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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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die Menschen, die
von den Voehn zu den anderen Planeten gebracht worden waren, waren
bereits recht gut bekannt.«
    »Rest- menschen«, sagte Großonkel Fimender.
Seine Stimme klang komisch, als würde er gleich zu lachen
anfangen.
    Onkel Slovius drehte sich um und sah ihn lange an. »Die Namen
sind nicht so wichtig, auch wenn sie manchmal etwas hart
klingen.«
    »Sorgfältig ausgewählt, um uns auf unseren Platz zu
verweisen und daran zu erinnern, was wir ihnen verdanken, im Guten
wie im Schlechten«, sagte Großonkel Fimender.
    »Die Culmina sagt, jemand hätte sich um die Erde
gekümmert, nachdem die Voehn die Menschen zu den anderen Sternen
gebracht hätten. Sie hätte dafür gesorgt, dass der
Erde nichts Schlimmes passierte, dass sie zum Beispiel nicht von
einem großen Felsen getroffen würde.«
    Großonkel Fimender lachte oder hustete. »Kann jeder
behaupten.«
    Fass schaute nach hinten. Einerseits wollte er, dass der
Großonkel still wäre, damit er Onkel Slovius zuhören
konnte, andererseits aber wieder nicht, denn auch wenn er nicht immer
alles verstand, was Großonkel Fimender sagte, so verriet es ihm
doch allerlei über das, was Onkel Slovius erzählte. Es war,
als würden sich die beiden gleichzeitig zustimmen und
widersprechen. Großonkel Fimender zwinkerte ihm zu und deutete
mit seinem Glas auf Onkel Slovius: »Nein, nein, pass nur gut
auf!«
    »Die Menschen von der Erde erreichten also endlich die Sterne
und stellten fest, dass es überall Aliens gab«, fuhr Onkel
Slovius fort. »Und einige davon waren wir!« Er
lächelte breit.
    »Und es gab sehr viel mehr Alien-Menschen als solche, die
glaubten, sie wären die Menschheit«, ergänzte
Großonkel Fimender. Es klang so, als machte er sich lustig.
Onkel Slovius seufzte und schaute nach vorn.
    Der Flieger flog über schneebedeckte Berge. Vor ihnen
erschien ein Stück Wüste, so rund wie ein Kreis. Onkel
Slovius schüttelte den Kopf und schien nichts mehr sagen zu
wollen, aber der Großonkel wollte reden, deshalb drehte sich
Fass auf seinem Sitz um und hörte ihm zu.
    »Und diese so genannten f-Menschen waren technisch weiter
fortgeschritten. Höher entwickelt, aber eingeschüchtert.
Eine Sklavenrasse, genau wie alle anderen auch. Und alle Träume
der Erde von grenzenloser Expansion und Inbesitznahme waren
plötzlich verflogen wie ein Furz. Die Antwort auf die Frage:
›Wo sind sie denn alle?‹ lautete nun:
›Überall‹, aber der Einsatz im galaktischen Pokerspiel
ist ein Wurmloch, und so mussten wir uns eines finanzieren, damit wir
mitspielen konnten. Dann entdeckten wir, dass
›Überall‹ tatsächlich ›Überall‹
bedeutete, und jedes verdammte Ding, das man sehen und nicht sehen
konnte, bereits irgendeinem Dreckskerl gehörte: jeder Felsen,
jeder Planet, jeder Mond und jede Sonne, jeder Komet, jede
Staubwolke, jeder Zwerg, sogar das verdammte Nichts im Weltall war
für irgendjemanden die Heimat. Du landest auf einem
gottverlassenen Aschebrocken, ziehst eine Schaufel heraus und
glaubst, du kannst jetzt etwas ausgraben, etwas bauen oder sonst
etwas damit anstellen, und hast du nicht gesehen, schon streckt ein
zweiköpfiges Alien seine zwei Köpfe aus seinem Bau und sagt
dir, du sollst verschwinden, oder bedroht dich mit einem Gewehr. Oder
einem Erlass – Ha! Was noch schlimmer ist!«
    Fassin hatte Großonkel Fimender noch nie so viel reden
hören. Er war nicht sicher, ob der Großonkel wirklich mit
Onkel Slovius oder mit ihm redete oder vielleicht doch mit seinen
zwei alten Freundinnen, denn er schaute niemanden an, sein Blick war
nur auf den Picknicktisch gerichtet, der vom Vordersitz
heruntergeklappt war. Vielleicht betrachtete er das Glas und die
Karaffe. Und sein Gesicht war traurig. Die alten Damen klopften ihm
auf die Schulter, und eine strich ihm übers Haar, das
tiefschwarz war, aber dennoch alt aussah.
    »Sie nennen es Präparieren«, sagte er vielleicht zu
sich selbst, vielleicht auch zu dem Picknicktisch. »Aber es ist
eine verdammte Entführung.« Er schnaubte. »Man weist
die Leute in ihre Schranken und hält sie dort fest. Man
lässt uns Träume spinnen und zersticht sie dann wie
Seifenblasen.« Er schüttelte den Kopf und nahm einen
Schluck aus seinem blanken Glas.
    »Präparieren?«, fragte Fass, um sich zu
vergewissern, dass er das Wort richtig verstanden hatte.
    »Hmm? Oh ja.«
    »Aber das ist doch schon immer so gewesen«, sagte Onkel
Slovius. Es klang sanft, und Fass war nicht sicher, ob Onkel Slovius
mit ihm oder mit

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