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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ordnung.
    »Aber ich denke, wir müssen das gemeinsam
durchziehen«, sagte Braam Ganscerel und schaute nach vorne auf
den Bildschirm, wo immer noch stumm die Nachrichten liefen. Ein
Bericht über die Beisetzung weiterer Navarchie-Angehöriger,
die bei dem Angriff auf das Dock-Habitat an Sepektes Lagrangepunkt L5
ums Leben gekommen waren. Ganscerel hatte einen seiner zwei
Stöcke neben sich auf die Liege gelegt, den zweiten hielt er
noch in der Hand. Damit deutete er nun auf den Bildschirm, und der
verwandelte sich gehorsam in ein Schott zurück. Die
Offiziersmesse des schweren Kreuzers war ein großer Raum, der
aber durch senkrechte Säulen und schräge Strebepfeiler
stark untergliedert war. Wie das übrige Schiff war sie für
menschliche Verhältnisse recht bequem, allerdings hatte sich
Colonel Hatherence mit einer Kabine zufrieden geben müssen, die
für eine Oerileithe ausnehmend eng war. Man hatte ihr angeboten,
auf einem Geleitkreuzer mit geeigneteren
Unterbringungsmöglichkeiten zu fliegen, aber das hatte sie
abgelehnt.
    »Wir können doch trotzdem zusammenarbeiten«, sagte
Fassin. »Sie und Paggs virtuell, der Colonel und ich direkt. Auf
diese Weise steht immer ein Ersatz bereit, falls einer Gruppe
irgendetwas zustoßen sollte…«
    »Aha«, sagte Ganscerel. »Siehst du, junger Taak,
genau das ist der Punkt. Wenn wir alle auf Third Fury bleiben und
dieses schöne Schiff und sein Geleitschiff uns beschützen,
dann sind wir alle in Sicherheit. Du möchtest mit einem winzigen
Gasschiff in die unentwegt stürmische Atmosphäre des
Planeten fliegen. Das ist selbst in guten Zeiten ein
gefährliches Unterfangen. In Kriegszeiten ist es einfach
tollkühn.«
    »Braam, das alte Portal wurde von einer ganzen Flotte
beschützt und dennoch zerstört. Third Fury mag sich
bewegen, aber seine Bewegung ist sehr berechenbar. Wenn jemand
angreifen wollte, bräuchte er nur einen kleinen Felsen auf knapp
unter Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen und auf Abfangkurs zu
bringen. Wenn das geschieht, kann uns ein schwerer Kreuzer nur
helfen, wenn er – die Chance steht eins zu einer Million –
sich gerade zu diesem Zeitpunkt dazwischen befindet und den Treffer
abfängt. Da niemand den ganzen Mond mit einer Kugel aus Schiffen
umgeben wird, halte ich es für unklug, sich darauf zu verlassen,
dass ein paar Kriegsschiffe uns vor etwas schützen, gegen das es
so gut wie keinen Schutz gibt.«
    »Warum sollte jemand einen Kleinmond wie Third Fury
angreifen?«, fragte Paggs.
    »Wahrhaftig«, sagte Ganscerel, als hätte er gerade
die gleiche Frage stellen wollen.
    »Kein besonderer Grund«, sagte Fassin. »Aber in
letzter Zeit werden eine ganze Reihe von Orten angegriffen, ohne dass
es einen besonderen Grund dafür gibt.«
    »Das könnte auch für Nasqueron gelten«, gab
Ganscerel zu bedenken.
    »Nasqueron hält sehr viel mehr aus als Third
Fury.«
    »Du könntest auch selbst ins Visier genommen
werden.«
    »In einem Gasschiff wäre ich – selbst mit Colonel
Hatherence als Copiloten – praktisch nicht zu orten«,
erklärte Fassin.
    »Es sei denn«, sagte Paggs, »sie müsste
ständig Kontakt mit ihren Vorgesetzten halten.«
    »Und das könnte der tiefere Grund sein, warum wir alle
zusammen auf Third Fury bleiben und uns auf einen virtuellen Trip
beschränken sollten«, seufzte Ganscerel und sah Fassin an.
»Kontrolle. Zumindest der Anschein davon. Unsere Herren sind
sich vollauf bewusst, wie wichtig diese Mission ist, auch wenn sie es
im Augenblick nicht für nötig halten, all jenen
Auskünfte über ihre wahre Natur zu geben, die eigentlich
Bescheid wissen müssten. Natürlich haben sie eine
Heidenangst davor, dass man ihnen die Schuld gibt, wenn etwas schief
geht. Tatsächlich liegt alles an uns: ein Haufen Gelehrter,
für die sie nie viel übrig hatten, auch wenn…«
– Ganscerel sah die versammelten Juniorseher an – »der
Umstand, dass Ulubis ein Zentrum für Dweller-Forschung ist, das
Einzige darstellt, was unser System in irgendeiner Weise
bemerkenswert macht.« Wieder richtete er den Blick auf Fassin.
»Sie können sehr wenig tun, deshalb werden sie sich mit
äußerster Sorgfalt auf jede Kleinigkeiten konzentrieren,
die sie beeinflussen können. Wenn wir alle scheinbar sicher auf
Third Fury sitzen, von einer kleinen Kriegsflotte beschützt,
werden sie das Gefühl haben, alles in ihrer Macht Stehende zu
tun, um uns zu helfen. Wenn sie dich nach Nasqueron fliegen lassen
und etwas schief geht, gibt man ihnen die Schuld. Insoweit

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