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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Der
Oberste bindet sich zusätzlich mit den Gurten hier fest«,
sagte sie mit einem Blick auf Sal. Dann zog sie ein Messer aus der
Tasche und stieß es in einen der Schulterriemen.
    Sal kniete zitternd am Rand des Loches nieder. »Verdammter
Mist, Taince«, sagte er, »natürlich will jeder hier,
dass sie gerettet wird, aber auf diese Weise bringen wir uns
womöglich alle um. Scheiße, verdammte Scheiße. Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Ich kann das einfach
nicht glauben. So etwas kann nicht passieren, verdammt, das kann doch
gar nicht sein!« Zitternd setzte er sich wieder auf die Fersen
zurück und betrachtete seine Hände, drehte sie hin und her,
starrte sie an, als wären sie ihm fremd. »Ich weiß
nicht, ob ich mich überhaupt halten kann«, sagte er.
»Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Du schaffst das schon«, sagte Taince, die immer noch an
den Gurten herumsäbelte.
    »Verdammt, wir werden alle sterben«, sagte Sal.
»Hölle und Teufel.« Er schüttelte heftig den
Kopf. »Nein. Ich will das nicht. Nein. Nein!«
    »Es wird schon gut gehen«, sagte Taince und verknotete
die abgeschnittenen Riemen rasch mit denen, die noch am Rucksack
befestigt waren.
    Ich bin ganz ruhig, dachte Fassin. Vermutlich stehe ich
unter Schock, aber ich bin vollkommen ruhig. Entweder sind wir
bald alle tot, oder wir kommen mit einem blauen Auge davon,
und dann hält unsere Freundschaft für den Rest unseres
langen Lebens, jedenfalls bin ich überhaupt nicht aufgeregt. Wir
müssen nehmen, was kommt, und solange wir unser Bestes tun und
keiner die anderen im Stich lässt, haben wir uns nichts
vorzuwerfen. Er schaute auf seine eigenen Hände nieder und
sah, dass sie zitterten. Aber das ließ sich beherrschen. Er
beugte und streckte die Finger. Er fühlte sich stark. Er
würde tun, was in seinen Kräften stand, und wenn das nicht
ausreichte, war es nicht seine Schuld.
    Sal sprang auf und geriet dabei gefährlich nahe an den Rand
des Lochs. »Wir haben noch ein weiteres Seil«, sagte er
plötzlich. Er war immer noch sehr blass, aber jetzt war sein
Gesicht fast ausdruckslos. Er drängte sich an Taince vorbei.
    Fassin sah ihn an. Er hatte keine Ahnung, worum es ging.
    »Was ist?«, fragte Taince. Sie rüttelte an einem
quadratischen Stalagmiten, der aus dem Boden ragte, und band die
Rucksackriemen daran fest.
    »Ein Seil«, sagte Sal, deutete in die Richtung, wo der
Flieger stand, und machte einen Schritt nach rückwärts.
»In der Maschine ist noch ein Seil. Ich hole es. Ich weiß,
wo es ist.« Er ging weiter.
    »Sal!«, schrie Taince. »So viel Zeit haben wir
nicht!«
    »Es wird schon reichen. Ich gehe.« Sal blieb nicht
stehen.
    »Verdammt, Sal, du läufst jetzt nicht weg«, sagte
Taince. Ihre Stimme war leiser und tiefer geworden. Sal zögerte
kurz, doch dann schüttelte er den Kopf und rannte los.
    Taince sprang auf und wollte ihn festhalten, aber er war zu
schnell. Er sprang über einen Stalagmiten und rannte auf den
schmalen Spalt zu, durch den Fassin und Taince gekommen waren. Taince
beugte ein Knie und zog die Pistole. »Bleib stehen, du
verdammter Feigling!«
    Vielleicht, dachte Fassin, hätte Taince eine halbe Sekunde
Zeit gehabt, um zu schießen, doch als Sal losspurtete, sich in
den Spalt zwängte und verschwand, senkte sie die Waffe und
steckte sie ein. Dann sah sie Fassin an. Jetzt war ihr Blick leer.
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte sie und
schlüpfte rasch aus der Kombination. Fassin glaubte im ersten
Moment, sie sei darunter nackt, aber sie trug einen einteiligen,
fleischfarbenen Body. Sie fügte Hose und Jacke der Kombination
wieder zusammen und zog daran, um zu sehen, ob die Verbindung hielt.
»Gut«, sagte sie. »Das bindest du dir jetzt um den
Knöchel.«
    Die Riemen am Rucksack gaben nicht nach. Fassin band sie sich um
die Handgelenke, traute ihnen aber nicht zu, sein eigenes und Tainces
Gewicht zu tragen und hielt sich zunächst mit den Händen an
der Kante fest. Auch der Knoten, mit dem er Tainces Hosen an seinem
Knöchel befestigt hatte, löste sich nicht. Taince konnte
ohne Schwierigkeiten zuerst an ihm und dann an ihrer Kombination
hinabklettern. Fassin drehte den Kopf so weit wie möglich nach
hinten, um sie beobachten und auch Ilen im Auge behalten zu
können, so als wäre sie in Sicherheit, solange sie in
seinem Blickfeld war. Doch dann bebte die Erde, und das Schiff
erzitterte. Der Stoß war nicht allzu stark, aber Fassin brach
der kalte Schweiß aus, und Hände, Handflächen und
Finger rutschten

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