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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zu
entschlüsseln. Er sagte immer wieder, KIs seien bekanntlich
überschlau und verrieten durch ihre Arroganz manchmal wichtige
Informationen. Auch deshalb hatte er die Passage konserviert und
wollte sie ständig vor Augen haben.«
     
    Fassin träumte, er stünde mit Saluus Kehar auf einem
Balkon über einem Vulkankrater voll rot glühender,
brodelnder Lava. »Wir sollen alle möglichen Kähne auf
Gaslinienform trimmen…«, sagte Sal, dann hielt er inne,
räusperte sich und winkte ab. »Was soll’s«, fuhr
er fort und verwandelte sich in einen Dweller, aber mit menschlichem
Gesicht und ohne größer zu werden. So schwebte er
über die wogende Lava hinaus. »Lauter schwachsinnige
Fehler, kleiner Fassin. Ich habe das Original der Bestie zu einem
Freund und Mitstreiter in die Stadt Direaliete gebracht. Zu einem
Freund und Mitstreiter.«
    Fassin betrachtete seine Hände, um sich zu vergewissern, dass
er noch er selbst war.
    Als er aufschaute, war Saluus verschwunden, und er stand in einem
Fluss, an dessen beiden Ufern Tempel aufragten. Zu den Tempeln
führten steile Treppen hinauf, die so hoch waren wie
Gefängnismauern.
    »Was für ein Original?«, hörte er sich
fragen.
     
    Am anderen Flussufer war eine Stadt aus der Epoche der
Verschwendung zu sehen, Gebäude von mittlerer Höhe, Qualm,
elektrische Züge und mehrspurige Straßen mit
lärmenden Personen- und Lastwagen. Sie mussten die Stimme ein
wenig heben, um sich gegen den Krawall durchzusetzen. Ein
süßlich öliger Brandgeruch zog über den
Fluss.
    Der rotbraune Affe stocherte mit einem riesigen Krummschwert in
seinen blitzenden Zähnen herum.
    »Noch ein Bild?«, fragte der Mann. Er wirkte drahtig und
fit, und er war nicht mehr jung. Sein Bart war ziemlich grau.
»Lass sehen.«
    Diesmal wusste Fassin, was er zu tun hatte. Er zeigte dem Mann das
kleine Bildblatt, das einen gelben Himmel mit braunen Wolken
zeigte.
    »Die Farbe stimmen natürlich nicht«, erklärte
er. »Das ist mir sofort aufgefallen.«
    »Oh ja, da ist ein Bild. Ich kann es erkennen.«
    »Ich weiß, aber was…«
    »Und algebraische Formeln, im Basiscode
verschlüsselt.«
    Bei diesen Worten sauste das lange Krummschwert des Affen auf den
Mann nieder und zerteilte ihn vom Hals bis zur Hüfte. Die beiden
Hälften rutschten über die Stufen in den Fluss,
verwandelten sich in Silber und zappelten davon.
    Fassin schaute zu dem großen Affen auf. »He«,
sagte er, »das war nur ein…«
    »Hältst dich wohl für sehr schlau!«, zischte
der Affe und zog das blitzende Schwert zurück.
    Fassin erwachte. Er zitterte am ganzen Leib. Er lag in einem Sarg
– und hatte sich soeben an der Innenseite des Deckels den Kopf
angestoßen. Er wollte blinzeln, aber es ging nicht. Da war
etwas in seinen Augen, bedeckte sie, bedeckte ihn ganz und gar,
füllte den Mund, die Nase, den Anus…
    Schockgel, Kiemenwasser, das Gasschiff. Verdammt, reiß
dich zusammen, befahl er sich. Wie lange bist du jetzt schon
Seher?
    Die Protreptik, das ehemalige Voehn-Schiff war über
das Diraliete-System auf dem Weg nach Nasqueron, Ulubis. Sie stand
jetzt unter dem Kommando des Vollzwillings Quercer & Janath,
Piraten, Nahkampfspezialisten und Voehn-Killer und nach eigenem
Eingeständnis eine KI.
    Sie flogen mit mäßiger Bremsbeschleunigung wieder ins
System ein und steuerten auf das geheime Wurmloch zu.
    Der Traum löste sich allmählich auf, die Fische glitten
in Sinuskurven durch das Wasser, als winkten sie ihm zum Abschied zu.
Dennoch glaubte er, etwas begriffen zu haben. Was war es gewesen?
    Er war verwirrt.
    Es hatte mit Saluus zu tun. Und war nicht auch Hatherence dabei
gewesen? Zuerst Sals Haus, nur in einem Vulkan, dann die virtuelle
Umgebung, in der er das Schiff getroffen hatte, und das Schiff hatte
sich das…
    Fassin lag im Schockgel wie in einer
Konservierungsflüssigkeit. Seine Augen wurden groß, er
spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Sein Herz krampfte
sich zusammen und begann wild und unregelmäßig zu
schlagen.
     
    Er könnte es selbst tun. Er könnte warten, bis sie
zurückkehrten, zurück nach Ulubis, nach Nasq, und es
jemandem zeigen – wenn er Valseir fände, könnte er ihn
einfach fragen, auch wenn er nicht glaubte, dass er Valseir finden
würde –, aber damit war er nicht zufrieden. Er musste es
wissen.
    Er hatte das Bildblatt in den Speicher des Gasschiffs
übertragen und rief jetzt, während er im Innern des kleinen
Pfeilschiffs im Schockgel lag, die Fotografie auf. Sie schwebte vor
seinem Blick. Der

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