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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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verschaffen. Zum Steuern nützten sie
die leichten Winde und ganz einfach die Trägheit des Mediums,
während sie auf ihren Feldlinien auf die Sturmwand zurasten.
    - Aber seine Leiche wurde nie gefunden. Das ist doch richtig?, fragte Hatherence.
    - Das ist richtig, bestätigte Fassin. – In
einer Böe, die einen SturmJammer entzweireißen konnte,
hätte er kaum Chancen gehabt, dennoch kann man nicht
ausschließen, dass er noch lebt.
    - Aber es gibt doch… kein Wasser oder etwas dergleichen?
Die Segler können nicht ertrinken, und es ist weder zu kalt,
noch zu heiß. Wie kann es sein, dass ein starker Wind
genügt, um sie zu töten?
    - Der Wind reißt sie auseinander. Er wirbelt sie so
schnell und lange im Kreis, bis sie zuerst das Bewusstsein verlieren
und sich irgendwann in ihre Bestandteile auflösen. Oder sie
fallen ins Koma und sinken in die Tiefe. Auch Dweller müssen
atmen. Und das können sie nicht mehr, wenn der Druck zu hoch
wird.
    - Hmm.
    Die GasClipper hatten die Innenseite des Sturms erreicht, fuhren
ihre Klingensegel aus und tauchten sie in den Gasstrom. Nun waren die
Schiffe nur noch zur Hälfte zu sehen. Die Zuschauerschiffe
beschleunigten stark, doch obwohl sie einen Vorsprung hatten, obwohl
die brüllenden Triebwerke ihr Letztes gaben, und obwohl sie die
Innenbahn und damit den kürzeren Weg hatten, begannen sie hinter
die kleine GasClipperflotte zurückzufallen.
    - Könnte es sein, dass Valseir den Unfall selbst
inszeniert hat?, fragte der Colonel.
    - Möglich. Vielleicht hat er es so eingerichtet, dass
irgendein Freund, ein Komplize in der Nähe war und ihn retten
konnte. Das hätte seine Überlebenschancen erheblich
verbessert.
    - Kommt es oft vor, dass ein Dweller seinen eigenen Tod
vortäuscht?
    - So gut wie nie.
    - Das dachte ich mir.
    Die GasClipper befanden sich jetzt auf gleicher Höhe mit der
größeren Flotte der Zuschauerschiffe. Dort wurde das
Geschrei und Gejohle noch lauter und schriller, als der ganze Pulk
von GasClippern und die Begleitgeschwader aus Luftschiffen und
Versorgungsfahrzeugen für einen Moment wie ein einziges Schiff
dahinflogen. Vor ihnen türmte sich die schwarze Sturmwand auf
wie ein senkrechtes Meer, das aufgewühlt und in Fetzen an ihnen
vorüberraste. Von unten kam ihnen ein breites schemenhaftes Band
entgegen. Sie traten in den Schatten des Sturms ein. Ulubis, ein
matter Lichtpunkt, verschwand hinter einem tosenden, wie wahnsinnig
rotierenden Gasring von hundert Kilometern Dicke und zehntausend
Kilometern Durchmesser.
    »Fassin. Hast du Wetten abgeschlossen?«, fragte
Y’sul und steuerte seine Sitzgrube an. Ein Hauskind in
Kellneruniform schwebte mit einem Tablett voller Drogen und den
dazugehörigen Gerätschaften an seine Seite, wartete, bis
sich der ältere Dweller niedergelassen hatte, klemmte das
Tablett an den Sitz und zog sich zurück.
    »Nein. Ich könnte doch nur dein Kudos einsetzen, oder
nicht?«
    »Ach so! Kann sein«, sagte Y’sul. Das hatte er sich
offenbar noch nicht überlegt. »Mein Unterbewusstsein
scheint dir blind zu vertrauen. Sehr merkwürdig.« Er drehte
sich zur Seite und durchwühlte die verschiedenen Drogen.
    »Wie geht es Ihrem Freund?«, fragte Hatherence.
    »Oh, er war bester Laune«, versicherte Y’sul, ohne
sie anzusehen. »Sein Vater ist gestern im Kampf gefallen. Nun
erbt er vermutlich Kudos-Punkte für Tapferkeit.« Er kramte
weiter. »Ich hätte schwören können, dass auch
HirnFieber dabei war…«
    »Wie schön, dass er den Verlust so gut verkraftet«,
sagte Fassin.
    »Aha! Da haben wir’s doch!« Y’sul hielt eine
große, leuchtend orangefarbene Kapsel hoch und betrachtete sie
von allen Seiten. »Ach ja, Fassin: ich bin mit einem
Bürschchen zusammengestoßen, das behauptet, dich zu
kennen. Hat mir das hier gegeben.« Y’sul griff in eine
Vordertasche, förderte ein winziges Bildblatt zutage und reichte
es Fassin.
    Der Mensch nahm das Foto mit einem der Feinmotorik-Manipulatoren
seines Gasschiffs und sah es sich an. Es zeigte einen blauen Himmel
mit weißen Wolken.
    »Die Farbe stimmt natürlich ganz und gar nicht«,
bemerkte Y’sul. »War nicht zu übersehen.«
    Fassin bemerkte, dass sich auch der Colonel das Bild ansah und
sich dann schweigend zurücklehnte.
    »Hat die Person, die behauptete, mich zu kennen, auch
irgendetwas gesagt?«, fragte Fassin.
    »Wie?« Y’sul studierte immer noch die fingerlange
orangefarbene Pille. »Oh ja. Er sagte, du sollst das Ding hier
gut aufbewahren, und wenn du ihn sprechen willst,

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