Der Algebraist
von ihrer Nahkampfausbildung
erzählt. Wenn man es mit einem feindlich gesinnten Dweller zu
tun hatte – und man selbst als Mensch etwa in einem
konventionellen Raumanzug steckte – lautete der erste Rat, sich
eine möglichst große Waffe zu besorgen. Niemand kannte
eine Methode, mit der es ein unbewaffneter Mensch, auch wenn sein
Anzug gepanzert war, mit einem kräftigen Jung-Dweller aufnehmen
konnte. Hatte man keine große Waffe, dann war die zweitbeste
Möglichkeit: Ganz Schnell Weglaufen. Von allen Spezies in der
Merkatoria konnten nur die Voehn unbewaffnet mit einem Dweller fertig
werden, und auch bei ihnen stand der Ausgang nicht immer von
vornherein fest.
Möglicherweise könnte er Quercer & Janath einfach
rammen. Wenn er sein Gasschiffchen mit der Nase voraus in sie
hineinsteuerte, könnte er sie vielleicht k.o. schlagen oder
kampfunfähig machen, aber er war nicht sicher, ob es in
irgendeinem Teil des Schiffs genügend Platz gab, um die
Geschwindigkeit für ein solches Manöver aufzubauen. Er
müsste ein paar Abteile entfernt anfangen und dann in den
Kommandoraum rasen, wobei er nur hoffen konnte, sofort einen
Volltreffer zu landen. Wenn sie ihn kommen hörten und einfach
beiseite rotterten, würde er nur in die Instrumente krachen. Er
fragte sich, was Hatherence wohl getan hätte. Hätte man sie
überhaupt mitgenommen? Wohl kaum mit Waffen irgendwelcher Art.
Andererseits nahmen die Dweller solche Dinge bekanntlich sehr locker. Wieder andererseits hatte er von dieser Lockerheit hier bisher
nichts feststellen können.
Selbst wenn es ihm gelänge, Quercer & Janath aus dem Weg
zu räumen, was war mit Y’sul? Der ältere Dweller
würde ihm wohl kaum helfen, wahrscheinlich nicht einmal
kooperieren. Y’sul hatte sehr deutlich gemacht, dass er ein
absolut loyaler Dweller war. Er wollte ein guter Führer und
Mentor sein, aber er war kein Verräter, kein Freund der
Menschheit. Er war weder mit der Merkatoria im Bunde, noch hegte er
Sympathien für deren Machtstrukturen, und ihre Zivilisation war
ihm nach eigener Aussage unverständlich und vollkommen egal.
Und selbst angenommen, Fassin könnte die zwei – oder, je
nach Betrachtungsweise, auch drei – Dweller überrumpeln und
das Schiff unter seine Kontrolle bringen – was dann? Er hatte
immer noch keine Spur einer geheimen Navigationsmatrix gefunden.
Wohin sollte er fliegen? Wie sollte er das Wurmloch-Portal finden,
durch das sie hierher gelangt waren? Und wenn er es fände, wie
käme er hinein? Schließlich war davon auszugehen, dass es
bewacht oder zumindest verwaltet wurde. Die Merkatoria-Portale
gehörten zu den am strengsten überwachten und
geschützten Objekten in der Galaxis. Auch wenn die Dweller in
solchen Dingen eine Gleichgültigkeit an den Tag legten, die ans
Chaotische grenzte, würden sie ihn wirklich einfach so durch
eines ihrer Portale fliegen lassen wie durch einen x-beliebigen
Raumabschnitt?
Er hatte versucht, von Quercer & Janath mehr darüber zu
erfahren, wie man ein Wurmloch-Portal – eine Adjutage –
ansteuerte und passierte, dabei aber zu seiner Überraschung
festgestellt, dass die beiden Meister in der Technik des Ausweichens
noch nicht ihr ganzes Können gezeigt hatten. Die Antworten
hatten alle früheren an Unbrauchbarkeit noch weit
übertroffen.
Immerhin hatten sie Fassin erlaubt, das Schiff zu verlassen und
sich ein Stück weit davon zu entfernen, während es weiter
vorsichtig durch das dünne Beinahe-Vakuum des Wölkers
Hoestruem schwebte. Fassin wollte sich möglichst vergewissern,
dass er nicht einem Schwindel aufsaß. Woher sollte er
schließlich wissen, dass er auch wirklich da war, wo Quercer
& Janath behaupteten? Er hatte nur ihre eigene Aussage und die
Informationen auf irgendeinem Bildschirm und in oder außerhalb
von einigen Holo-Displays. Das Ganze konnte ein schlechter Witz sein,
mit dem ihn jemand zum Narren halten wollte. Er musste
sichergehen.
Nach Verlassen der Velpin blieb er auf gleicher Höhe
mit dem Schiff, das durch die angeblich ich-bewusste interstellare
Wolke glitt, und bemühte sich, mit den Sinnen seines
Gasschiffchens festzustellen, ob er sich in einer künstlichen
Umgebung von gewaltigen Ausmaßen befand.
Soweit er sagen konnte, war das nicht der Fall. Er schwebte
tatsächlich in einer Wolke aus Gas und Staub am Rand eines
Planetensystems, ein Viertel des Galaxisumfangs von seiner Heimat
entfernt, auf halbem Wege zum galaktischen Kern. Die Sterne sahen
vollkommen anders aus. Nur die fernen
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