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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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empfunden, als
ihn Valseir in das Nest im Innern der verlassenen
WolkenTunnel-Röhre einlud, an der bei seinem letztem Besuch vor
mehreren Jahrhunderten der Rest des Hauses verankert gewesen war.
Bibliothek Eins sah noch genauso aus wie damals, nur fehlten ein paar
tausend Bücherkristalle und ein großer,
zylinderförmiger Kühlschrank, in dem Valseir Bücher
aus Papier und Plastik aufbewahrt hatte. Jedenfalls hatte es nicht
den Anschein, als wäre der Raum in der Zwischenzeit zu Valseirs
wirklichem Arbeitszimmer geworden. Und jetzt wollten die Diener
angeblich nicht einmal wissen, dass es so ein privates Reich
überhaupt gegeben hatte.
    »Ich dachte, er hätte noch ein anderes
Arbeitszimmer«, sagte Fassin. »Hatte er nicht ein Haus
in… was für eine Stadt war es doch noch?
Guldrenk?«
    »Ach ja! Natürlich«, sagte Nuern. »Das muss es
sein.«
    - Colonel, diese Burschen haben keine Ahnung.
    - Den Eindruck gewinne ich allmählich auch.
     
    Bibliothek einundzwanzig (Cincturier / Wölker / Vermischtes)
hatte eine Besonderheit, eine Dweller-Geheimtür in Form eines
Bücherschranks. Valseir hatte sie Fassin gezeigt, als sich der
Mensch nach ihrer ersten Begegnung für längere Zeit bei ihm
aufgehalten hatte. Die Tür führte zuerst nach innen zum
Zentrum der Traube aus Bibliothekssphären und von dort durch
einen kurzen Gang zu einer Lücke zwischen zwei
äußeren Sphären und hinaus ins offene Gas. Der Witz
– eine verborgene Tür, ein geheimer Gang – bestand
darin, dass die verschiedenen Cincturier die Außenseiter der
galaktischen Gemeinschaft waren, und dass der Bücherschrank,
durch den man in den Geheimgang gelangte, die Aufschrift
›Ausreißer‹ trug.
    Nach dem Essen gab Fassin vor, sich in der Bibliothek
einschließen zu wollen, um bis tief in die Nacht hinein Regale
zu durchforsten. Tatsächlich holte er sich die Protokolle des
Haussystems auf den Bildschirm und ging zurück in die Zeit kurz
nach Valseirs Segelunfall und seinem angeblichen Tod. Dann tat er
etwas, das nicht nur ungewöhnlich, sondern nach den Standards
der Merkatoria kaum noch legal und auf Nasqueron im Allgemeinen
sinnlos war: Er beschleunigte und jagte die bis zum legalen Maximum
hochgerüsteten Computer des Gasschiffs und sein eigenes leicht
modifiziertes Nervensystem bis an die Grenzen ihrer
Datenverarbeitungskapazität hoch. Dennoch brauchte er fast eine
halbe Stunde, bis er gefunden hatte, wonach er suchte: den Punkt
nämlich, an dem das Haus ein Dutzend Tage nach Valseirs Unfall
eine Umleitung der Energieversorgung und der Ventilation
protokolliert hatte. Auch der Höhenmesser hatte ein Flattern
registriert – einen kurzen Ausschlag nach oben, und dann hatte
das lange, gemächliche Absinken begonnen, das immer noch
anhielt.
    Als Nächstes musste Fassin feststellen, wo sich das
WolkenTunnel-Segment jetzt befand. Sicher hatte es die Zone der
Scherströmung und die Zone, wo sich das ganze
Atmosphäreband noch wie eine einzige riesige Masse bewegte,
bereits überschritten und die halb flüssigen Tiefen
erreicht, die sich viel langsamer drehten als das Gas darüber.
Die Übergangszonen waren gewaltige zähe und trübe
Meere, die sich nur widerwillig vom wirbelnden Jetstream der
Atmosphäre mitreißen ließen.
    Hier war Koppelnavigation gefragt. Nach dem Weltbild der Dweller
war die Atmosphäre statisch, und die Tiefen – ganz zu
schweigen vom restlichen Ulubis-System, den Sternen und eigentlich
dem ganzen Universum – bewegten sich. Da alle Bezugspunkte nur
theoretisch fixiert waren, ließ sich, was einmal in den Tiefen
versunken war, notorisch schwer wiederfinden. Nach zweihundert Jahren
konnte der WolkenTunnel-Abschnitt überall sein, vielleicht war
er außer Reichweite, vielleicht war er zerbrochen, vielleicht
war er auch an den Zonenrand abgetrieben und nach Norden oder
Süden in einen ganz anderen Gürtel gezogen worden. Fassins
einzige Hoffnung war die Tatsache, dass das Rohrstück, nach dem
er suchte, relativ groß war. Selbst in Nasqueron konnte ein
Objekt von mehr als vierzig Metern im Durchmesser und achtzig
Kilometern Länge nicht einfach spurlos verschwinden. Und er ging
trotz allem davon aus, dass die Bewegung des WolkenTunnels durch die
bekannte Funktion von Auftriebs- und Gravitationskräften
bestimmt wurde.
    Das Ergebnis war bestürzend ungenau. Der errechnete Standort
befand sich etwa fünftausend Kilometer entfernt, kam aber,
nachdem er den Planeten unzählige Male umrundet hatte,
ständig näher. In zwölf

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