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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und Treppen zu dem
schlammigen, dunkelbraunen Wasser herab.
    Fassin versuchte zu erkennen, ob auch er und seine beiden
Begleiter in dem Spiegelbild enthalten wären, aber das andere
Ufer war verlassen.
    »Hast du viele KIs aufgespürt und getötet?«,
fragte er.
    Der Alte verdrehte die Augen. »Hunderte. Tausende.«
    »Du weißt es nicht genau?«
    »Es waren auch Zwillinge und sogar größere Gruppen
darunter. Ich habe an 872 Einsätzen teilgenommen.«
    »Gab es auch Einsätze in Gasriesen?«, fragte
Fassin. Er hatte sich so hingesetzt, dass er den Affen in dem
verbeulten Harnisch im Blick hatte. Der Affe sah ihn an, als er diese
Frage stellte, wandte sich aber gleich wieder ab. Diesmal versuchte
er, mit einem Hämmerchen die Beulen aus seinem Brustpanzer zu
klopfen. Das matte ›Tock-tock-tock‹ hing wie tot über
dem breiten Fluss und erzeugte kein Echo.
    »Ein Einsatz fand teilweise in einem Gasriesen statt. Genauer
gesagt endete er dort. Wir verfolgten ein kleines Schiff voll mit
Anathematen in die Atmosphäre des Gasriesen Dejiminid hinein, wo
sie versuchten, uns in den heftigen Stürmen abzuhängen.
Aber die Protreptik war atmosphäretauglicher als ihr
Schiff, und als sie in ihrer Verzweiflung in immer größere
Tiefen vordrangen, um uns loszuwerden, brach ihr Rumpf unter dem
Druck zusammen und wurde zermalmt. Alle an Bord wurden mit in die
Flüssigmetallschichten gerissen.«
    »Und darüber hat sich kein Dweller beschwert?«
    Der Alte sah ihn fragend an. »Du bist doch nicht etwa ein
Dweller? Ich hatte schon den Verdacht, ich könnte in einem von
Dwellern kontrollierten Substrat laufen.«
    »Nein, ich bin kein Dweller. Ich sagte dir doch, ich bin ein
Mensch.«
    »Nun, die Antwort lautet, sie hatten nicht bemerkt, dass wir
in ihren Planeten eingedrungen waren. Die Beschwerden kamen erst
hinterher. Das war der eine von zwei Einsätzen, bei denen die Protreptik innerhalb eines Gasriesen operierte. Normalerweise
führten wir alle unsere Missionen im Vakuum durch.«
    »Und der zweite?«
    »Liegt noch nicht lange zurück. Wir halfen bei der
Verfolgung einer großen Gruppe von Beyonder-Schiffen in der
Gegend von Zateki. Auch dort blieben wir siegreich.«
    »Was hat dich zum Nekro-Schiff Rovruetz geführt?«, fragte Fassin.
    Das tonlose Tock-tock-tock verstummte. Der rotbraune Affe hielt
den Harnisch ins Licht, kratzte sich an der Brust und begann erneut
zu hämmern.
    »Vertrittst du einen Untersuchungsausschuss der
Lustrale?«, fragte der Alte. »Ist das deine wahre
Identität?«
    »Nein«, sagte Fassin.
    »Aha. Na schön. In den letzten zweihundertfünfzig
Jahren Einheitszeit«, sagte der Alte, »hatten wir nach
Informationen über die so genannte Dweller-Liste gesucht.«
(Bei diesen Worten lachte der schlaksige Affe laut auf, aber das
schien der Alte nicht zu bemerken.) »Zunächst hielten wir
uns lange in der Region des Zateki-Systems auf und stellten
Nachforschungen zur Theorie des Zweiten Schiffes an. Informationen,
die wir dort gesammelt hatten, führten zu etlichen weiteren
Einsätzen. Was die Liste, die Theorie des Zweiten Schiffes oder
die so genannte Transformation betrifft, blieben unsere Ermittlungen
ohne Ergebnis, allerdings konnten im Verlauf dieser
Sekundärmissionen zwei KIs aufgespürt und eliminiert
werden. Vor fünf Monaten wurden wir aus dem Rijom-System
abberufen und ins Direaliete-System geschickt, wo wir auf Abfangkurs
zum Nekro-Schiff Rovruetz gingen. Gründe für diese
Vorgehensweise wurden mir nicht mitgeteilt, die entsprechenden
Befehle gingen an Commander Inialcah persönlich und wurden unter
Umgehung meiner Sinne an ihn übermittelt.«
    »Habt ihr irgendetwas Neues über die Liste und die
Transformation in Erfahrung gebracht?«, fragte Fassin.
    »Ich glaube, die einzige Entdeckung in dem Sinn, dass dem
bereits vorhandenen Gespinst aus Mythen und Gerüchten mehr als
nur ein weiteres Gerücht hinzugefügt wurde, war –
immer vorausgesetzt, sie entsprach der Wahrheit – die, dass die
Portale inaktiv und vielleicht getarnt in den Kuipergürteln oder
den Oort’schen Wolken der jeweiligen Systeme lägen und auf
ein verschlüsseltes Funk- oder ähnliches Signal warteten.
Dieses Signal sei zusammen mit dem Medium und der Frequenz, auf der
es gesendet würde, in der so genannten Transformation enthalten.
Das war insofern einleuchtend, als alle stabilen Orte –
Lagrange-Punkte und dergleichen –, wo Portale normalerweise
über so lange Zeiträume erfolgreich versteckt werden
konnten, leicht

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