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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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deine
expressionistischen Gemälde gegeben hatte. Und dabei stieß
ich auf eine gewisse Anmerkung am Ende eines gewissen Bandes. Was
mich daran erinnert, dass ich mich entschuldigen muss. Es war nicht
meine Absicht, dich mit drei verschiedenen Übersetzungen
desselben Buches abzuspeisen, anstatt dir die drei Bände des
einen Werks zu geben. Aber die Anmerkung habe ich gelesen, und ich
kam zu dem Schluss, dass sie sich auf die Art von Information bezog,
für die gewisse Leute sterben und sicherlich auch töten
würden. Daraufhin beschloss ich zu verschwinden. Ich stellte
mich tot.
    »Vergib mir, dass ich an dir gezweifelt habe, Valseir.«
Fassin trat vor und streckte dem alten Dweller zwei Manipulatoren
entgegen.
    »Misstrauisch bis zum Letzten«, seufzte Valseir,
übersah den linken Manipulator und schüttelte den rechten
mit einem rechten Nabenarm. »Bitte schön: so
begrüßt man sich bei den Menschen. Bist du jetzt zufrieden, Seher Taak?«
    Fassin lächelte. »Vollkommen. Schön, dich
wiederzusehen.«
     
    - Dann empfindest du sicherlich emotionalen Schmerz. Das tut
mir Leid für dich.
    - Ich bemühe mich, nicht allzu viel Selbstmitleid
aufkommen zu lassen. Was mir besser gelingt, wenn ich weiterhin tue,
was getan werden muss.
    Fassin hatte Valseir von den Angriffen auf Third Fury und den Sept
Bantrabal erzählt. Valseir hatte berichtet, wie sein Leben
verlaufen war, seit sie sich zum letzten Mal getroffen hatten.
Für ihn war diese Zeit in einer Art und Weise von der
Dweller-Liste beherrscht worden, wie selbst Fassin es erst seit
kurzem kannte. Valseir hatte sich fast ununterbrochen versteckt,
nachdem er mit Hilfe des Dweller-Captains Xessife, den Fassin kurz
gesehen hatte, seinen eigenen Tod vorgetäuscht hatte. Xessife
war ein alter SturmSegler, ein Jammer- und Clipperfahrer mit einer
Sammlung von Trophäen und Medaillen, die schwerer waren als er
selbst. Inzwischen im Ruhestand, führte er ein beschaulicheres
Dasein und übernahm nur hin und wieder die Führung eines
Luftschiffs, um sich der Sturm-Segler-Szene nicht vollends zu
entfremden.
    - Und was ist nun zu tun, Seher Taak?
    - Ich denke, wir müssen diesen dritten Band finden: Hast
du ihn noch?
    - Nein. Aber es geht in dieser Frage nicht um den dritten Band
an sich.
    - Worum dann?
    - Um eine Notiz, eine kurze Anmerkung.
    - Hast du die?
    - Nein.
    - Weißt du, wo sie ist?
    - Nein.
    - Dann sind wir, um einen Ausdruck der Menschen zu gebrauchen,
womöglich alle erledigt.
    - Ich weiß aber, in welcher Richtung man danach suchen
sollte.
    - Das könnte eine Hilfe sein.
    - Du hältst diese Anmerkung also auch für wichtig? Du
glaubst, ohne sie könnten wir alle ›erledigt‹
sein?
    - Oh, vielleicht sind wir auch mit ihr gründlich erledigt,
aber solange wir sie nicht haben und andere glauben, dass das
Ding existiert, werden sie jeden gnadenlos niedermachen, der ihnen im
Weg steht oder den sie nicht für hundertprozentig kooperativ
halten. Meine Aufpasserin hier, eine Oerileithe, Colonel der Ocula,
sagte mir, über Nasqueron habe sich eine Flotte von
Kriegsschiffen der Merkatoria versammelt. Angeblich ist sie hier, um
sie und mich abzuholen, aber ich fürchte, sie könnten
andere Absichten haben.
    - Eine militärische Intervention?
    - Sobald sie glauben, eine feste Spur zu haben, die zur Liste
führt.
    - Nun, dann müssen wir vermeiden, ihnen eine solche Spur
zu liefern. Zugleich darf ich meinen Mit-Dwellern keinen Vorwand
liefern, mich als abscheulichen Verräter zu brandmarken, weil
ich auch nur daran denke, etwas an fremde Mächte weiterzugehen,
was mit der fraglichen Sache zu tun hat. Zwar lassen meine eigenen
Forschungen und die vieler anderer vermuten, dass die gesuchten Daten
entweder hoffnungslos veraltet oder ein Hirngespinst sind, vielleicht
auch beides. Dennoch muss ich zumindest jemandem die Richtung weisen,
wenn ich nicht für immer tot bleiben will.
    - Und zu diesem Jemand hat das Schicksal offenbar mich
ausersehen. Wo muss ich hin?
    - Ach ja. Dazu muss ich etwas erklären. Als ich begriff,
worauf sich die Anmerkung in Band eins bezog, suchte ich
natürlich nach Band drei. Zumindest nach einigen Tagen, nachdem
ich meine Wut und mein Entsetzen darüber überwunden hatte,
dass ich ohne eigene Schuld – oder doch nur, weil ich das an
sich harmlose Steckenpferd der Bibliophilie reite –
möglicherweise etwas entfesselt hatte, was viel zerstören
konnte, angefangen bei meinem eigenen durchaus glücklichen und
zufriedenen Leben. Ich machte mich also auf

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