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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schwerfällig darauf zustolperte.
    Brimiaice hatte gewusst, dass es so enden würde. Alle hatten
es gewusst. Die Mission war seine Idee gewesen, und er hatte darauf
bestanden, sie anzuführen, weil ihm klar war, dass ihr
wahrscheinlich kein Erfolg beschieden sein würde. Am liebsten
hätte er für die Besatzungen nur Freiwillige genommen, aber
das war aus Gründen der Geheimhaltung unmöglich gewesen. Er
hatte mit einigen Schwierigkeiten gerechnet, aber unter den Leuten
war kein Hasenfuß gewesen. Und wenn es wie durch ein Wunder
doch geklappt hätte, nun, dann hätte man ihn und seine
Mannschaft zu den größten Helden der Merkatoria-Epoche
gezählt. Er hatte es nicht deshalb getan, auch die anderen
nicht, aber es war doch die Wahrheit. Und selbst wenn dieser
tollkühne, von vornherein zum Scheitern verurteilte Versuch, den
Feind ins Herz zu treffen, die Invasoren nur ein paar Sekunden lang
aufhielte, hätte er sich gelohnt. Wenigstens hätte Ulubis
ein wenig Courage, ein wenig Heldenmut an den Tag gelegt und den
Beweis erbracht, dass man sich weder einschüchtern ließ,
noch vor Angst erstarrte oder feige kapitulierte.
    Wieder erschütterte ein Treffer das Schiff und ließ
seinen Sessel erbeben. Links von ihm gerieten die Trümmer in
Bewegung, ein verbogenes Metallstück schwebte wie ein
großes eingerolltes Blatt auf ihn zu und verfehlte ihn nur
knapp. Diese Explosion schien ihm stärker zu sein, machte aber
viel weniger Lärm als alle bisherigen, vielleicht deshalb, weil
inzwischen fast alle Luft aus dem Kontrollraum entwichen war. Man
spürte sie mehr, als dass man sie hörte.
    Dunkelheit. Alle Lichter waren ausgegangen, der Bildschirm erlosch
allmählich, das Bild war auf die Netzhaut gebrannt, aber in
Wirklichkeit nicht mehr da, nur sein Schatten hüpfte vor seinen
Augen hin und her, während er nach einem Licht, einer Konsole
oder einem Bildschirmfenster suchte. Irgendetwas musste doch noch
funktionieren!
    Er fand nichts.
    Mit der Dunkelheit wuchs die Stille. Die letzte Luft entwich aus
dem Kontrollraum und dem Schutzanzug.
    Brimiaice spürte, wie in seinem Innern etwas nachgab, und
hörte ein Gluckern, als sich seine Eingeweide in den Hohlraum
zwischen seinem Körper und der Innenseite des Schutzanzugs
ergossen. Er hatte erwartet, dass es schmerzen würde, und er
wurde nicht enttäuscht.
    Irgendwo neben ihm flammte ein Licht auf. Er hob den Kopf. Das
Licht erfasste die ganze Seite des Kontrollraums, und er begriff,
dass er die Rumpfkonstruktion des Schlachtkreuzers sehen konnte, von
außen angestrahlt von einer überwältigend
hellen…
     
    Lieutenant Inesiji von der Palastwache in Borquille lag lang
ausgestreckt in einem kraterförmigen Nest zwischen den
Trümmern einer zerstörten Atmosphäreenergiesäule.
Der Platz vor dem Palast des Hierchon war mit braunen und roten
Röhren, Platten und Staubhügeln bedeckt. Die mehrere
Kilometer hohe Säule war an diesem Morgen beim ersten Angriff in
den Sockel getroffen worden, mit der Basis voran umgestürzt und
unglaublich langsam in einem Umkreis von etwa der Hälfte ihrer
Höhe zusammengebrochen. Als schließlich die kreisrunde
Spitze, ein massiver Turm – mit einem mächtigen, den Platz,
den Palast und alle umliegenden Stadtteile erschütternden
Donnerschlag –, in die niedrigeren umstehenden Gebäude
krachte, war ein gewaltiger Ring aus Staub und Dampf, eine riesige,
brodelnde, in sich rotierende O-förmige Schlinge von hundert
Metern im Durchmesser himmelwärts gerast.
    Inesiji hatte die Katastrophe aus einem der oberen Stockwerke des
Palastes beobachtet, hinter die Bedienungselemente einer Impulskanone
gezwängt, die hundert Meter über der großen
Trümmerwolke unter Tarnnetzen verborgen war. Seine Kameraden,
Menschen wie Whule, waren gefallen und lagen um das Geschütz mit
seinen drei langen Federbeinen herum. Die Invasoren hatten mit
Neutronenwaffen, Bomben und Energiestrahlen fast alle Biowesen in der
näheren Umgebung getötet. Jajuejein waren nicht so leicht
umzubringen. Jedenfalls dauerte es länger. Inesiji hatte
Schmerzen und wurde allmählich steif. Er würde die
nächsten Tage sicherlich nicht überleben, aber noch konnte
er handeln.
    Die Hungerleider hatten diese Waffen gewählt, weil sie den
Palast unbeschädigt übernehmen wollten. Um dieses
symbolische Ziel zu erreichen, mussten sie landen und Bodentruppen in
Marsch setzen. Endlich ein Angriffspunkt, eine Chance, ihnen echte
Verluste zuzufügen und die eigene Ehre zu retten.
    Die ersten

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