Decke
des Frachtraums hielt er an, stützte sich ab und klappte das
Cockpit des Gasschiffchens auf. Ein sargförmiger Raum wurde
sichtbar. Er schlüpfte aus dem Anzug und löste den
Helm.
    »Runter mit der Uniform, Major«, sagte der Colonel
leutselig. Ihre Stimme hallte von den Wänden des Frachtraums
wider. Fassin ließ den Anzug langsam zu Boden fallen und trat
in das Cockpit des kleinen Pfeilschiffs. »Du meine
Güte!«, sagte Hatherence. »Haben alle menschlichen
Männer diese Form?«
    »Nur wenn sie gut aussehen, Colonel«, versicherte er ihr
und ließ sich vorsichtig in das kühle Gel sinken. Das Dach
schloss sich über ihm. Er rutschte im Dunkeln hin und her, um
seinen Hals über dem Scannerkragen zu platzieren. Ein weiches
Licht leuchtete auf, ein leiser Klingelton bestätigte ihm, dass
alles in Ordnung war. Er griff nach der Doppeldüse der
Kiemenwasserschlauchs, holte tief Atem, ließ ihn wieder
ausströmen und steckte die Düsen in seine
Nasenlöcher.
    Fassin legte sich zurück, machte sein Bewusstsein so leer,
wie er nur konnte und unterdrückte die Panik und den
Würgereiz, als das Kiemenwasser, kalt wie das kälteste
Eisgetränk aller Zeiten, in seine Nase, durch seine Kehle und in
seine Lungen floss.
    Für einen Moment war er verwirrt, desorientiert. Dann
schmiegte sich der Kragen fester um seinen Hals, und das
wärmende Gel schloss sich über seinem Körper und
schickte seine Fühler in Ohren, Mund, Penis und Anus. Zwei
schmerzhafte Stiche an den Unterarmen und je einer unter jedem Ohr
– die Blutentnahmen.
    »Fertig?«, gurgelte Herv Apsiles Stimme in seinen Ohren.
Das Gel hatte sich noch nicht richtig gesetzt.
    - Gründlich, sendete er nur in Gedanken. – Was
ist mit dem Colonel?
    ›Ich bin ebenfalls fertig!‹ Colonel Hatherences Stimme
klang selbst über Funk

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