Der Algebraist
Sicherheit.«
»Natürlich.«
»Ich war nur ein wenig schläfrig!«, rief
Y’sul. »Ich habe die Augen zugemacht, um nachzudenken, nur
für einen Moment, nicht mehr!«
»Ungefähr sechsundzwanzig Tage.«
»Wir waren sechsundzwanzig Tage ohne Bewusstsein?«,
fragte Fassin.
»Ständardtage.«
»In etwa.«
»Was!«, donnerte Y’sul. »Heißt
das, man hat uns absichtlich betäubt?«
»So könnte man es ausdrücken.«
»So könnte man es ausdrücken!.« brüllte Y’sul. Er war außer sich.
»Wie gesagt.«
»Und was für eine Ausdrucksweise soll das sein, ihr
elenden Piraten und Kidnapper?«
»Die Ausdrucksweise der reinen Wahrheit.«
»Heißt das, ihr habt uns unter Drogen gesetzt oder
einfach k.o. geschlagen?« Y’sul schrie jetzt aus
Leibeskräften.
»Ja. Ihr hättet euch sonst zu Tode
gelangweilt.«
»Wie könnt ihr es wagen!«, kreischte
Y’sul.
»Außerdem gehört es zu den Bedingungen für
die Benützung der Röhre.«
»Die Reisebedingungen«, leierte die linke Seite von
Quercer & Janath.
Die andere Seite des Vollzwillings pfiff anerkennend.
»Ach ja! Die Reisebedingungen; die sind immer
gültig.«
»Ohne sie können wir nicht zu Diensten sein.«
»Ohne sie kommt niemand durch die Röhre.«
»Könnt… Was?… Ihr… Beding…!«,
stammelte Y’sul.
Fassin gab ihm ein Zeichen und übernahm das Wort. »Ja
richtig. Wenn ihr erlaubt, würde ich euch gerne ein paar Fragen
zu dieser Röhre… äh… dieser Art des Reisens
stellen.«
»Unbedingt.«
»Nur zu.«
»Aber überlege dir die Fragen gut; sonst könnten
die Antworten blanker Unsinn sein.«
»… Eine Schande, so etwas habe ich in meinem ganzen
Leben noch nicht…« Y’sul schwebte zu einer Reihe von
Holotank-Scannern mit mittlerer Reichweite und klopfte daran, als
könnte er damit Leisicrofes Schiff schneller finden.
Fassin hatte gewusst, dass sie länger als ein bis zwei
Stunden ohne Bewusstsein gewesen waren. Das hatte ihm nicht nur seine
eigene Physiologie verraten, sondern auch die Menge an
Säuberungs- und Wartungsarbeiten, die das Schockgel und das
Kiemenwasser zu erledigen hatten. Er war sogar erleichtert, als er
hörte, dass sechsundzwanzig Tage vergangen waren. Natürlich
war es erschreckend, ohne jede Vorwarnung so viel Zeit zu verlieren,
man fühlte sich noch im Nachhinein hilflos (würde es auf
der Rückreise womöglich genauso sein?), aber wenigstens
hatten die beiden nicht von einem Jahr oder gar von sechsundzwanzig
Jahren gesprochen. Was in der Zwischenzeit in Ulubis geschehen war,
wusste nur das Schicksal – da die Systeme seines Gasschiffs
nicht funktioniert hatten, konnte Fassin natürlich auch nicht
kontrollieren, ob sie tatsächlich so lange ohne Bewusstsein
gewesen waren –, aber es hatte den Anschein, als enthielte die
Legende von der Dweller-Liste zumindest ein Körnchen Wahrheit.
Es gab geheime Wurmlöcher, zumindest gab es ein Wurmloch
zwischen Ulubis und Aopoleyin, und Fassin hielt es für
äußerst unwahrscheinlich, dass es das einzige sein sollte.
Der Verlust von zwei Dutzend Tagen war kein zu hoher Preis für
diese Erkenntnis.
Fassin ertappte sich, wie er versuchte, in seinem Gasschiffchen
tief Luft zu holen. »Sind wir tatsächlich durch ein
Wurmloch gekommen?«, fragte er.
»Ausgezeichnete erste Frage! In jedem Sinn leicht zu
beantworten! Ja.«
»Richtig! Nur sprechen wir von Cannula.«
»Wo ist das Ulubis-Ende – das Nasqueron-Ende des
Wurmlochs, der Cannula? Wo ist die Adjutage?«, fragte
Fassin.
»Aha! Er kennt die Terminologie.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Und in einer Hinsicht wieder eine ausgezeichnete
Frage.«
»Ganz deiner Meinung. In anderer Hinsicht vollkommen
hoffnungslos.«
»Kann es dir nicht sagen.«
»Aus Sicherheitsgründen.«
»Wirst du sicher verstehen.«
»Natürlich verstehe ich das«, sagte Fassin. Eine
ehrliche Antwort wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.
»Wie lange existiert das Wurmloch schon?«, fragte er
weiter.
Der Vollzwilling zögerte mit der Antwort. Endlich:
»Weiß nicht.«
»Nicht mit Sicherheit. Wahrscheinlich Milliarden von
Jahren.«
»Möglich.«
»Wie viele davon gibt es noch?«, fragte Fassin.
»Ich meine Wurmlöcher – Cannula?«
»Gleichfalls.«
»Gleichfalls?«
»Gleichfalls wie in – noch einmal – ich weiß
es nicht.«
»Keine Ahnung.«
»Nun ja, eine Ahnung schon.«
»Na schön, eine Ahnung. Kann es dir nicht sagen. Steht
ebenfalls in den Reisebedingungen.«
»Immer diese vertrackten Reisebedingungen.«
»Oh ja, sehr
Weitere Kostenlose Bücher