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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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die Suche und
förderte den Band schließlich auch zutage. Ich
hatte noch nie so viel Anlass, meine Nachlässigkeit beim
Katalogisieren zu verfluchen. Die betreffende Passage befand sich in
einer eigenen Mappe, die ich zum Anhang dazugeheftet hatte. Das
Original dieser Mappe brachte ich persönlich in einem
verschlossenen Behälter zu einem befreundeten Sammler in der
Stadt Deilte in der Südlichen Polarregion. Ich bat diesen
Freund, den Behälter für mich in Verwahrung zu nehmen, aber
nicht zu öffnen. Im Falle meines Todes sollte er ihn an jemanden
weitergeben, dem er seinerseits vertraute und der ihn ebenfalls nicht
öffnen sollte. Zu gegebener Zeit würde ein Familienmitglied
oder eine andere Person meines Vertrauens mit einem ganz bestimmten
Bildblatt bei ihm vorsprechen. Ich spreche von dem Bildblatt, das du
jetzt bei dir trägst. Dieser Person sei der Behälter
auszuhändigen.
    - Hätte denn dein Freund in Deilte von deinem Tod
erfahren? Ich wusste davon nichts.
    - Vielleicht, vielleicht auch nicht. Er sammelt antiquarische
Daten, so wie ich, lebt aber sehr zurückgezogen. Er könnte
jedoch durch gemeinsame Bekannte davon gehört haben.
    - Schön, sendete Fassin. – Ich muss also nach
Deilte. Wie war der Name seines Freundes?
    - Chimilinith.
    Der Name hatte Valseirs Signalvertiefung kaum verlassen, als
Fassin einen Neutrinoburst registrierte.
    - Ein bestimmter Teil von Deilte?, fragte er und sah sich
etwas genauer um.
    - Chimilinith zog früher gern mit seinem Haus in der
Gegend umher. Aber ich nehme an, die Einheimischen werden ihn
kennen.
    - Schön. Hast du dir die Daten denn auch angeschaut? Wie
sahen sie aus?
    Die Privatkabine war leer bis auf ihn und Valseir, das
Schwebetablett mit der Schale – er hatte beides beim Eintreten
automatisch gescannt und festgestellt, dass es nur das war, was es zu
sein schien – und die Bildschirme, die ebenfalls in keiner Weise
außergewöhnlich waren. Wer könnte hier mit Neutrinos
kommunizieren? Von wo aus? Und warum der plötzliche Ausbruch
genau in diesem Moment?
    - Wie Algebra.
    Fassin scannte Valseirs schlichte Kleidung. Keine Spur von
irgendwelchen High-Tech-Geräten. Das Raffinierteste an den
Gewändern war das Gewebe selbst.
    - Algebra?, wiederholte er.
    Die Innen- und Außenseite der Diamantblase waren sauber. Er
scannte die Zugangsröhre. Nichts.
    - Alien-Algebra, erklärte Valseir.
    Fassin schaute nach oben auf die Unterseite des Luftschiffs und
suchte dann im gleichen Radius den freien Gasraum außerhalb ab.
Immer noch nichts. Also noch weiter draußen.
    - Alien?, fragte er zerstreut.
    Auch nichts in der näheren Umgebung. Zuerst kam die Dzunda, dann etwa hundert Meter bis zum nächsten
Luftschiff nichts, dann weitere Zuschauer- und Versorgungsschiffe
– sowie der Panzerkreuzer Puisiel, der ein paar Kilometer
höher in der Atmosphäre mühelos mit der
Zuschauerflotte Schritt hielt – und schließlich die
GasClipper, die sich gerade anschickten, die Boje an der SturmMauer
zu umrunden, den ersten Wendepunkt dieses kurzen Rennens.
    - Alien-Symbolik. Aber nicht ausschließlich. Einige der
Zeichen kamen mir bekannt vor. Sie hatten Ähnlichkeit mit einer
Form von Translatio V, einer speziesübergreifenden, so genannten
›Universal‹-Notation, die vor etwa zwei Milliarden Jahren
von den Wopuld erfunden wurde – einer längst ausgestorbenen
Spezies von Invers-Spongiformen –, aber mit Elementen aus
der uralten Piktogrammschrift der Dweller. Ich hätte mir
gern Notizen gemacht, aber ich verzichtete darauf, etwas von dem
Material in irgendeiner Form bei mir zu tragen, ausgenommen
natürlich, was – zwangsläufig lückenhaft –
in meinem Gedächtnis gespeichert ist. Daher konnte ich seither
nicht daran arbeiten.
    Fassin zeichnete alles, was gesprochen wurde, mit den Systemen des
Gasschiffes auf, um es später wenn nötig wiederholen zu
können, doch zugleich suchte er immer noch hektisch die weitere
Umgebung nach Wanzen oder Abhörgeräten ab. Die Sensoren des
Gasschiffchens registrierten einen weiteren Neutrinoburst, es musste
eine Nachricht sein; ein kurzes Muster im Chaos der nahezu masselosen
Teilchen.
    Unmittelbar vor dem ersten Burst hatte Valseir den Namen des
Dwellers ausgesprochen, dem er die Mappe gegeben hatte. Konnte das
wirklich Zufall gewesen sein? Aber wie sollte sie jemand belauscht
haben? Sie verständigten sich durch Signalflüstern,
kohärente Lichtstrahlen, die von einer Transceiver-Vertiefung in
der Oberfläche zur anderen geschickt

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