Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
zu kontrollieren und zu eliminieren gewesen
wären.« Der Alte sah Fassin spöttisch an. »Bist
auch du einer von denen, die nach der Liste suchen?«
    »Ich war einer«, sagte Fassin.
    »Aha!« Die Repräsentation des alten Mannes schien
zufrieden. »Aber du bist doch nicht tot?«
    »Nein, ich bin nicht tot, aber ich habe die Suche vorerst
aufgegeben.«
    »Was hat dich zum Nekro-Schiff Rovruetz geführt?«, fragte der Alte.
    »Ich glaubte, einer Spur zu folgen, einem Anhaltspunkt, der
mich weiterbrächte«, sagte Fassin. »Aber das Wesen,
bei dem ich das Material vielleicht hätte finden können,
hatte alles zerstört und sich das Leben genommen.«
    »Bedauerlich.«
    »Ja, sehr.«
    Der Greis schaute hinauf in den blau-goldenen, wolkenlosen Himmel.
Fassin folgte seinem Blick, und in diesem Moment verschwand der alte
Mann.
     
    Da war etwas. Fassin saß im Kommandoraum des Voehn-Schiffes,
sein Gasschiff wurde von der Beschleunigung in die provisorische
Liege gepresst, der Hauptschirm zeigte nur die immergleiche, ziemlich
langweilige Aussicht nach vorne, und er wusste, dass er irgendetwas
übersehen hatte.
    Etwas quälte ihn, es ließ ihm keine Ruhe, wenn er nicht
daran dachte oder träumte, bekam er es beinahe zu fassen, doch
bevor er zupacken konnte, war es schon wieder entwischt.
    Er schlief nicht viel – insgesamt nur etwa zwei Stunden
täglich – aber dann träumte er fast immer, als wollte
sein Unterbewusstsein den ganzen Stoff in den spärlichen
Traumraum zwängen, den es zur Verfügung hatte. Einmal stand
er tatsächlich mit aufgekrempelten Hosen in einem kleinen Bach
im Garten eines großen Hauses, das er nicht sehen konnte, und
versuchte, mit bloßen Händen Fische zu fangen. Die Fische
waren seine Träume, obwohl ihm zugleich am Rande bewusst war,
dass er sich selbst in einem Traum befand. Wenn er nach den
geschmeidigen Schatten greifen wollte, die wie längliche
Quecksilbertropfen um seine Füße flitzten, huschten sie
davon und waren verschwunden.
    Als er aufschaute, sah er, dass der Bach durch ein großes
Amphitheater floss, in dem eine große Menschenmenge stand und
ihn gespannt beobachtete.
     
    Am Wendepunkt, wo die Protreptik zu beschleunigen
aufhörte, sich um hundertachtzig Grad drehte und ihre Triebwerke
auf das Ziel richtete, um die Bremsphase einzuleiten, vergewisserten
sich Quercer & Janath eingehend, ob Y’suls Genesung immer
noch zufrieden stellende Fortschritte machte.
    Fassin nützte die Zeit, um das Voehn-Schiff noch etwas
genauer zu erkunden. Er schwebte mit dem Pfeilschiff durch die
schmalen, runden Zugangsröhren und sah sich
Mannschaftsquartiere, Lagerkammern und andere Räumlichkeiten an.
Kameradrohnen verfolgten ihn auf Schritt und Tritt. Das
schiffsinterne Überwachungssystem war so ausgefeilt, dass es
Quercer & Janath nicht schwer fiel, ihn soweit im Auge zu
behalten, wie sie es für nötig hielten.
    Mehrere Schotts hinter dem Kommandoraum glaubte er, die Kabine des
Commanders gefunden zu haben. Sie war von den Privaträumen, die
er bisher gesehen hatte, am großzügigsten dimensioniert.
Drinnen sah es kahl und fremd aus. Eine etwas bequemere Ausgabe der
überall im Schiff vorhandenen Flossersitze, an deren Anblick er
sich inzwischen gewöhnt hatte, Bilder von Stoffbespannungen an
bestimmten Wänden sowie teppichähnliche Muster auf dem
Boden bildeten die gesamte Einrichtung. Fassin sah die Muster, konnte
aber nicht sagen, ob sie aufgemalt oder mit dünnen Folien
aufgebracht worden waren. Es gab auch keine echten
Ziergegenstände, sondern nur Hologramme. Er hatte gehört,
dass dies auf den meisten Kriegsschiffen so gehandhabt wurde; es
sparte Gewicht, und wenn man auf physische Gegenstände
verzichtete und sich mit dem schönen Schein begnügte,
konnten bei heftigen Manövern auch nicht mehr so viele Dinge
durch die Gegend fliegen.
    Er schwebte vor ein Teppichmuster, ein Gitter mit kleinen,
verschnörkelten Glyphen, das wie eine Textpassage aussah, fand
aber in den Speichern des Gasschiffs keine Vergleichsgrundlage
für eine solche Sprache. Was mochten die Zeichen bedeuten? Er
speicherte das Bild. Quercer & Janath würden es
wahrscheinlich löschen, wenn sie das Portal passierten, aber das
war ihm egal.
     
    Beim nächsten Treffen mit dem Schiff ragte am anderen
Flussufer eine massive schwarze Wand, gekrönt mit Zinnen und
Geschütztürmen, direkt aus dem Wasser. Im oberen Viertel
waren Geschützpforten mit weiteren Kanonen gestaffelt über
die gesamte Breite der riesigen Mauer

Weitere Kostenlose Bücher