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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Lain sagt, wir
schießen auf die Habs der Rebellen. Töten sie zu
Millionen. Viele Offs fühlen sich unwohl…«
    »Viele Was fühlen sich unwohl?«, fragte
Mome.
    »Viele Offs«, wiederholte Thay.
    »Das Wort habe ich verstanden«, seufzte Mome.
»Aber nicht, was es bedeutet.« Er schnippte mit den
Fingern. »Warte. Kurzform für ›Offiziere‹,
richtig?«
    »Genau.«
    »Brillant. Mach weiter.«
    »Viele Offs sind darüber nicht glücklich«,
wiederholte Thay, »deshalb greifen die ’yonds – die
Beyonder – uns nur an, um uns in der Defensive zu halten.«
Sie nickte. »Das sagt meine Cousine Lain.«
    »Yippie! Verrücktes Yonder-Geschwätz«, rief
Mome und hielt sich die Ohren zu. »Ihr bringt uns noch alle ins
Gefängnis.« Sie lachten.
    »Wenigstens haben wir die Freiheit, so etwas zu sagen«,
gab Fassin zu bedenken.
    Worauf Mome sein ganz spezielles Hohles Gelächter erschallen
ließ.
     
    Auf dem Hauptplatz grüßte Fassin viele Bekannte und
schwelgte in der allgemeinen Solidarität und der etwas schrillen
Heiterkeit – viele phantasievolle Kostüme, riesige
Wergskulpturen und summende Schwebeballons (die Spruchbänder
hinter sich herzogen, Lieder brüllten und Narkonfetti
verstreuten) – fühlte sich aber doch irgendwie fremd
zwischen den zumeist menschlichen Demonstranten inmitten der
prächtigen Kuppelbauten. Er hob den Kopf und sah sich um.
    Das Habitat war eine riesige grüne Stadt in einer rotierenden
Röhre: kleine Hügel, viele Berge und lange Alleen, die
kreuz und quer zwischen niedrigen Wohnblöcken mit hängenden
Gärten und vielfach gewundenen Flüssen verliefen. Schmale
Türme ragten, teils bogenförmig gekrümmt, bis hinauf
zur Sonnenröhre, wo sie sich zu den Türmen auf der anderen
Seite hinüberneigten – oder sie gar berührten. Trauben
von Nestern – von Spiegeln umgeben und Friktionsröhren wie
Dschungellianen hinter sich her ziehend – drängten sich um
die Längsachse, darunter schwebten wie seltsam geformte Wolken
halb transparente Lenkballons.
    Da hörte Fassin vom Rand der Menge, die dem Palast des
Diegesian, gegen den die Proteste sich richteten, am nächsten
war, einen Aufschrei. Es roch auch etwas merkwürdig, aber
wahrscheinlich hatte nur einer der Schwebeballons irgendeine Droge
versprüht, die Fassins Immedio-Immunsystem nicht kannte. Doch
dann begriff er, dass wohl doch irgendetwas nicht stimmte, denn
plötzlich fielen wie auf ein Stichwort alle Schwebeballons
herab. Außerdem erlosch die Sonne in der Sonnenröhre. Und
das kam einfach nie vor. Viele ungewohnte Geräusche drangen zu
ihm, vielleicht schrie auch jemand. Es wurde rasch sehr kalt. Auch
das war ungewöhnlich. Leute liefen an ihm vorbei, rammten ihn
anfangs nur mit den Schultern, dann stolperten sie über ihn, und
er erkannte, dass er Fassin?, dass er Fassin am Boden
lag, dann wurde er Fassin geschlagen, aber er Fassin versuchte wieder aufzustehen, und er lag Fassin, er lag Fassin auf den Knien und wollte sich Fassin vollends
aufrichten – er schwankte, ihm war ganz komisch, warum lagen
ringsum so viele Leute auf dem Boden? – dann – Fassin
– wurde er wieder zusammengeschlagen. Von einem Mann in
stahlgrauer Panzerung mit einem riesigen Knüppel von
Polizeikeule und keinem Gesicht und zwei kleinen surrenden Drohnen
auf jeder Schulter, die Gas versprühten und ein schrecklich
schrilles Winseln ausstießen, von dem er – Fassin!
– nur möglichst schnell wegwollte, aber seine Nase,
seine Augen und alles andere brannte und schmerzte, und er wusste
nicht, was er tun sollte, er stand Fasssin! einfach nur da,
und der Kerl mit der großen Keule so lang wie ein Speer stand
vor ihm und er Fasssin? dachte noch, er könnte ihn ja
fragen, was eigentlich vorging und was passiert Faaasssssiiinnn?
    passiert war, doch da holte der Mann mit seinem
Keulen-Speer-Knüppel-Ding weit aus und knallte es ihm ins
Gesicht, dass ihm die Zähne wegbrachen und er kopfüber
    »Fassin?«
    Sein Name rüttelte ihn endlich wach.
    »Wieder da? Gut.«
    Der Sprecher war ein kleiner Mann in einem großen Stuhl
hinter einem viel zu kleinen Metallschreibtisch. Der Raum – ein
Raum? – war so dunkel, dass man nicht einmal mit Infrarot etwas
sah. Die Stimme hörte sich an, als sei es kein sehr großer
Raum. Allmählich spürte Fassin Schmerzen im Gesicht,
besonders der Mund tat weh. Er wollte ihn abwischen, aber er konnte
die Hände nicht bewegen. Er schaute nach unten. Die Unterarme
waren – er fand nicht gleich das richtige Wort

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