Der Algebraist
Privatkabine. Fassin fuhr herum.
Hatherence ließ sich an der Seite der Dzunda herab. Ihr
Panzer glänzte wie Silber. Sie hatte den Laserstrahl abgefeuert.
Die kleine Kugel schaltete ihre Tarnung ab und entpuppte sich als
verspiegelte Drohne mit Stummelflügeln. In einer Flanke war ein
winziges Löchlein zu sehen, auf der anderen Seite klaffte ein
sehr viel größeres zweites Loch, aus dem Rauch quoll. Nun
drehte sich das Ding mit durchdringendem Knistern um sich selbst und
fiel auf den transparenten Boden. Fassin spürte, wie Valseir
über ihm in der Zugangsröhre zögerte. Der Fahrtwind
pfiff durch das Leck in der Diamantblase.
Der Colonel schwenkte rasch zu ihnen herum und hielt dicht vor der
Kabine im Fahrtwind an. – Alles in Ordnung, Major?, signalisierte sie. Sie kippte ab und sah sich das Gerät an,
das über den gewölbten Boden rollte.
- Scheiße, sendete sie. – Sieht aus wie eines
von den unseren.
Ein weißer Blitz zuckte auf, scheinbar von allen Seiten
zugleich. Fassin war für einen Moment geblendet. Als das Licht
schwächer wurde, stürzte Hatherence bereits wie ein Stein
durch das Gas. Ein Flugkörper zog schneller als die GasClipper
über die Wand der SturmMauer und steuerte auf das Luftschiff
zu.
Als sich der Colonel zwanzig Meter unter der Privatkabine befand,
flammte zwischen der herannahenden Maschine und ihr ein greller,
gelblich weißer Lichtstrahl auf. Ihr Schutzanzug fing Feuer und
explodierte. Die schnelle Drohne – sie war spitz und hatte
Flossen wie ein kleines Gasschiff oder eine Rakete – raste mit
hell leuchtendem Abgasstrahl wieder davon.
Fassin schaute zu Hatherence hinab, sah aber nur noch einen
schwarzen, mantaförmigen Fetzen zwischen den qualmenden
Trümmern des Schutzanzugs davonwehen. Der Fetzen drehte sich,
schnellte sich herum, in einem Stummeltentakel blitzte etwas auf; ein
violetter Strahl schoss auf das Flossenschiffchen zu, verfehlte es
nur um einen Meter. Die Maschine antwortete mit einer weiteren
weißen Linie, die den Colonel durchbohrte. Hatherence flammte
auf wie eine Sonne und war verschwunden.
Valseir hatte die Zugangsröhre frei gemacht. Fassin schoss
hinauf wie eine Granate durch ein Kanonenrohr, der heftige
Rückstoß sprengte die Diamantblase vollends, die
Trümmer wurden von der Dzunda weggeschleudert und folgten
den Resten des Colonels und ihres Schutzanzugs zur konkaven Basis des
Sturms und weiter in die Tiefe.
Valseir wartete oben im breiten Korridor. »Fassin! Was hat
das zu bedeuten?«
»Wie kommen wir von diesem Schiff herunter?«, fragte
Fassin, fasste den alten Dweller an einem Nabenarm und führte
ihn zum nächsten senkrechten Auslass.
»Muss das wirklich sein?«
»Wir werden angegriffen, Valseir.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Also, wie kommen wir hier weg?«
»Ist gegen Rottern etwas einzuwenden?«
»Man ist zu angreifbar. Ich dachte an irgendeine
Maschine.«
»Ich kann uns sicher ein Taxi besorgen. Oder eine von den
Luftschiff-Jollen. Ich werde Captain Xessife fragen.«
»Nein«, sagte Fassin. »Nicht Captain
Xessife.«
»Wieso nicht?«
»Jemand muss diese Drogenschale in die Kabine gestellt
haben.«
Sie hatten die senkrechte Röhre erreicht.
»Aber…« Valseir zögerte. »Warte, was ist das
für ein Geräusch?«
Fassin hörte ein tiefes Jaulen aus verschiedenen Richtungen.
»Könnte ein Alarm sein.« Er deutete nach oben auf die
Röhre. »Du zuerst. Nichts wie weg hier.«
Sie hatten die Röhre zum Zentralkorridor zur Hälfte
hinter sich gebracht, als die Dzunda einen Satz machte.
»Oh-oh«, stöhnte Valseir.
»Weiter.«
Als sie den Hauptgang erreichten, war der Alarm lauter geworden.
Die Dweller schrien sich an, sammelten Tabletts mit Speisen und
Drogen ein und starrten auf die Bildschirme an den Wänden. Auch
Fassin warf einen Blick darauf. »Verdammt«, sagte er
leise.
Die Schirme zeigten konfuse Bilder. Nicht alle Kameras und
Bildschirme waren jetzt noch auf das laufende GasClipper-Rennen
gerichtet. Eine Kamera verfolgte ein schlankes Flossenschiff, das um
das Luftschiff kreiste – derselbe Flugkörper, der
Hatherence angegriffen hatte.
Auf anderen Schirmen waren Dutzende von fremden schwarzen Schiffen
zu sehen, die vom Himmel fielen.
Es waren gastaugliche Raumschiffe der Merkatoria, einige nur
fünfzig Meter, andere drei- bis viermal so lang; pechschwarze
Ellipsoide mit dicken Flügeln und rudimentären aber
windschnittigen Leitwerken und Triebwerksgondeln. Sie stürzten
auf die Luftschiffe zu. Nach jedem
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